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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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herab.
    Mathis warf ihr einen kurzen Blick zu. »Sie wollen den letzten Autozug nehmen. Allmählich dürften die Männer wieder fahrtüchtig sein. Oder wie lange dauert das mit dem Restalkohol?«
    Als Erik das Hotel Feddersen verließ, schleppten die Berlings und ihre Freunde, die Achtermanns, gerade die Koffer aus dem Hotel. Mathis und Valerie Feddersen standen in der Tür und blickten ihnen nach. Der zwölfjährige Ole hatte sich zwischen sie gedrängt, schmiegte sich an Mathis und hielt die Hand seiner Mutter.
    Erik schüttelte, ärgerlich über sich selbst, den Kopf. Was machte er sich Gedanken über die Feddersens? Dass Mathis ein Mann war, mit dem Erik nie warm geworden war, hatte nichts zu bedeuten. Ebenso wenig wie die Tatsache, dass die beiden nicht glücklich miteinander waren. Lucia hatte gelegentlich über die Ehe der Feddersens gesprochen, die nach dem Börsencrash immer schlechter geworden war. Aber sie hatte jede Erzählung über die Feddersens mit Valeries Vorsatz beendet, an der Ehe festzuhalten. Mathis war ihrem Sohn Ole, den sie mit in die Ehe gebracht hatte, der beste Vater, den sie sich wünschen konnte. Er liebte den Jungen, und Valerie war fest entschlossen, die Familie, die sie ihrem Kind geschaffen hatte, zu erhalten. »Sie hat eine total überspannte Angst, ohne Familie zu sein«, hatte Lucia gesagt. »Valerie kann froh sein, dass Mathis kein starker, selbstbewusster Mann ist. Dann würde er sich nicht damit begnügen, für Valerie Familie zu sein, er würde auch ihr Mann und ihr Geliebter sein wollen.«
    Erik startete und fuhr langsam am Hotel Feddersen vorbei. Berlings und Achtermanns inspizierten gerade ihren Reiseproviant, der vor allem aus Bierdosen bestand. In der ersten Etage öffnete sich ein Fenster, und Donata Zöllner hielt ihr Gesicht der verlöschenden Sonne entgegen. Ob sie wusste, was mit ihrer alten Freundin geschehen war? Ob sie ihm vielleicht sogar wertvolle Hinweise geben konnte? Oder fand sich ein Motiv vielleicht gerade bei ihr?
    Erik beschloss, später mit ihr zu reden. Jetzt musste er erst mal nach Hause fahren, um sich seiner Schwiegermutter zu widmen. Das Gespräch mit Donata Zöllner hatte Zeit.
    Mamma Carlotta hatte ihr Strahlen zurückgewonnen. Sie schwenkte die Paprikaschoten wie Trophäen und schleuderte sie mit einer Grandezza in die Marinade, die Anna Magnani in keinem ihrer Filme besser gelungen war.
    »Du hast wunderbar herausgearbeitet, dass die Blumen für Liebe und Freundschaft stehen, Carolina. Also … zumindest bin ich zu dieser Meinung gekommen. Aber natürlich können andere Leser auch zu einer ganz anderen Ansicht gelangen. Einfach wunderbar, wie du jedem Leser die Möglichkeit gibst, eine eigene Entscheidung zu treffen.« Die Champignons landeten so schwungvoll auf den Paprikaschoten, dass die Marinade an die Gardinen spritzte. »Und dann dein Sprachrhythmus! Er ist … also, meistens ist er es auch … nur manchmal …« Mamma Carlotta versuchte, die Auberginen sprechen zu lassen, indem sie sie rhythmisch durch die Marinade zog und zusah, wie das Olivenöl-Balsamico-Gemisch im gleichen Rhythmus aus der Schale schwappte.
    Carolin tupfte die Spritzer mit dem Zeigefinger auf und sah ihre Großmutter mit großen, staunenden Augen an. »Wie meinst du das?«
    Mamma Carlotta dachte angestrengt nach. Auf keinen Fall sollte das Staunen aus Carolins Blick verschwinden. Langsam und vorsichtig versuchte sie zu wiederholen, was Fietje gesagt hatte: »Ruhe und Bewegung, das sind die Atemzüge vom Sprachrhythmus. Ja, genau! Die Sprache muss atmen, und der Autor muss genauso atmen wie sie.«
    Carolin starrte ihre Nonna an. »Ich muss das sofort überprüfen«, sagte sie aufgeregt. »Bei jedem Text, den ich geschrieben habe.« Sie griff nach dem neuesten Roman von Gero Fürst. »Und dann muss ich unbedingt nachsehen, ob Gero Fürst das auch so macht. Mit dem Sprachrhythmus atmen …«
    Ohne ein weiteres Wort verließ sie die Küche. Felix war schon gegangen, als seine Schwester und seine Großmutter dieses langweilige Gespräch begonnen hatten. Er war zum Fußballplatz aufgebrochen, obwohl nicht zu erwarten war, dass Mathis Feddersen, der Trainer der Jugendmannschaft, heute auf dem Platz stehen konnte. Trotzdem hatte Felix nicht zu Hause bleiben wollen. »Sonntag ist unser wichtiges Spiel gegen die Husumer. Vielleicht hat Mathis für Ersatz gesorgt.«
    Mamma Carlotta warf einen Blick auf die Goldbrasse, die im Backofen schmorte, dann machte sie sich daran,

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