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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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hatte darauf vertraut, dass Mamma Carlotta auf sie wartete und etwas unternehmen würde, wenn Donata nicht wieder auftauchte.
    »Dio mio!«, schluchzte Mamma Carlotta. Sie hatte Donata im Stich gelassen! Aber wie hatte sie auch auf den Gedanken kommen sollen, dass ihr etwas zustoßen könnte! Ihre Aufgabe war es nur gewesen zu verhindern, dass jemand auf den Einbruch aufmerksam wurde! Und das hatte sie gewissenhaft erledigt, indem sie mit Fietje zusammen den Tatort verließ. Oder war sie einfach nur feige gewesen?
    Mamma Carlotta schlidderte um eine Kurve und versetzte einem älteren Ehepaar, das schwer beladen in Richtung Strand unterwegs war, einen gewaltigen Schreck. Dass dem Mann der Sonnenschirm unter dem Arm wegrutschte und die Frau ihren Hut verlor, bekam sie gar nicht mit. Sie bemerkte nicht einmal, dass der Sonnenhut von einer Windbö erfasst wurde, ihr folgte und sie sogar beinahe überholt hätte.
    Nachdem Mamma Carlotta erfahren hatte, dass Donata nicht ins Hotel zurückgekehrt war, hatte sie zunächst nach Erklärungen gesucht, die keinen Grund zur Sorge boten. Aber viele hatte sie nicht gefunden. Genau genommen keine einzige, die einer gründlichen Überprüfung standhielt. Es gab nur eine Möglichkeit, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen: sie musste nach Donata suchen. Dort, wo kein anderer sie vermutete, weil niemand ahnte, was sie in der letzten Nacht getan hatte. Nur Mamma Carlotta! Und vielleicht … ja, vielleicht auch Fietje.
    Und nun musste sie also das Gleiche tun, was Donata in finsterer Nacht und mit der Unterstützung einer Freundin riskiert hatte. Mamma Carlotta aber musste es am helllichten Tage wagen. Doch darüber durfte sie sich nicht beklagen. Und dass Donata jemanden gehabt hatte, der Schmiere gestanden und sie selbst den Einzigen, der dafür infrage kam, nicht angetroffen hatte … Diesen Gedanken brauchte sie gar nicht zu Ende zu denken. Sie wusste ja, dass die Sicherheit mit jemandem, der Schmiere stand, nicht größer wurde.
    Den Chefredakteur des Inselblattes hatte Erik noch nie leiden können. Das lag vor allem daran, dass Menno Koopmann nur selten die Arbeit der Polizeistation Westerland würdigte, und wenn, dann nur mit einer winzigen Notiz, die kaum jemand zur Kenntnis nahm. Wenn sich dagegen die Gelegenheit ergab, irgendetwas an Eriks Arbeit zu beanstanden, dann hielt er dafür gerne das Titelblatt frei. Nachdem er sogar die Frechheit besessen hatte, Lucias Beerdigung auf den Titel zu setzen, gelang es Erik nicht einmal mehr, ihn aus taktischen Gründen freundlich zu behandeln.
    Wenn Menno Koopmann ihn in seinem Büro aufsuchte, ging es mit seiner Laune steil bergab. Und da sie sich zurzeit ohnehin unterhalb des Nullpunktes befand, empfing er den Chefredakteur mit der Freundlichkeit einer verdrießlichen Dogge.
    Menno Koopmann ließ sich davon nicht beeindrucken. »Immer noch keine heiße Spur, Herr Wolf?«
    »Glauben Sie wirklich, dass ich sie Ihnen auf die Nase binden würde?«, knurrte Erik.
    »Also gibt es keine«, stellte Koopmann fest. »Sie sind noch nicht weiter als gestern. Die Staatsanwältin ist bereits sehr ungehalten.«
    »Verläuft der Dienstweg neuerdings über Ihren Schreibtisch?«
    Menno Koopmann verlor sein Lächeln nicht. »Wenn ich richtig informiert bin, fällt Raubmord aus.«
    »Wo, bitte, informieren Sie sich?«
    »Berufsgeheimnis, Herr Wolf!« Koopmanns Lächeln vertiefte sich sogar noch. »Es handelt sich also um eine Beziehungstat. Geldgier, Liebe, Eifersucht, Rache?«
    »Das erfahren Sie, wenn der Fall gelöst ist.«
    »Aber Verdächtige wird es doch geben. Wissen Sie eigentlich, dass die Tote eine vermögende Frau war?«
    »Geldgier fällt aus, so viel steht fest.«
    »Die Staatsanwältin sagt …«
    Erik unterbrach den Chefredakteur mit schneidender Stimme: »Wenn Sie mit der Staatsanwältin so innigen Kontakt pflegen, warum erkundigen Sie sich nicht bei ihr?« Koopmann öffnete den Mund, aber Erik ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Ich darf Sie bitten, mich jetzt in Ruhe arbeiten zu lassen.«
    Menno Koopmann erhob sich, immer noch lächelnd, noch immer obenauf. »An mir soll’s nicht liegen, dass Sie nicht weiterkommen.« Er machte einen Schritt auf die Tür zu. »Dann kann ich also schreiben …«
    »Schreiben Sie, was Sie wollen«, sagte Erik. »Sie tun’s ja sowieso.«
    Die Tür hatte sich kaum hinter Koopmann geschlossen, da öffnete sie sich schon wieder. Sören erschien. »Puh, der Koopmann hatte wieder dieses ekelhafte Grinsen

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