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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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bringen.
    »Karl!«, rief ihm Bera vom Durchgang zur Brücke zu. »Wir nähern uns Isheimur. Ihr solltet lieber langsam fertig werden.«
    Als sie auf die Brücke zurückkehrten, füllte die weiße Kugel Isheimurs, auf der deutlich einzelne Gebirgszüge und Seen zu erkennen waren, bereits die gesamte Lee-Seite des Frontfensters aus.
    »Wie weit sind wir noch entfernt?«, fragte Karl.
    »Keine 18000 Kilometer mehr«, erwiderte Loki. »Nur noch zehn Minuten bis zum Eintritt in die Atmosphäre.«
    Karl bemerkte, dass Loki den Countdown ausgeschaltet hatte, und ihm wurde klar, dass er das schon vor Tagen hätte tun sollen. Das verdammte Ding anzustarren war zu einer regelrechten Obsession geworden.
    Bera reichte ihm einen Streifen Felsfresserfleisch. »Du musst hungrig sein.«
    Sogar jetzt wusste Karl nicht genau, ob er wirklich hungrig genug war, um Felsfresser zu essen, doch er griff gehorsam zu, wobei er versuchte, nicht an einen Deliquenten zu denken, der seine Henkersmahlzeit vertilgte. »Schmeckt so gut wie immer«, knurrte er, worauf Bera kicherte.
    »Gebt den Arbeitern etwas geräuchertes Lamm«, sagte Arnbjorn und bot Orn eine Portion an, der mit seiner großen Pranke zugriff. Karl nahm sich auch ein Stück und nickte dankbar. »Papa?«, fragte Arnbjorn, doch sein Vater schüttelte langsam den Kopf. Die anderen hatten ihn irgendwann in einen Sessel verfrachtet, doch mit seinem zur Seite hängenden Kopf sah er schlimmer als jemals zuvor aus.
    Er scheint seit dem Schlaganfall um mehr als ein Jahrzehnt gealtert zu sein, dachte Karl. Ich frage mich, wie viel von seinem Verfall er bis jetzt mit reiner Willenskraft zurückgehalten hat.
    »Ich muss zugeben, Utlander«, sagte Ragnar langsam, wobei man ihm anmerkte, wie viel Mühe es ihm bereitete, deutlich zu sprechen, »dass ich dich falsch beurteilt habe. Doch trotz allem bedaure ich nichts. Hätte ich dich nicht erst gesund pflegen lassen und dann anschließend gejagt, würden wir jetzt nicht hier sitzen und dieses wunderbare Abenteuer erleben. Und ich hätte nie die Sterne gesehen.« Er seufzte, offenbar erschöpft von der kurzen Rede, doch dann fuhr er fort: »Wenn es dir gelingt, uns ein bisschen Zeit zu erkaufen, werden wir Frieden schließen, selbst wenn ich dafür ein paar Köpfe zusammenknallen muss.« Aus dem Mundwinkel seiner gelähmten Gesichtshälfte war ein dünner Speichelfaden hervorgesickert, doch als Arnbjorn versuchte, ihm den Speichel wegwischen, schlug Ragnar ihm die Hand beiseite. Karl bedauerte jetzt schon die Leute in Skorradalur, die sich um den behinderten Gothi würden kümmern müssen. »Und unser neuer Freund Coeo hat angeboten, die Überlebenstechniken seines Volkes gegen kaltes Wetter mit uns zu teilen.«
    Karl starrte ihn an. Ihm fehlten die Worte.
    »Wir haben herauszufinden versucht, welche Auswirkungen es für Coeos Leute haben wird, wenn Fenris in den Südpol einschlägt«, sagte Bera. »Zum Glück werden sich nur eine Hand voll von ihnen so tief im Süden aufhalten, aber es wird ein bisschen Fallout geben.«
    Karl hielt das für die Untertreibung des Jahrhunderts. Er erinnerte sich an eine uralte Vid-Aufzeichnung über Thors Hammer, der vor sieben Jahrhunderten auf Terra eingeschlagen war. Ein Felsbrocken mit einem Durchmesser von drei Kilometern und einer Masse von 40 Milliarden Tonnen war mit der 20-fachen Geschwindigkeit einer Gewehrkugel ins Mittelmeer gestürzt. Das von ihm ausgelöste Inferno aus verdampftem Gestein und ultrahoch erhitzten Stürmen hatte den größten Teil Italiens, Tunesiens und Libyens in Schutt und Asche gelegt.
    Er nickte. »Wie, glaubt er, werden sie die Auswirkungen überstehen?« Coeo und er hatten sich bereits darüber unterhalten, als er noch mit Loki verbunden gewesen war, aber es konnte nicht schaden, die Sache noch einmal durchzusprechen.
    Coeo zupfte sich eine Faser Felsfresserfleisch aus der Lücke zwischen einem seiner Eckzähne und einem Schneidezahn hervor und starrte sie an, als wartete er auf eine Eingebung, bevor er antwortete: »In höher gelegene Gebiete zu ziehen wird den Anstieg der Temperaturen und des Luftdrucks ausgleichen. Es sollte gutgehen.«
    Karl nickte. Es sollte gutgehen?, dachte er. Coeo, du spielst mit der Zukunft deines Volkes. Ich bin mir nicht sicher, ob ich an deiner Stelle dazu in der Lage wäre. Doch andererseits war Coeo ein genetisch an diese Umwelt angepasster Mensch – und wer wusste schon, was mit dem Verstand geschah, wenn sich der Körper veränderte?
    Er malte

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