Gestern, heute - jetzt
präsentierte Simone den Champagner, worauf sie zustimmend nickte. Der Maitre entkorkte ihn und füllte blitzschnell drei Gläser.
„Bringen Sie bitte den Rest der Flasche in die Küche, Inigo“, bat Simone. „Der Chefkoch soll den Champagner probieren und uns dann sagen, welche Canapés seiner Meinung nach am besten dazu passen würden.“
„Meinen Sie das ernst?“ Inigo blickte zu Rafael hinüber, als wolle er sich dort eine Bestätigung holen. „Meint sie das ernst?“
Rafael nickte. „Sie delegiert gern von oben herab.“
„Nun, das ist eine Art der Interpretation“, versetzte Simone zuckersüß. Wie sollte sie sich zurückhalten, wenn Rafael ständig gegen sie stichelte? „In Wahrheit möchte ich den Fachleuten die Möglichkeit geben, ihren Job zu machen.“ Sie griff nach dem Eiskübel und reichte ihn an Inigo. „Küche“, sagte sie entschieden.
„Küche“, murmelte der Maitre. „Ich bin schon auf dem Weg. Vor mir breitet sich der Masterplan der Prinzessin aus, und ich liebe ihn“, zwitscherte er. „Ich entkorke nur noch rasch den Rotwein.“ Was er tat. „Bitte sehr. Atme, mein Baby, atme. Ich habe so das Gefühl, dass ich dich später noch sehen werde.“ Fröhlich summend verschwand Inigo.
„Herzlichen Glückwunsch“, gratulierte Rafe. „Du hast eine Eroberung gemacht.“
„Haben wir das nicht alle?“, entgegnete Simone und hob eine Augenbraue.
„Simone“, mahnte Gabrielle streng, „hör auf, ihn zu provozieren. Ich werde nicht für die Konsequenzen gerade stehen. Rafe ist keine zwölf mehr. Er wird sich nicht damit begnügen, dir einen Frosch in den Schuh zu stecken.“
„Schade“, seufzte Simone sehnsüchtig. „Ich mag Frösche.“ Als Kind hatte sie ihnen Nester in den schattigen Nischen des Gartens von Caverness gebaut, und Rafael wusste das. Die Frösche, die er ihr in die Schuhe gesteckt hatte, waren ein Geschenk an sie gewesen und keine Strafe für ihre Neckereien. „Auf die Frösche“, sagte sie und griff nach einem Glas Champagner.
Rafael presste die Lippen zusammen, während er ebenfalls nach einem Glas griff. Er trank es mit einem Zug halb aus. Der Mann war offensichtlich durstig und überhaupt nicht gut gelaunt. Vielleicht hatte sie die Flasche ein wenig voreilig in die Küche geschickt.
„Es ist Lucs Lieblingsjahrgang“, bemerkte sie. „Magst du ihn?“
„Er ist hervorragend“, erklärte er knapp. „Nicht, dass du meine Meinung benötigst.“
„Ich wollte nur sichergehen. Das mach ich oft. Berufsrisiko.“
„Und womit genau verbringst du deine Tage so, Prinzessin? Außer mit delegieren, selbstverständlich.“
Na, na, er forderte den Ärger ja förmlich heraus. „Oh, nicht mit besonders viel“, gab sie leichthin zurück. „Ich arbeite ein wenig im Garten von Caverness. Ich kümmere mich um die Unterhaltung des Châteaus. Ich leite die europäische Marketingabteilung der Duvalier-Weindynastie. Solche Dinge.“
„Vergiss nicht das Heuern und Feuern“, fügte Gabrielle hinzu. „Das tust du auch.“
Simone schüttelte den Kopf. „Nein, das macht normalerweise Luc.“
„Aber du warst diejenige, die vorgeschlagen hat, dass Josien sich woanders eine Arbeit suchen soll“, insistierte die Freundin ruhig.
„Oh.“ Sie holte tief Luft. „Das. Ja, das kam von mir.“
Rafaels plötzliches Schweigen beunruhigte sie. Sein scharfer Blick noch mehr.
„Du hast Josien gefeuert?“ Seine Stimme klang mild. Zu mild. „Du?“
„Ja.“ Simone gab sich größte Mühe, unter seinem unnachgiebigen Blick nicht zu zittern. Sie hatte seine Mutter aus einer Stellung entlassen, die sie beinahe dreißig Jahre innegehabt hatte – allerdings war dies nicht ohne guten Grund geschehen. Rafe war nicht dabei gewesen. Er hatte nicht mit eigenen Augen gesehen, wie untragbar Gabrielles Position als Lucs Ehefrau gewesen wäre, wenn Josien als Haushälterin in Caverness geblieben wäre. „Ich.“
„Warum?“
Oh, oh, wie sollte sie diese Frage beantworten? Auch wenn Rafe schon seit Jahren nicht mehr mit Josien gesprochen hatte, es war niemals gut, die Mutter eines Mannes zu kritisieren. „Weil es an der Zeit war, dass sie ging“, erklärte sie knapp. „Weil ich nicht tatenlos zusehen konnte, wie sie das Glück vergiftete, das Gabrielle und Luc gefunden hatten.“ Trotzig hob sie das Kinn. „Und weil ich in der Position war, es zu tun.“
Rafael trank den Rest seines Champagners. Er sah aus, als würde er eine ganz besonders bittere Medizin schlucken und
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