Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
Vom Netzwerk:
Totschlag ausgehen?«
    Sören zuckte die Achseln. »Wir könnten Frau Berhenne nachsehen lassen, ob hier was fehlt, was als Waffe infrage käme.«
    Erik sah Dr. Hillmot fragend an. »Was meinen Sie, Doc? Was könnte die Tatwaffe gewesen sein?«
    »Vielleicht kann ich Genaueres sagen, wenn ich die Leiche in der Pathologie untersucht habe. Womöglich finden sich Spuren der Tatwaffe in der Wunde. Können wir die Tote jetzt abtransportieren?«
    Erik nickte und wandte sich an Kommissar Vetterich: »Wir müssen den Schreibtisch durchsuchen. In aller Gründlichkeit. Es sieht so aus, als hätte die Tote dort etwas gesucht.« Erik tastete mit den Augen die Regalwand ab. »Das muss auch alles noch einmal untersucht werden. Wir müssen herausfinden, was Donata Zöllner hier wollte. Welche Verbindung gibt es überhaupt zwischen den beiden Toten? Wirklich nur diese Ferienfreizeit in der Nähe von Bremen? Vor fast vierzig Jahren?«
    Vetterich sah ihn misslaunig an. »Wir haben hier doch schon alles umgekrempelt. Nach dem ersten Mord!«
    »Jetzt ist aber ein zweiter Mord passiert«, entgegnete Erik mit scharfer Stimme. »Und die Spurensicherung hat mittlerweile ein anderes Ziel. Wir suchen etwas, was die Verbindung zwischen Magdalena Feddersen und Donata Zöllner beweist. Darin muss das Motiv für beide Morde liegen. Klar?«
    »Alles klar!« Vetterich winkte seinen Leuten und ging ins Nebenzimmer.
    Erik wandte sich an Sören. »Das Aufleben der alten Freundschaft nach fast vierzig Jahren – daran glaube ich nicht mehr. Es sieht so aus, als wäre Donata Zöllner aus einem anderen Grund nach Sylt gekommen.« Er dachte kurz nach und beschloss dann: »Ich fahre ins Hotel Feddersen und sehe mir ihr Zimmer an. Sie finden währenddessen alles heraus, was wir über die Tote wissen müssen. Gegen zwei treffen wir uns bei mir zu Hause.«
    »Was ist mit den Angehörigen?«, fragte Sören.
    »Mathis Feddersen hat heute Morgen mit dem Ehemann gesprochen. Er wird mir seine Telefonnummer sagen können. Ich werde ihn verständigen. Und dann muss ich meiner Schwiegermutter erklären, dass ihre neue Freundin ermordet wurde.« Er verzog das Gesicht. »Himmel, wird das ein Theater geben!«
    Sören sah Erik nicht an, als er antwortete: »Sie müssen vorsichtig mit ihr umgehen. Sie hatte gerade einen kleinen Schwächeanfall.«
    Erik lachte ungläubig. »Schwächeanfall? Meine Schwiegermutter? Die hat noch nie im Leben unter Schwäche gelitten. Was die alles schon mitgemacht hat, ohne eine Spur von Schwäche zu zeigen!«
    »Eben!«, sagte Sören sehr ernst. »Irgendwann ist jede Kraft mal zu Ende. Sie müssen sich das vorstellen: Sie fährt mit dem Fahrrad spazieren, ist ein bisschen neugierig …«
    »Ein bisschen? Sie ist die Neugier in Person!«
    Aber Sören ließ sich nicht beirren. »… schaut sich das Haus an, in dem ein Mord geschehen ist, und muss dann – sozusagen aus erster Hand – erfahren, dass schon wieder jemand ermordet wurde. Na, wenn das kein Grund für einen Schwächeanfall ist! Die Signora ist viel sensibler, als Sie meinen.«
    Mamma Carlotta radelte wie der Teufel, damit der Wind ihr den Schreck, das Entsetzen und die Trauer aus dem Kopf wehte. Als sie am Strand angekommen war, ging es ihr tatsächlich ein wenig besser. Sie warf einen Blick ins Strandwärterhäuschen, aber Fietje war wieder nicht an seinem Platz. Trotzdem war es gut, dass sie hergekommen war. Schon nach wenigen Augenblicken spürte sie etwas von der wohltuenden Ruhe, die ihr der Rhythmus des Meeres schenkte. Auf und ab, vor und zurück, das Wiegen und Stürzen, das ewige Aufbäumen, Brechen, Schäumen und Auslaufen. Diese Zuverlässigkeit tat gut.
    Nachdem sie eine Weile zugeschaut hatte, war der Rhythmus auf sie übergegangen. Ja und Nein, Trauer und Schuld, Kommen und Gehen. Sie wusste nun, was ihr guttun würde. Zehn Minuten später saß sie in Käptens Kajüte und bestellte einen Rotwein aus Montepulciano.
    Tove sah sie beunruhigt an. »Haben Sie nicht gesagt, dafür müsste erst die Sonne untergegangen sein?«
    Mamma Carlotta nickte. »Aber es gibt Ausnahmen. Heute ist so eine Ausnahme. Ich habe eine Freundin verloren.«
    Tove sah sie betroffen an. Er stellte sogar den großen Plastikeimer mit dem Kartoffelsalat zur Seite, den er gerade in Porzellanschüsseln füllen wollte, damit er das Attribut »hausgemacht« erhalten konnte. »Unfall oder Krankheit?«
    »Mord«, schluchzte Mamma Carlotta.
    Der Kunde, der in diesem Augenblick Käptens Kajüte betrat, um

Weitere Kostenlose Bücher