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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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zweimal die Woche kam Mathis mit Brötchen ins Haus«, erzählte sie weiter. »Immer, wenn es nicht viel Arbeit im Hotel gab. Und die gab es ja immer weniger. Nur noch in der Hauptsaison, wenn Gäste bei ihm absteigen, die nirgendwo mehr ein günstiges Quartier finden.« Frau Berhenne schüttelte mitleidig den Kopf. »Feddersens Bruchbude muss dringend renoviert werden. Aber er hat ja kein Geld.«
    »Konnte seine Tante ihm nichts leihen?«
    »Warum?« Frau Berhenne lachte verächtlich. »Sie hat ihn gewarnt, er wollte nicht auf sie hören – er musste selber sehen, wie er klarkam.«
    »Hat er seine Tante jemals um einen Kredit gebeten?«
    Erik las an Frau Berhennes Miene ab, dass ihr ein Gedanke kam, der ihr nicht behagte. Sicherlich konsumierte sie in den Wintermonaten den einen oder anderen Fernsehkrimi und wusste, wann man von einem Motiv reden konnte. Deswegen sprach sie ihren Gedanken nicht laut aus, sondern flüsterte kaum vernehmlich: »Ich weiß es nicht. Aber jetzt sieht ja sowieso alles anders aus. Jetzt, wo er alles erbt …« Frau Berhenne blickte zu der Flasche mit dem Aufgesetzten, dessen Unterstützung sie gebraucht hätte, um den schrecklichen Gedanken, der ihr gekommen war, auszusprechen. Doch sie ließ die Flasche stehen und schwieg.
    »Sie wissen, dass der Neffe alles erbt?«, fragte Erik.
    Frau Berhenne schüttelte zögernd den Kopf. »Wissen? Nein, wissen tu ich nichts. Aber er ist doch Magdalenas einziger Verwandter. Also muss man wohl davon ausgehen.«
    Erik ließ sich erzählen, wie der Vormittag abgelaufen war. Auch diesmal hörte er sich zunächst geduldig an, wie gut Frau Berhenne ihre Gäste kannte, denen sie frühmorgens die frische Milch besorgte, und ließ sich schildern, wie sie in den Garten gegangen war, um die Schaukel abzutrocknen, die zu früher Stunde feucht vom Tau war. »Da sah ich, dass die Rollläden vor Magdalenas Schlafzimmerfenster noch heruntergelassen waren.«
    »Sie haben sich Sorgen gemacht?«
    Frau Berhenne schüttelte den Kopf. »Eigentlich nicht. Es ist schon oft vorgekommen, dass Magdalena vergessen hat, die Rollläden hochzuziehen. Und ebenso oft kam es vor, dass sie noch im Bett lag.« Sie schüttelte den Kopf und seufzte, als spräche sie von einem ungezogenen Kind. »Aber es war nun mal so verabredet. Ich habe jedes Mal nach dem Rechten gesehen, auch wenn ich dann von Magdalena ausgelacht wurde.«
    »Und diesmal?«
    »Diesmal hat sie mich natürlich nicht ausgelacht.« Nun brauchte sie doch noch einen Aufgesetzten. »Ich wollte gerade den Schlüssel zu Magdalenas Haus raussuchen, da öffnete Mathis das Küchenfenster und fragte, ob ich wüsste, wo seine Tante ist. Ich bin natürlich sofort rübergelaufen, und – stellen Sie sich vor! – er machte sich überhaupt keine Sorgen. Er glaubte, sie wäre beim Arzt oder zum Einkaufen gefahren. Schade, sagte er noch, anscheinend hat sie bereits gefrühstückt, und ich komme mit meinen Brötchen zu spät.« Aufgeregt berichtete Frau Berhenne, dass sie Mathis den Vorschlag gemacht habe, im Schlafzimmer nachzusehen. »Mir kam das komisch vor. Magdalena war selten so früh unterwegs. Sie hasste es, sich am Morgen zu beeilen. Aber Mathis hat gesagt, es könne nicht sein, dass seine Tante noch schlafe. Er habe mehrmals das Telefon läuten hören, das auf ihrem Nachttisch steht, und sie habe das Gespräch nicht angenommen. Also könne sie nicht im Haus sein.«
    Erik gönnte ihr ein paar anerkennende Worte, weil sie trotz dieser Indizien so umsichtig gewesen war und einen Blick ins Schlafzimmer geworfen hatte. Daraufhin übermannte Frau Berhenne die Erinnerung an das, was sie dort gesehen hatte. Laut schluchzend erging sie sich in Selbstvorwürfen, weil sie das Entsetzliche nicht hatte verhindern können.
    Erik ließ sie eine Weile klagen, dann fragte er: »War in letzter Zeit irgendwas anders als sonst? Haben Sie jemanden bemerkt, der sich für das Nachbarhaus interessierte? War Frau Feddersen verändert in letzter Zeit? Hat sie sich Sorgen gemacht? War sie unruhig? Ängstlich?«
    »Na ja, etwas war wirklich komisch. Magdalena hat mir oft davon erzählt. Allerdings habe ich ihr kein Wort geglaubt.« Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nein, es ist unsinnig. Ich habe es ihr immer wieder gesagt. Magdalena, habe ich gesagt, du spinnst.«
    »Worum ging es?«
    »Vor einigen Wochen fing es an. Sie behauptete, jemand sei in ihrem Haus gewesen.«
    »War ihr etwas gestohlen worden?«
    Frau Berhenne zuckte die Schultern.
    »Mal ein

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