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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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vorbei, aus dem wummernde Musik dröhnte. Als es sich endlich gen Westerland entfernte, glaubte Mamma Carlotta das Meer rauschen zu hören, während sie sich vorstellte, wie Valerie sich an das Bett von Magdalena Feddersen schlich, den schweren Kerzenständer erhob – und zuschlug. Voller Hass, angefüllt mit einer Rache, die sie in vielen Jahren aufgebaut hatte.
    »Und warum hat sie Dogas’ Frau erschlagen?«
    Carlotta sah Tove ärgerlich an. Natürlich war die Frage  längst auch in ihrem Kopf herumgeschwirrt, aber bis zu diesem Augenblick war es ihr gelungen, sie in eine finstere Ecke ihres Gehirns zu schieben, wo Platz war für unbequeme Fragen, auf die es keine bequemen Antworten gab. »Was weiß ich!«, gab sie unzufrieden zurück und beschäftigte sich ausführlich mit dem Löffel, der neben ihrer Tasse lag und weiß Gott eine gründliche Politur nötig hatte.
    »Vielleicht war es ja auch umgekehrt«, gab Tove zu bedenken. »Donata Zöllner war Valeries leibliche Mutter.«
    Carlotta fiel der Zuckerlöffel aus der Hand. »Benissimo!«
    Doch bevor sie Tove mit Komplimenten überschütten und seine außergewöhnliche Kombinationsgabe mit vielen italienischen Galanterien loben konnte, stellte er schon die nächste Frage in den Raum: »Aber warum hat sie dann Magdalena Feddersen erschlagen?«
    Aus den Komplimenten wurde ein hilfloses Seufzen. Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte: Der eine Mord passte nicht zum anderen.
    Vor der Tür warteten mittlerweile mehrere Kinder, um in Käptens Kajüte Eis, Cola oder Pommes frites zu kaufen. Und als die Frage erörtert wurde, ob der Stehtisch das Gewicht von drei Zwölfjährigen aushalten würde, beschloss Tove, seine Imbissstube wieder zu öffnen.
    »Das wurde aber auch Zeit«, sagte Kurt Fehring, drängte die Kinder zur Seite und betrat als Erster Käptens Kajüte. »Wie kann man nur in der Hochsaison bei bestem Strandwetter den Laden schließen?«
    »Das geht dich nichts an, Frettchen«, brummte Tove und bediente die Kinder, ehe er Fehring nach seinen Wünschen fragte.
    »Einen Campari-Orange, aber mit viel Eis.«
    »Laufen deine Maschinen schon wieder?«, fragte Tove, während er wenig Campari, viel Orangensaft und jede Menge Eis zusammenschüttete.
    »Noch nicht! Aber bald!«
    »Worauf wartest du?«
    Kurt Fehring antwortete nicht, sondern grinste Tove nur an, als wüsste er genau, dass er damit riskierte, aus Käptens Kajüte rausgeworfen zu werden. Voller Überheblichkeit beobachtete er, wie Toves Gesicht die Reizbarkeit annahm, die ihn mehr als einmal ins Gefängnis gebracht hatte, und schien sich daran zu freuen.
    Mamma Carlotta rutschte von ihrem Barhocker und legte das Geld auf die Theke. Sie würde wiederkommen, wenn Tove nicht mehr der war, vor dem Erik sie gewarnt hatte.
    »Es interessiert mich nicht einmal«, fuhr er Kurt Fehring an. »Ich will nur, dass du dein Geld endlich bei Gosch ausgibst und nicht mehr bei mir.«
    Dann knallte er Kurt Fehring den Campari-Orange hin, dass ein Eisstück über den Rand hüpfte und einen Teil des klebrigen Orangensaftes mitnahm.
    Fehring zog seine Hand zurück und betrachtete die Manschette seines weißen Hemdes. »Muss man demnächst eine Schürze umbinden, ehe man zu dir kommt?«, schimpfte er. »Sieh dir mein Hemd an.«
    »Was ziehst du bei diesem Wetter auch ein Hemd an?«, schimpfte Tove zurück. »Außerdem ist es mindestens zwölf Jahre alt. Zeit, ein neues zu kaufen.«
    »Gerne! Aber auf deine Kosten! Oder kannst du dir keine Haftpflichtversicherung leisten?«
    »Ich bezahle nicht für ein Hemd, das schon vor Jahren in die Kleidersammlung gehört hätte.«
    »Von wegen Kleidersammlung! Das Hemd war mal richtig teuer.«
    »Vor zwölf Jahren vielleicht. Jetzt ist es nur noch richtig billig.« Tove machte Anstalten, den Orangensaftspritzern auch noch Ketchup- und Mayonnaiseflecken hinzuzufügen. »Da helfen deine blöden Manschettenknöpfe auch nichts. Billig bleibt billig, Frettchen!«
    Tove nahm einen Löffel und rührte den Kartoffelsalat um, damit dessen Oberfläche nicht mehr so vertrocknet aussah.
    »Aber demnächst bist du ja wieder der Herr Druckereibesitzer. Dann kannst du dir ein neues Hemd leisten und vielleicht sogar neue Manschettenköpfe.«
    Mamma Carlotta wollte eigentlich verschwinden, bevor es zu Handgreiflichkeiten kam – da sah sie ihn: Kurt Fehrings rechten Manschettenkopf! Er war aus Silber, ein rechteckiger Rahmen mit einem dunklen Fleck in der Mitte. Ein Rahmen ohne Inhalt! Auf dem

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