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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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bestritt. Die Geldbörsen der Hotelgäste waren vor ihm vermutlich nicht sicher.
    Erik fühlte sich in seinem Verdacht bestätigt, als sich die Augen des jungen Mannes erschrocken weiteten und gleich darauf umherirrten, als suchten sie nach einem Fluchtweg. Erst als er hörte, dass Erik den Hotelier sprechen wollte, verschwand die Angst aus seinem Gesicht. »Es geht um den Mord an Frau Feddersen, oder? Der Chef und seine Frau sind in der Wohnung.« Er wies zu einer Tür, auf der Privat stand. Bevor Erik klopfte, ergänzte er: »Die beiden sind völlig fertig.«
    Valerie saß neben Mathis auf dem Sofa, einen Arm um seine Schultern gelegt. Erik kniff die Augen zusammen, als müsste er sich an ein grelles Licht gewöhnen, bevor er den Raum betreten konnte. Er hatte das Ehepaar Feddersen noch nie so nah beieinander gesehen und musste dem Wunsch widerstehen, sich umzudrehen und ein zweites Mal hereinzukommen, damit sie die Gelegenheit hatten, sich voneinander zu lösen, bevor er eintrat. Er wollte Valerie wieder so erleben, wie er sie nie anders erlebt hatte: mit einem Abstand von mindestens einer Armeslänge zu ihrem Mann.
    Valerie erhob sich und reichte Erik wortlos die Hand. Ihr Gesicht war ernst. Zwar sah er keine Trauer darin, aber es strahlte Würde aus und ein angemessenes Mitgefühl – mit dem Schicksal der Toten und der Trauer ihres Mannes.
    Mathis Feddersen schien zu kraftlos zu sein, um sich zu erheben. Als er Erik die Hand reichte, hob er lediglich seinen Körper um ein paar Zentimeter an, um zu zeigen, dass er höflich sein wollte, aber zu einem größeren Maß an Entgegenkommen nicht in der Lage war.
    Er war ein großer, schlanker Mann mit einem verschlossenen Gesicht und kühlen Augen. An diesem Tag trug er eine dunkle Hose und ein weißes Hemd mit offenem Kragen. Vermutlich hatte er sich morgens für diese legere Kombination entschieden, damit er sich nach dem Besuch seiner Tante nur ein Jackett überziehen musste, um korrekt gekleidet zu sein, wie es sich für einen Hotelier gehörte.
    Valerie in ihrem duftigen Sommerkleid, der hellen Haut, den blonden Haaren und den stahlblauen Augen schien nicht richtig zu ihrem Mann zu gehören, der düster wirkte, schroff und mürrisch. Erik fand Mathis Feddersen nicht besonders sympathisch, was aber vermutlich seinen Grund darin hatte, dass Mathis mit Valerie verheiratet war.
    Erik ließ sich in einem Sessel nieder und wartete, bis Mathis begriff, warum er gekommen war. Nicht als Lucias Mann, als Bekannter, der sein Beileid aussprechen wollte, sondern als Kriminalbeamter, der den Mord an Magdalena Feddersen aufzuklären hatte. Er strich ausgiebig seinen Schnauzer glatt, ehe er Mathis bat zu erzählen, was sich zugetragen hatte.
    Alles, was der Hotelier mit schwankender Stimme vorbrachte, deckte sich mit dem, was Frau Berhenne berichtet hatte. »Es war entsetzlich«, schloss Mathis kaum hörbar. »Das viele Blut! Einfach schrecklich!«
    Auf Eriks Frage, wem er diese Tat zutraute und wer ein Motiv für den Mord haben könnte, zuckte Mathis die Achseln. »Da fällt mir niemand ein. Tante Magdalena hatte keine Feinde.«
    »Erzähl mir von ihr, ich habe sie ja nur flüchtig gekannt«, bat Erik. »Vielleicht findet sich ein Motiv in ihrer Vergangenheit.«
    Mathis hielt das für ausgeschlossen. »Außerdem gibt es über Tante Magdalenas Leben nicht viel zu berichten. Sie ist auf Sylt geboren und hat, soviel ich weiß, nie woanders gelebt.« Er stockte. »Mit einer Ausnahme. Als Sechzehnjährige hat sie ein halbes Jahr auf dem Festland verbracht.«
    »Zu welchem Zweck?«
    Mathis lächelte schief. »Genaues weiß ich nicht. Darüber wurde in unserer Familie immer nur hinter vorgehaltener Hand getuschelt. Ich weiß nur so viel: Tante Magdalena hatte sich in einen Mann verliebt, der ihren Eltern nicht passte. Um die beiden auseinanderzubringen, wurde sie weggeschickt. Vermutlich so lange, bis sicher war, dass die Liebe die Trennung nicht überdauert hatte.« Für ein paar Augenblicke stahl sich ein Lächeln auf sein Gesicht, das winzige Funken in seinen Augen entzündete. »Anscheinend war es eine große Liebe. Sie hat später nie wieder einen Mann angeguckt. Nach dem Tod ihrer Eltern hat Tante Magdalena mit meinem Vater, ihrem Bruder, das Hotel weitergeführt. Als mein Vater heiratete, hat sie sich auszahlen lassen. Meine Mutter und Tante Magdalena verstanden sich nicht besonders gut.«
    »Was hat deine Tante mit dem Geld gemacht, das dein Vater ihr zahlen musste?«
    Mathis

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