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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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Vorstellungen anzupassen und nicht umgekehrt. »Sollte die Kolonie aufgegeben worden sein, könnten wir unsere begrenzten technischen Ressourcen ohnehin nicht mehr bis zu dem Zeitpunkt rationieren, an dem die anderen zurückkehren. In diesem Fall sollten wir lieber gleich alles auseinandernehmen, was wir haben, um herauszufinden, wie es funktioniert … Um dafür zu sorgen, dass es funktioniert, statt uns auf das zu verlassen, was uns die Norns zur Verfügung stellen. Die Norns haben ihre eigenen Prioritäten, die darin bestehen, sich selbst zu reparieren und das Klima zu stabilisieren, so gut sie können. Sie sind erst in zweiter Linie bereit, uns die Werkzeuge zukommen zu lassen, für deren Herstellung sie genügend Nanos abzweigen können.« Natürlich konnte er nicht wissen, ob das auch wirklich stimmte, denn die Nano-Fabriken kommunizierten nicht mit den Menschen; sie gaben einfach nur das heraus, wozu sie bereit waren, oder sie ignorierten schlicht die entsprechenden Anfragen.
    »Ich wette, du gehörst du den Zockern, die alles auf eine Karte setzen«, sagte Orn. »Es liegt dir nicht, mit bescheidenen Einsätzen zu spielen.«
    »Darauf kannst du einen lassen.« Ragnar grinste und rammte Orn die Faust so heftig in den Oberarm, dass der andere zusammenzuckte, doch Orn hatte sich seinen Spitznamen nicht grundlos verdient. »Was beschäftigt dich, alter Freund? Du bist doch bestimmt nicht hergekommen, nur um mir zu erzählen, dass ihr das Geschütz repariert habt.«
    Orn nickte zaghaft. Er wusste, dass er nicht zu den hellsten Leuchten der Siedlung zählte, aber es gefiel ihm auch nicht, dass er so leicht zu durchschauen sein sollte. »Ich habe die Kinder gestern Abend von dem Orakel verscheucht«, sagte er. »Und dann habe ich mir die Messdaten von den Urdrs angesehen.« Damit meinte er die über ganz Isheimur verstreuten automatisierten Wetterstationen. »Zumindest von denen, die noch nicht gänzlich ausgefallen sind.«
    »Lass hören.«
    »Die Temperaturen sind im Verlauf der letzten zehn Jahre kontinuierlich gefallen«, fuhr Orn fort, »aber was mir mehr Sorgen macht, ist die aktuelle Wettervorhersage. Es besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir dieses Jahr einen besonders harten Winter bekommen werden, der zudem auch noch sehr früh anbrechen wird.«
    »Wie verlässlich sind die Daten?« Ragnar wusste, dass die Stationen, die nicht mehr fehlerfrei und nur noch eingeschränkt funktionierten, das größte Problem darstellten; die Daten, die sie lieferten, verfälschten die echten Messwerte. Doch es hatte keinen Sinn, sich erneut darüber zu streiten.
    Orn zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Aber möchtest du das Risiko eingehen? Wir werden die Herden sowieso in ein paar Wochen reinholen müssen. Warum fangen wir nicht früher damit an und beginnen jetzt schon mit dem Abtrieb vom Seterfjell?«
    »Und was ist mit der Ernte?«, wollte Ragnar wissen.
    »Teil Bera und den Fremden mit dazu ein. Ich schnappe mir zwei von den Hörigen und mache mich mit ihnen auf den Weg.«
    Ragnar verzog das Gesicht bei dem Gedanken, zwei der zu Frondiensten verpflichten Knechte zu verlieren. »Kostbare Weidezeit verschenken? Die Lage unserer Futtervorräte kann bestenfalls als heikel umschrieben werden. Wir würden zwei Monate verlieren. Und wenn wir die Tiere jetzt schon von den Weiden holen, bleibt uns automatisch weniger Zeit zum Heumachen, was bedeutet, dass wir gleich in zweifacher Hinsicht verlieren.«
    »Aber wir können das Risiko nicht eingehen, Ragnar!« Orn ballte die Hände zu Fäusten, doch wusste Ragnar, dass sein Pächter ihn damit nicht einzuschüchtern versuchte, sondern nur seiner Hilflosigkeit Ausdruck verlieh.
    Trotzdem umfasste er Orns Oberarm, als müsste er ihn beschwichtigen. »Einigen wir uns auf einen Kompromiss: Wir treiben die Tiere im nächsten Monat mit der Hälfte der verfügbaren Männer, einschließlich Allman, zurück. Einverstanden?« Es war eine rethorische Frage. Orn wusste aus Erfahrung, dass Ragnar nur den Gothi herauskehren würde, wenn man weiter mit ihm argumentierte, nachdem er seine Entscheidung getroffen hatte. Und er wusste auch, wohin es führte, wenn Ragnar die Beherrschung verlor.
    Also nickte er ergeben. »Was unseren … Gast betrifft …« Er rang die Hände und wandte den Blick ab.
    »Was ist mit ihm?« Da sie ohnehin auf dem Rückweg zu den Häusern waren, beschloss Ragnar, die Gelegenheit zu nutzen, um nach Bera und ihrem Ersatzkind zu sehen.
    Orn schüttelte unbehaglich den

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