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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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auf seine Frau zu sprechen gekommen. Jede Frage, zu der Erik ansetzen wollte, hatte er unterbunden und schweigend im Fond des Autos gesessen, bis sie vor dem Hotel Feddersen vorfuhren.
    Dann allerdings war Leben in ihn gekommen. Ungläubig hatte er das Gebäude betrachtet. »Hier hat meine Frau gewohnt?«
    Erik hatte auf eine Antwort verzichtet, die ohnehin überflüssig gewesen wäre. Stattdessen hatte er gefragt: »Sie können nach wie vor nicht sagen, was es mit dem Foto auf sich hat?«
    »Warum sollte meine Antwort jetzt anders lauten als vor zwei Stunden?«, hatte Severin Dogas gereizt erwidert. »Ich war oft in New York – mit meinem Sohn, mit meiner Frau und allein! Ich liebe diese Stadt und möchte mir demnächst dort ein Apartment kaufen. Deswegen auch der Anruf heute Abend aus New York. Der Immobilienmakler, den ich beauftragt habe, wollte mir ein neues Angebot durchgeben.«
    Erik hatte genickt. »Aber Sie haben verständlicherweise zurzeit kein Interesse an so etwas.«
    Darauf hatte Severin Dogas nicht mehr geantwortet. Er hatte das Hotel Feddersen ins Auge gefasst und war darauf zugegangen, als hätte er für die Schritte zum Eingang Mut sammeln müssen. Direkt vor der Tür war er stehen geblieben. »Sehen Sie nach, was mich da drinnen erwartet.«
    Erik musste lächeln, als er an die Staatsanwältin dachte. Sie war aufgesprungen, als Severin Dogas das Hotel betrat, und auf ihn zugelaufen, als wollte sie ihn um ein Autogramm bitten. Einen Augenblick lang war Erik tatsächlich in der Sorge gewesen, sie würde es tun. Aber dann hatte sie dem Star doch nur lange und ausgiebig die Hand geschüttelt und ihm mehrmals versichert, welch eine große Bewunderin seiner Kunst sie war.
    Und während Dogas vergeblich nach einem Aufzug Ausschau gehalten und die Staatsanwältin ihn zur Treppe dirigiert hatte, sicherte sie ihm ein ums andere Mal zu, dass die Aufklärung des schrecklichen Verbrechens in aller Diskretion vonstatten gehen würde und das Maß seiner Belästigung auf ein Minimum reduziert werden könne. Da sie Erik nicht zur Kenntnis nahm, fühlte er sich nicht genötigt, der Staatsanwältin und dem Star zu folgen. Er war sicher gewesen, dass Frau Dr. Speck es vorzog, mit Dogas allein zu sein.
    Erik drehte sich um und ging ins Wohnzimmer zurück. Sein Handy lag auf dem Tisch. Er griff danach und wog es in den Händen. Dann rief er entschlossen die Liste der eingegangenen Anrufe auf, wählte den aus New York und drückte den grünen Knopf seines Handys. Lange lauschte er auf das schwache Tuten, dann sprang am anderen Ende der Anrufbeantworter an. Erik hatte Mühe, die Stimme zu verstehen, die sehr schnell und undeutlich sprach. Aber nachdem er es ein zweites und drittes Mal versucht hatte, war er sicher, dass sich das Büro eines gewissen Reginald Warden gemeldet hatte, in dem zurzeit niemand erreichbar war.
    Erik rückte seine grünen Kissen zurecht, dann ließ er sich auf dem Sofa nieder. Morgen würde jede Zeitung vom Mord an Donata Zöllner berichten, viele auf der Titelseite und mit einem großen Foto, das Severin Dogas und seine über alles geliebte Frau zeigte, die auf so grausame Weise von seiner Seite gerissen worden war. Erik schüttelte sich.
    Vor ihm auf dem Tisch lag ein Fotoalbum, in dem vermutlich seine Schwiegermutter geblättert hatte. Erik griff danach und legte es sich auf den Schoß. Auf der aufgeschlagenen Seite klebten zwei Fotos mit Lucia und ihren Freundinnen Valerie und Angela. Wie unbeschwert die drei in die Kamera lachten! Erik blätterte zurück und sagte sich bei jeder Seite, die er aufschlug, dass er besser aufhören sollte. Er wusste, dass ihn die Erinnerungen nicht trösten konnten. Sie taten weh, legten sich wie Blei auf sein Herz, brannten in seinen Augen. Aber trotzdem blätterte er weiter, als könnte er nicht anders.
    Ein Wochenende in Venedig – wie glücklich waren sie gewesen! Der letzte Urlaub in Umbrien! Hätte er geahnt, dass Lucia nie wieder in ihre Heimat zurückkehren würde, hätte er sich nicht so oft darüber beklagt, dass es in ihrem Elternhaus so laut zuging und kein Tag verstrich, ohne dass für irgendwelchen Besuch Kuchen gebacken wurde. Und dann 1997 die unvergesslichen Tage in New York! Lucia war noch nie in den USA gewesen und hatte sich wie ein Kind gefreut, als sie die Freiheitsstatue aus der Nähe sehen konnte.
    Erik hörte auf zu blättern, atmete tief durch und betrachtete das Bild, das ein japanischer Tourist von Lucia und ihm gemacht hatte. Es war

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