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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Lippen auf eine Art und Weise, die du als Lächeln identifizierst. Ihre Zähne sind schief und unregelmäßig, die Lippen dagegen voll, und wieder verspürst du ein wildes Verlangen nach ihr in dir aufbranden.
    »Die Schlussfolgerung dieses Berichts lautet, dass ohne die Möglichkeit eines permanenten Rückgriffs auf technische Ressourcen das langfristige Überleben der Kolonie auf Isheimur unwahrscheinlich ist …«
    Die Frau blickt auf das Gewand hinab, das Bera dir umgelegt hat, und ihr Gesicht ist rot geworden, aber sie lächelt. »Liebe Güte«, sagt sie, »er ist aber wirklich ein großer Junge, was, Bera?« Du interpretierst ihre Äußerung als Ausdruck eines auf Gegenseitigkeit beruhenden Interesses, doch bevor du eine Hand nach ihr ausstrecken kannst, schiebt dich Bera in den Karren zurück.
    »Hormonelle Schieflage«, erläutert der Andere mit dieser viel zu tiefen Stimme. »Der Blutstrom wird das Testosteron und Adrenalin reabsorbieren.«
    Du findest es schwer, dich auf irgendetwas zu konzentrieren. Der Himmel ist zu weit, die Sonnen sind zu hell, der Wind ist zu kalt. Der Teil von dir, der ständig Informationen abspeichert, registriert automatisch das Fehlen von Gerüchen in der Luft, als wäre das Wetter so kalt, dass es sie eingefroren hat. Du lässt deinen Kopf kreisen und den Blick über den Himmel wandern, über die grasbewachsenen Hügel und weiter hinauf zu den mit weißen Wollbäuschen übersäten Hängen. Die Katalogisierungsfunktion deines Verstandes identifiziert die weißen Gebilde als Schafe , Haustiere, die zur Fleisch- und Wollgewinnung gehalten werden.
    »Schaf«, sagst du und probierst aus, wie sich das Wort in deinem Mund anfühlt.
    Bera lacht. »Du machst Fortschritte!« Doch gleich darauf verwandelt sich ihre Stimme in ein Schluchzen.
    »Siehst du das da?«, fragt sie und deutet auf eine Pflanze, die mehrere Felsbrocken in der Nähe überzieht. »Das ist eine essbare Moosart, die man Flechten nennt. Wir werden sie sammeln, Loki. Du kannst so viel davon essen, wie du willst, und den Rest stopfen wir in diesen Beutel hier. Siehst du?« Bera lässt sich auf alle viere nieder, und du siehst, wie sich ihr Kleid über ihrem Gesäß strafft. Sie rupft ein paar Flechten von den Felsen, zeigt sie dir und verstaut sie in dem Stoffbeutel. »Alles klar?«
    Statt zu antworten, beginnst du, an den Flechten zu zupfen, die allerdings alle in deinem Mund statt in Beras Beuteln landen.
    Plötzlich erstarrt Bera. »Loki, mach keine Bewegung, wenn du am Leben bleiben willst!«, zischt sie.
    Du verharrst reglos und siehst zu, wie sie sich langsam aufrichtet. »Asgerd, hier ist ein Snolpelz!«, ruft sie. »Könnt ihr ein bisschen Lärm machen?«
    Sofort beginnen die anderen zu schreien, zu heulen und zu kreischen, dann laufen sie in einer langen geraden Linie auf euch zu. Bera nickt, worauf du langsam den Kopf drehst und ihrer Blickrichtung zu einem Tier folgst, das wie ein etwa anderthalb Meter langes Wiesel aussieht. Es weicht zurück und fletscht dabei säbelartige Zähne. Gleich darauf wirbelt es herum und flitzt mit wellenförmigen fließenden Sätzen, die man seiner gedrungenen Gestalt gar nicht zugetraut hätte, geschmeidig davon.
    »Das«, sagt Bera zu dir, wobei sie ein langes erleichtertes Seufzen ausstößt, »war ein Snolpelz. Wahrscheinlich hätte er dich gar nicht angefallen. Die Snolpelze ziehen es vor, sich von Aas zu ernähren. Andererseits aber halten sie sich normalerweise so früh im Herbst nie so weit nördlich auf. Also verändern sich die Dinge möglicherweise.«
    »Wahrscheinlich ist das ein Vorzeichen für einen harten Winter«, meint die Frau namens Asgerd. »Je länger die Snolpelze näher am Südpol bleiben, bevor sie wieder nach Norden ziehen, desto besser.«
    Neben Bera und Yngi scheint sie zu den wenigen Leuten zu gehören, die freundlich sind.
    Du bringst eine Art Lächeln zustande und wendest dich wieder den Flechten zu. Sie sind dunkelgrün und verströmen einen merkwürdigen Schimmelgeruch.
    Obwohl die meisten Flechten, die du pflückst, in deinem Bauch statt in den Beuteln landen, stört sich offenbar niemand daran. Solange du nicht versuchst, Gras zu essen, geben die anderen sich damit zufrieden, dich zu ignorieren. Der Teil deines Verstandes, der Wertungen vornimmt, beschreibt das als ein akzeptables Verhalten.
    Gras zu essen gilt dagegen eindeutig nicht als akzeptabel.
    Auf diese Weise vergehen einige Tage. An manchen anderen Tagen hast du Anfälle von Heißhunger,

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