Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
Vom Netzwerk:
immer weiter erhitzen würde, bis ihre Temperatur schließlich hoch genug war, damit die Fronarbeiter die neuen Fohlen mit ihren Brandeisen markieren konnten, erinnerte dich einfach zu sehr an die letzten Minuten des Schiffes. Der Gestank, den das versengte Fell der Pferde verströmte, hätte nie diese Wirkung hervorrufen können, wäre der Andere auch nur einige Minuten früher oder später vorbeigekommen.
    »Auf Avalon kann ein Mann laut argumentieren, ohne dass ein anderer sich dadurch persönlich angegriffen fühlen würde. Das entspricht den Gepflogenheiten einer zivilisierten Demokratie.«
    Die Umstände hätten nie deine gewaltsame Rückkehr in die Synapsen des bewussten Denkens und das wimmernde Verstummen des Anderen ausgelöst.
    Die Stimmen krakeelten ihre Kakofonie scheinbar zufällig ausgewählter Informationen heraus, aber jetzt begannst du zu begreifen, dass jede einzelne Stimme innerhalb der Geräuschkaskade einen Zweck erfüllte.
    Unter den fragmentierten Fakten, die durch dein Bewusstsein rasten, erweckte einer deine besondere Aufmerksamkeit. Eine deiner virtuellen Hände schoss mit Überlichtgeschwindigkeit vor, packte ihn und hielt ihn fest.
    Das Schiff wusste, dass es dem Untergang geweiht war, aber selbst als sich ihm der Plasmastrahl bereits gefährlich genähert hatte, führte es immer noch seine emsige Überprüfung des Mizar-B-Systems nach irgendwelchen Anzeichen, die auf eine Zivilisation hindeuteten, fort. Da! Irgendein Impuls aus der Richtung Mizar-B-Gammas, ein kaum wahrnehmbares Schimmern, das innerhalb einer Mikrosekunde aufflackerte und auch schon wieder erlosch.
    Jedem anderen nicht so gewissenhaft arbeitenden Schiff wäre das elektronische Äquivalent eines meep! entgangen. Doch es hatte den Raum gezielt nach eventuellen Signalen abgesucht, und da war die Bestätigung des von ihm ausgesandten Notrufs.
    Es überprüfte seine Datenspeicher, die umfangreicher als die mancher planetarer Städte waren. Mizar-B-Gamma war besiedelt und wurde Isheimur genannt. Das Schiff notierte die Koordinaten und nahm sie in das Datenpaket auf, das sich bald verändern und letztendlich zu Loki entwickeln würde.
    Wie du schließlich erkennst, war dein elektronisches Bewusstsein nie dazu geschaffen worden, um mit einem biologischen Gehirn zu koexistieren. Dem Schiff musste die Problematik stets bewusst gewesen sein. Ihr seid miteinander inkompatibel – das Fleisch und deine Semi-Aye-Prozesse –, aber diese Maßnahme des Schiffes wurde aus einer Notlage heraus geboren, um zu überleben und sein Wissen an Karl weiterzugeben …
    Hör auf, Tagträumen nachzuhängen; das ist eine fleisch liche Gewohnheit. Du musstest Karten finden.
    Die Bera-Iokaste-Mutter müsste wissen, wo es diese Karten gibt. Gut, ein Grund, um sie aufzusuchen.
    Sie übt eine Wirkung auf diesen Fleischbehälter aus, über die der Andere lieber nicht nachdenken will. Er ist darauf konditioniert, nicht davon zu träumen, in ihre feuchte Wärme hineinzusinken. Du verfügst über keine derartige Konditionierung. Auch wenn sie die Mutter für dein nuckelndes Bewusstsein war, ist sie nicht deine leibliche Mutter in fleischlicher Hinsicht, und du spürst, dass sie sich unterhalb ihrer eigenen Hemmungen auch zu dir hingezogen fühlt.
    Doch jetzt hattest du einen anderen Anlass, um sie aufzusuchen. Sie soll dir Karten zeigen und sich etwas einfallen lassen, das dir helfen wird, zu dem elektronischen Funkfeuer zu gelangen.
    Endlich konntest du deiner Ruhelosigkeit ein Ziel geben.
    Oberhalb des Katapults, das während der letzten zwei Jahre nicht mehr benutzt worden war, pflückte Bera zusammen mit den anderen Frauen die essbaren Teile des Heidekrauts.
    Ragnar stand über ihr. Niemand achtete auf dich.
    Er hatte die Hände hinter dem Rücken verschränkt und sich leicht in der Hüfte vorgebeugt. »Du weißt, dass es seit Jahren böses Blut zwischen Steinar Onundsson und mir gibt«, sagte er gerade. »Was unter anderem daran liegt, dass er auf mich eifersüchtig ist, nehme ich an.«
    Bera ließ sich nicht anmerken, dass sie ihm zuhörte, doch irgendetwas an ihrer Haltung verriet selbst dir, dessen Verständnis für den Geist biologischer Wesen begrenzt ist, dass sie sehr genau aufpasste.
    »Was die Sache mit dem Welpen angeht …«, Ragnar blickte in den Himmel und kratzte sich am Kopf. Einen Moment lang dachtest du schon, er hätte das Thema gewechselt, als er fortfuhr: »Den ganzen Sommer über hat Steinar drüben in Reyholt einen großen Bogen um

Weitere Kostenlose Bücher