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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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zu reden.
    »Von mir erfährt keiner ein Wort, mehr kannst du von mir nicht erwarten. Ich werde in Zukunft nur noch selten allein sein. Du hast das junge Mädchen gesehen, das für mich schreibt. Ihre Großmutter wird gleich kommen, um mir im Haushalt zu helfen. Es ist dir doch so wichtig, dass dein Mann nichts von uns erfährt. Also fahr nach Hause, damit dich hier niemand sieht. Und tu mir einen letzten Gefallen – komm nicht wieder!« Er griff nach ihrem Arm und führte sie zum Gartentor.
    Valerie machte sich von ihm frei. »Alles wegen dieser Nacht, in der mein Auto gestohlen wurde?«
    Gero sah sie lange an, dann entgegnete er: »Ich will nichts mehr davon hören. Was ich weiß, reicht mir. Mit allem anderen musst du alleine klarkommen.«
    Er öffnete das Gartentor und schob sie hinaus. Als Valerie einen letzten Versuch machte, sich von ihm zu befreien, griff er so fest zu, dass sie leise aufschrie. Sein Gesicht war eine einzige Qual, als er sie von sich stieß. Sie strauchelte, fiel gegen ihr Fahrrad und ging mitsamt ihm zu Boden.
    Die Demütigung war derart gewaltig, dass Mamma Carlotta sich umdrehte und davonmachte. Sie wollte kein Mitleid mit Valerie haben, brachte aber angesichts dieser Herabwürdigung kein anderes Gefühl für sie auf. Hastig stieg sie aufs Fahrrad und fuhr bis zu der Stelle zurück, wo der Brönswai in den Terpwai mündete. Dort stieg sie ab, wendete das Fahrrad und fuhr langsam zurück. Mehr konnte sie nicht für Valerie tun. Oder hatte sie schon zu viel getan?
    Gero Fürst hatte Valerie grausam genannt. Von Verhaftung hatte er gesprochen und dass man sie einsperren sollte. Was wusste er von ihr? Dass sie eine Mörderin war?
    Valerie kam ihr nun entgegengeradelt, den Oberkörper über das Lenkrad gebeugt, den Blick auf das Vorderrad geheftet. Sie hob ihn nicht, obwohl sie bemerken musste, dass ihr jemand entgegenkam. Anscheinend glaubte sie, dass niemand sie erkannte, den sie nicht sah.
    Erik blieb ein paar Augenblicke im Auto sitzen und betrachtete das Hotel Feddersen. Ob Severin Dogas wusste, worauf er sich einließ? Hatte er eine Vorstellung davon gehabt, wie ein einfaches Hotel aussah, als er behauptete, ein solches wäre für ihn genau richtig? Valerie tat ihm leid, wenn er daran dachte, wie der verwöhnte Star mit ihr umgehen würde, wenn er erkannte, dass ein einfaches Hotel doch nicht das Richtige für ihn war. Und die Staatsanwältin? Die war mit Sicherheit auch etwas Besseres gewöhnt.
    Er seufzte, wie er immer seufzte, wenn von Frau Dr. Speck die Rede war. Nie konnte er es ihr recht machen, seit diesem Tag vor zwei Jahren, als das Gerichtsgebäude in Husum neu gestrichen werden musste und das Aufbauen des Gerüstes so viel Lärm machte, dass die Staatsanwältin Eriks Klopfen nicht gehört hatte. Bis dahin hatte niemand gewusst, dass sie halterlose Strümpfe trug und die Angewohnheit hatte, sich an den Oberschenkeln zu kratzen, wenn sie nachdachte. Seit diesem Tag wusste Erik davon. Die Staatsanwältin hatte der Tür den Rücken zugedreht, der Arbeit der Gerüstbauer zugesehen, ihren Rock hochgeschoben und sich gekratzt. Dass Erik im Raum stand, bemerkte sie erst, als er sich verlegen räusperte.
    Seitdem war sie fest davon überzeugt, dass nicht nur er, sondern das ganze Polizeirevier Westerland wusste, wie es unter ihrem Rock aussah, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass Erik darüber Stillschweigen bewahrt hatte. Er konnte machen, was er wollte, die Staatsanwältin war nie mit der Arbeit des Westerländer Polizeireviers zufrieden.
    An diesem Tag jedoch hatte es zum ersten Mal seit Langem freundliche Worte zwischen Frau Dr. Speck und Erik gegeben. Jedenfalls in dem Moment, als Erik am Telefon mit seinem neuesten Ermittlungsergebnis herausrückte. »Das zweite Opfer wird uns Probleme machen. Ich fürchte, es wird ab morgen einen schrecklichen Presserummel auf der Insel geben. Donata Zöllner war nämlich die Frau von Severin Dogas.«
    Auf der anderen Seite blieb es still, sodass Erik vorsichtig fragte: »Kennen Sie den Schauspieler?«
    Ein Ächzen war die Antwort, dann ein kurzer, schriller Pfiff. Nie zuvor hatte Erik die Staatsanwältin pfeifen hören. »Dogas! Das ist nicht wahr!«
    »Ich habe bereits mit ihm telefoniert.«
    »Waaas?«
    Nun begriff Erik, dass er keine Staatsanwältin, sondern einen Fan am Ohr hatte, der sich gebärdete wie er selbst bei »The Who« vor gut zwanzig Jahren. Sogar Carolin war in ihrer Verehrung für Gero Fürst wesentlich

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