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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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der Kühlschrank, die Waschmaschine – überall stand schmutziges Geschirr herum, dazwischen lagen Obst und frisches Gemüse, darunter stapelten sich Bücher und Zeitungen. Nicht irgendwelche Zeitungen! Weder die aktuellen noch die vom Vortag. Es waren alles Zeitungen, die über Magdalena Feddersens Tod berichtet hatten. Alle anderen waren ausgemustert worden und lagen in der Kiste mit dem Altpapier.
    Warum bewahrte Gero Fürst die Berichte über Magdalena Feddersen auf? Und warum behauptete er, nichts von dem Mord zu wissen? Dafür gab es nur eine Erklärung: Er wusste, was Valerie getan hatte. Verraten wollte er sie nicht, aber schützen konnte er sie auch nicht mehr.
    Mit spitzen Fingern, als klebte Blut an ihnen, legte sie die Zeitungen auf ein Regalbrett. Direkt daneben fand sie ein paar Pralinen! Dunkelbraun, glänzend, verlockend! Auch in Umbrien wusste man inzwischen, dass die Brüsseler Pralinen zu den besten gehörten. Ob es auffiel, wenn der Bestand um eine Praline dezimiert wurde? Mamma Carlotta dachte nach, dann beantwortete sie diese Frage mit einem klaren »No!«. Wer zählte schon seine Pralinen? Mit ruhigem Gewissen schob sie sich eine in den Mund. Nur eine einzige!
    Das Nina-Ricci-Parfüm und den Terracotta-Puder ließ sie unangetastet. Streng und unfreundlich betrachtete sie beides. Natürlich hatte Valerie es zurückgelassen. Warum musterte Gero Fürst diese Hinterlassenschaften nicht aus? Weil er eine Erinnerung an Valerie behalten wollte?
    Als Gero Fürst einen Blick in die Küche warf, um sich zu überzeugen, dass das Rumoren und Rumpeln zu keinem Werteverlust seiner Einrichtung geführt hatte, fragte Mamma Carlotta: »Haben Sie gehört, dass es einen weiteren Mord gegeben hat? In demselben Haus, in dem der Mord passiert ist, von dem Sie nichts mitgekriegt haben.«
    Gero Fürst schüttelte wie erwartet den Kopf, und Carlotta ergänzte: »Es wurde heute in allen Radionachrichten erwähnt.«
    »Ich höre nie Radio.« Gero Fürst ging ins Wohnzimmer zurück, um wieder ein Auge auf Carolins Arbeit zu haben.
    Kein Wort hatte sie ihm geglaubt! Ob er am nächsten Tag wieder alle Zeitungen kaufen würde, die über den Mord an Donata Zöllner berichteten?

Carlotta stellte gerade das Fahrrad in einem der Fahrradständer ab, als sie jemanden aus dem Hotel treten sah. Valerie! Sie blieb in der Tür des Seiteneingangs stehen, blickte auf ihr Handy und sah sich dann suchend um.
    Gerade wollte Carlotta auf sich aufmerksam machen, da lief Valerie schon weiter. Nicht auf die Straße, sondern in den Garten hinein. Mit wenigen Schritten war sie hinter einem Strandkorb verschwunden, den Mathis für seine Gäste auf den schmalen Grünstreifen gestellt hatte, der das Haus umgab.
    Ohne zu überlegen, was sie sich damit einhandeln konnte, folgte Carlotta ihr. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass Valerie etwas tat, was niemand sehen sollte. Etwas Verbotenes! Ihre schnellen Bewegungen, der Blick, den sie in den Nachbargarten warf, ihre Miene, die beiläufiger nicht sein konnte – Gründe genug, ihr zu folgen!
    Carlotta machte es genau wie Valerie, lief mit schnellen Bewegungen über den Rasen und warf einen beiläufigen Blick in den Nachbargarten. Sie war davon überzeugt, es genauso unauffällig anzustellen wie Valerie.
    Dann hörte sie Stimmen – und stockte. Verstehen konnte sie nicht, was gesprochen wurde, trotzdem wusste sie, dass sie nun vorsichtig sein musste. Valerie und die andere Person waren in der Nähe, vielleicht vier oder fünf Meter hinter dem Strandkorb, mehr gab der schmale Garten des Hotels nicht her.
    Vorsichtig schob sie ihren Kopf um den Strandkorb herum – da sah sie die beiden. Valerie stand vor einer Frau, die Mamma Carlotta bekannt vorkam, und redete auf sie ein. Ihre Stimme war leise, aber ihre Bewegungen waren hitzig, unbeherrscht und gleichzeitig beschwörend. Sie beugte sich vor, versuchte den Blick der anderen zu zwingen, die jedoch zu Boden blickte und nur stumm nickte. Immer wieder.
    Mamma Carlotta zog sich zurück. Woher kannte sie diese junge Frau mit den dunklen glatten Haaren? Von einem Foto? Ja, nun fiel es ihr ein! Lucia hatte ein Foto geschickt, als sie beabsichtigt hatte, mit ihren beiden Freundinnen nach Umbrien zu Besuch zu kommen. Es hatte Lucia, Valerie Feddersen und Angela Reitz gezeigt, und Mamma Carlotta hatte das Bild bei sich zu Hause in Umbrien jahrelang auf ihrer Kommode stehen gehabt.
    Sie warf noch einen kurzen Blick auf die beiden Frauen. Sicher war sie

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