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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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aus einer ähnlichen Perspektive aufgenommen worden wie das Foto, das die Spurensicherung in Magdalena Feddersens Haus gefunden hatte.
    Plötzlich war Erik, als führe ein eiskalter Wind durchs Haus. Er beugte sich tiefer über das Foto und starrte es an, sehr lange, sehr ausgiebig. Die Gedanken jagten durch seinen Kopf, er strich sich den Schnauzer glatt, immer wieder, dann endlich konnte er den Blick von dem Foto lösen.
    Lange starrte er das Fenster an, in dem sich sein fassungsloses Gesicht spiegelte – dann sprang er so plötzlich auf, dass das Fotoalbum von seinem Schoß fiel. Er hob es auf, warf es auf den Tisch zurück und lief in die Diele, wo sein Jackett auf einem Garderobenhaken hing.
    Das Inselblatt lockte am nächsten Morgen sogar mit einer Sonderausgabe, die am Nachmittag erscheinen sollte: Noch ein Mord auf Sylt! Derselbe Tatort! Derselbe Täter?
    Mamma Carlotta las begierig die ersten Sätze, dann warf sie die Zeitung zur Seite und zerknüllte sie dabei mit voller Absicht, sodass Severin Dogas’ lachendes Gesicht eine hässliche Falte erhielt. Eine Frechheit, wie diese Schmierenjournalisten mit ihrem Schwiegersohn umgingen! Der Chefredakteur höchstpersönlich hatte sich erdreistet, der Polizei Unfähigkeit vorzuwerfen, weil sie den ersten Mord noch nicht aufgeklärt und den zweiten nicht verhindert hatte.
    Zornig setzte sie die Espressomaschine in Gang, steckte das Brot in den Toaster und stellte die Pfanne auf den Herd. Während das Olivenöl heiß wurde, stand Mamma Carlotta an den Herd gelehnt da, die Arme vor der Brust gekreuzt, und starrte böse die Zeitung an, die es nicht verdient hatte, gelesen zu werden. Andererseits … dieser Menno Koopmann würde niemals erfahren, dass Mamma Carlotta sich geweigert hatte, das Ergebnis seiner Schreiberei zur Kenntnis zu nehmen. Somit hatte es auch keinen Sinn, das Pamphlet zu ignorieren.
    Mamma Carlotta schlug die Eier in die Pfanne, griff erneut nach der Zeitung und las weiter: »In der Nachbarschaft scheint sich niemand zu wundern, dass im Haus von Magdalena Feddersen schreckliche Dinge geschehen sind. Viele haben es kommen sehen. Eine vermögende Frau, die allein lebt und keine ausreichenden Vorkehrungen trifft, ihr Haus, ihren Besitz und sich selbst zu schützen, zieht Gewalttäter ja geradezu an …«
    Eine Viertelstunde später kratzte Mamma Carlotta das angebrannte Rührei aus der Pfanne, während Sören am Küchentisch saß und vorlas: »Seit Wochen schon ging es im Hause Feddersen merkwürdig zu. Die reiche Inselbewohnerin fand immer wieder Einbruchsspuren, sie vermisste Gegenstände, fühlte sich bedroht und ihres Lebens nicht mehr sicher. Warum hat die Polizei ihr nicht geholfen? Hätte sie frühzeitig eingegriffen, wäre vermutlich auch der zweite Mord verhindert worden, der einen prominenten Schauspieler zum Witwer machte.« Sören pochte aufgebracht auf das Zeitungsblatt. »Das ist auf Frau Berhennes Mist gewachsen, wetten? Was hat die dem Koopmann bloß für Märchen erzählt?«
    »Fragen Sie sich lieber, was der Koopmann aus dem gemacht hat, was Frau Berhenne ihm erzählt hat«, entgegnete Erik und betrachtete sehnsüchtig die Pfanne, die allmählich wieder einen Zustand annahm, in dem die nächsten Rühreier ihre Pracht entfalten konnten. »Wir kennen doch den allseits geschätzten Chefredakteur des Inselblattes.«
    Mamma Carlotta ließ den Blick nicht von der Pfanne, als sie fragte: »Das mit den Einbrüchen stimmt also gar nicht? Hat sich diese Frau Berhenne das nur ausgedacht?«
    Carolin hatte sich, blass wie immer, in die Küche gedrückt, und setzte sich an den Tisch. »Was für Einbrüche?«
    Obwohl Erik seiner Schwiegermutter einen warnenden Blick zuwarf, setzte Mamma Carlotta ihre Enkelin ausführlich von dem in Kenntnis, was das Inselblatt an diesem Morgen verbreitet hatte. Da sie gleichzeitig das dampfende Rührei auf die Teller verteilte, brachte Erik die Bitte, die Kinder mit Einzelheiten zu verschonen, nur halbherzig vor.
    »Sie können lesen«, gab Mamma Carlotta zurück, »sie würden es sowieso erfahren. Außerdem ist es gut, wenn sie wissen, was passieren kann, wenn man die Tür nicht gut abschließt.«
    Carolin legte die Hände über den Teller. »Ich will kein Rührei. Ich habe keinen Appetit.«
    Mamma Carlotta rollte mit den Augen, als habe Carolin mit Hungerstreik gedroht, und häufte Felix, der gerade in die Küche kam, die doppelte Menge Rührei auf den Teller.
    Erik sah seine Kinder erstaunt an. »Warum seid

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