Gestohlene Liebe - Naughton, E: Gestohlene Liebe
weggegeben.«
»Was?« Die Ungläubigkeit schraubte ihre Stimme in die Höhe.
»Einer Freundin«, sagte er beiläufig. »Als Dankeschön, wenn du es so willst. Dafür, dass sie mich letztendlich dazu überredet hat, den ganzen ägyptischen Mist zu versteigern, den ich über die Jahre gesammelt hatte und der nur Platz in unseren Lagerräumen weggenommen hat.«
»Du … du hast ihn jemandem gegeben? Einfach so?«
Regte sie sich auf, weil er ihren wertvollen Beweis weggegeben hatte oder weil sie der Meinung gewesen war, dass der Halsschmuck einen sentimentalen Wert für ihn hatte, da er ihn von ihr hatte?
Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Und er würde nicht zugeben, dass er dieses spezielle Stück weggegeben hatte, gerade weil es mit Sentimentalität behaftet war. Es war das Letzte, das er von ihr bekommen hatte. Das Letzte, das sie berührt hatte, bevor sie – wie er fälschlicherweise geglaubt hatte – gestorben war.
»Wo?«, fragte sie. »Wo ist er?«
»An einem Ort, der sicherer ist als dein Rucksack.«
Er konnte sehen, wie es in ihrem Kopf arbeitete, als sie sich auf der leeren Straße umblickte. Die Dämmerung ging rasch in Dunkelheit über, doch ihr besorgtes Gesicht wurde von einer Straßenlaterne angeleuchtet. »Wir müssen ihn zurückbekommen. Du begreifst das nicht. Wenn er in die falschen Hände gerät –«
»Das wird er nicht. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass er sicher verwahrt und eingeschlossen ist. Jetzt erzähl mir von Charles Latham.«
Sie fügte sich offensichtlich in die Tatsache, dass sie ihn nicht so schnell loswürde, und ließ sich auf die Bank sinken. »Er war der Leiter unserer Ausgrabungsstätte im Tal der Könige.«
»So viel wusste ich auch schon.«
»Er …« Sie rieb sich mit einer Hand über die Stirn. »Ich vermute, er ist irgendwie in die ganze Sache mit der Schmuggelei verwickelt gewesen. Sawil sagte, er habe mit Latham über seinen Verdacht gesprochen, aber es habe nie irgendwelche Konsequenzen gegeben. Latham ist mit Sawils Bedenken nie zum SCA gegangen, wie er behauptet hat. Ich weiß das, weil ich nach Sawils Tod beim SCA nachgefragt habe.«
»Vielleicht hatte er Angst, dass man ihn verfolgen würde.«
»Vielleicht. Aus heutiger Sicht betrachtet, hatte Latham sich in den letzten paar Tagen seltsam benommen. Beobachtete Sawil, schlich überall herum. Damals dachte ich mir nicht viel dabei, verstehst du? Ich meine, ich war abgelenkt durch die Sache mit … uns. Aber im Nachhinein wurde mir klar, dass mit Latham irgendwas nicht gestimmt haben konnte.«
»Und da kommst du her und willst mit ihm reden? Wenn er mit dieser Bande unter einer Decke steckt, könnte er Busir und diesen durchgeknallten Minyawi anrufen und ihnen sagen, wo du bist.«
»Ja.« Sie nickte. »Schon möglich, aber ich hatte nicht vor, ihm Gelegenheit dazu zu geben.«
Er dachte an die Pistole, die er in ihrem Rucksack gesehen hatte. Was zum Teufel war die Frau alles bereit zu tun, um ihre eigene Haut zu retten?
»Außerdem«, sagte sie, ehe er fragen konnte, »ist es mir mittlerweile eigentlich egal, was mit mir geschieht. Ich will einfach nur, dass es vorbei ist.«
Etwas Beunruhigendes durchfuhr ihn. Wenn ihr egal war, was mit ihr geschah, warum tat sie dann das alles überhaupt?«
»Dann komm«, sagte er und versuchte, den Gedanken zu verdrängen. »Lass es uns herausfinden!«
Das Haus von Latham war ein ausgedehntes zweistöckiges Anwesen an der Ecke einer ruhigen Straße. Das Licht der Veranda schien durch die Dunkelheit. Auf der Treppe zum Eingang waren noch von den Herbstfeiertagen übrig gebliebene Kürbisse aufgestellt.
Pete packte Kat am Ellenbogen, ehe sie klingeln konnte. »Nur dass wir uns einig sind. Falls irgendwas Unvorhergesehenes geschieht, bleibst du bei mir und rennst nicht wieder alleine auf und davon.«
Sie nickte, und er wusste, sie würde auf ihn hören, denn er hatte das Einzige, was sie wollte: den Halsschmuck.
Sie warteten dreißig Sekunden, und als niemand aufmachte, klingelte Kat noch einmal. Als Pete bereits dachte, dass es keinen Sinn mehr hatte, hörte er Schritte im Haus.
Die Tür öffnete sich einen Spaltbreit, und eine Frau mittleren Alters spähte hindurch. »Kann ich Ihnen helfen?«
Kat trat vor, damit die Frau sie besser sehen konnte. »Mein Name ist Katherine Meyer. Es tut mir leid, dass ich Sie so spät noch störe, aber ich habe einmal mit Charles Latham zusammengearbeitet. Das hier ist mein Kollege Peter Kauffman. Wir würden
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