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Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition)

Titel: Gestrandet: Ein Sylt-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisa Pauly
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extra aufs Festland zu fahren?«
    Nun gab sie der hellen Stimme am anderen Ende Gelegenheit, sich zu äußern. Mamma Carlotta zwinkerte Tove zu, während sie zuhörte. »Großartig!«, rief sie schließlich. »Wenn die Vorstellung so gut ist, werde ich Eriks Einladung annehmen. Und es hat keine unliebsamen Zwischenfälle gegeben? Ich habe mal davon gehört, dass einer der Hauptdarsteller nicht mehr weiterwusste und ein Zuhörer einen Schluckauf bekam, der lauter war als das, was sich auf der Bühne tat.« Sie lauschte in den Hörer, ihre Mundwinkel drängten zwei Grübchen in ihre Wangen. »Va bene!«
    Es folgte noch eine Kaskade von höflichen Worten, frommen Wünschen und Empfehlungen. Dann legte Mamma Carlotta auf und strahlte Tove an. »Ecco! Ich hab’s doch gleich gesagt!«
    »Sie hat den Zwischenfall nicht erwähnt?«, fragte Tove.
    »No!« Carlotta drehte sich mit triumphierender Miene zu Fietje um. Doch der war nicht mehr da. Er hatte Käptens Kajüte verlassen, ohne dass es jemandem aufgefallen war.
    Erik wollte gerade Enno Mierendorf damit beauftragen, Valeries Geburtsdatum herauszufinden, da ging sein Telefon. Die Staatsanwältin hielt sich nicht damit auf, ihren Namen zu nennen. Sie ging davon aus, dass der Klang ihrer Stimme ausreichend bekannt war. »Die New Yorker Kollegen haben gerade angerufen! Manuel Zöllner ist bei der Überstellung ins Untersuchungsgefängnis geflohen.«
    Erik ließ sich zurücksinken und strich seinen Schnauzer glatt. »Das könnte als Schuldeingeständnis gewertet werden«, sagte er langsam.
    »So sehe ich das auch!« Die Staatsanwältin schien Mühe zu haben, die Freude über den Erfolg ihrer Arbeit zu zügeln, weil es jemanden in ihrer Nähe gab, dem diese Freude Höllenpein war: Severin Dogas, dem ebenfalls klar geworden sein musste, dass das Schicksal seines Sohnes sich entschieden hatte. »Wir werden noch heute eine Pressekonferenz abhalten.« Die Stimme der Staatsanwältin wurde immer sachlicher, immer emotionsloser, je länger sie redete. »Mein Büro wird alles organisieren. Wir können den Alten Kursaal in Westerland bekommen. Das Interesse wird sicherlich riesig sein.«
    »Warum heute schon?«, fragte Erik. »Vielleicht wird Manuel Zöllner schnell gefasst. Das ist ja häufig so. Und nach einer misslungenen Flucht ist die Bereitschaft, ein Geständnis abzulegen, noch größer. Warum warten wir nicht so lange?«
    »Nein, wir machen es heute Abend.« Mit dem Wohlwollen der Staatsanwältin war es vorbei. »Morgen früh geht es dann über die Fernsehsender. Herr Dogas möchte persönlich eine Stellungnahme abgeben. Er fühlt sich aufgerufen, der Öffentlichkeit seine Haltung zu erklären. Die Haltung des Vaters, der seinen Sohn schützen wollte, und die des Schauspielers, der seinem Publikum verpflichtet ist. Er kann dann nach Köln zurück, die Dreharbeiten müssen ja weitergehen. Der Tatverdacht gegen ihn ist vom Tisch, der Verdacht der Mittäterschaft auch. Flucht- und Verdunkelungsgefahr besteht sowieso nicht.«
    Severin Dogas war es also, der hier die Bedingungen diktierte? Erik ärgerte sich. »Lieber wäre es mir trotzdem, wir hätten ein Geständnis.«
    »Kümmern Sie sich nicht um meine Angelegenheiten«, schoss die Staatsanwältin prompt zurück. »Sie sorgen jetzt dafür, dass die Beweislage gesichert wird. Tragen Sie alles zusammen, was die Täterschaft erhärtet. Je mehr Beweise wir haben, desto besser. Sehen Sie zu, dass dieser Brieföffner und der bemalte Engel gefunden werden. Fingerabdrücke sind genau das, was wir jetzt brauchen.«
    »Es ist nicht anzunehmen, dass der Brieföffner und die Holzfigur wieder auftauchen. Wenn der Täter beides mitgenommen hat, dann um beides gründlich zu entsorgen.«
    »Trotzdem! Der Mann hatte Stress, er stand vermutlich unter Schock. Gerade nach dem Mord an seiner Mutter! So einer handelt nicht unbedingt logisch.«
    »Wir haben bereits im Lokalsender die Bevölkerung aufgerufen, nach einem Brieföffner und einem bemalten Holzengel Ausschau zu halten. Am Montag wird es auch einen entsprechenden Aufruf in der Zeitung geben.«
    Erik dachte an Kinder + kinder, an den Mann, der dort angerufen hatte, weil er seine Mutter suchte, an das kleine Mädchen, das Donata geboren hatte und das heute eine erwachsene Frau war. Er konnte nicht lange darüber nachdenken, ob es richtig war, diese Frage zu stellen, weil Frau Dr. Speck Anstalten machte, das Gespräch zu beenden: »Weiß Severin Dogas eigentlich, dass seine Frau als

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