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Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song

Titel: Gestrandet - Harvey, C: Gestrandet - Winter Song Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Harvey
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ständig die Richtung wechseln mussten und Ragnars Hund sich wie alle paar Minuten wie ein Verrückter ins Wasser stürzte und wieder heraussprang, um die Herde auf die andere Seite zu treiben. Zwischendurch wurden sie von einem Schneeschauer überrascht, der die Luft mit winzigen Flocken erfüllte, die an Ragnars Lippen gefroren und ihm beim Einatmen wie mit dünnen Nadeln in die Zunge stachen. Auf dem langen Gras, das sich bereits gelblich verfärbte, bildeten sich immer mehr kleine weiße Tupfen.
    Die Terraformer hatten, wann immer es möglich gewesen war, darauf verzichtet, genetische Eingriffe an sich selbst vorzunehmen. »Wir sind Menschen, keine Wechselbälger«, hatte einer der Gestalter im Orakel erklärt. Das Gras und die Schafe hatten sie dagegen ein wenig modifiziert, um sie resistent gegen hiesige Giftstoffe zu machen. Die Schafe waren so manipuliert worden, dass sie die Toxine einfach mit ihren Exkrementen ausschieden. Allman war vom Anblick des leuchtend blauen Schafmists merkwürdig fasziniert gewesen, aber wer konnte schon aus einem Alien schlau werden?
    Einmal meinte Ragnar, Schemen durch den Dunst huschen gesehen zu haben, und er fragte sich, ob die Trolle wieder mutiger wurden. Wie die Snolpelze jagten auch sie in Rudeln. Verdammte Plagegeister! Es war schon einige Jahre her, seit sie die letzten Eindringlinge hatten vertreiben müssen.
    Nachdem sie den Bach endlich überquert hatten, benötigten sie nur noch eine weitere halbe Stunde, um den letzten steilen Hang zu erklimmen – der Schneeschauer war in der Zwischenzeit in einen immer stärker fallenden Regen übergegangen – und die lang gestreckte Hügelkuppe zu erreichen, von der aus sie auf Skorradalur hinabblicken konnten.
    Ragnar machte sich mit schmerzenden Knien an den beschwerlichen Abstieg. Die Turbinen arbeiteten problemlos, wie er feststellte. Sein Großvater hatte darauf bestanden, dass sie unterschiedliche Energiequellen nutzten. Laut dem Orakel war es der Bevölkerung Islands tat sächlich gelungen, die angeblich grenzenlose Energie der geothermalen Quellen ihrer alten Heimat zu erschöpfen, und auch wenn Isheimur noch auf Jahrhunderte hinaus heißen Dampf liefern würde, hatten die Isheimurer nicht vor, die Fehler ihrer Vorfahren zu wiederholen.
    Doch dann fiel Ragnars Blick auf die Windmühle am Ende der Turbinenreihe neben dem Katapult, und er stieß ein überraschtes Grunzen aus, während Allman gleichzeitig fragte: »Ist es Absicht, dass die Mühle den Betrieb eingestellt hat?«
    »Nein«, erwiderte Ragnar. »Das verdammte Ding hat sich festgefressen. Orn sollte es eigentlich reparieren.« Die lange Leiter, die an dem hohen Turm lehnte, deutete darauf hin, dass Ragnars Pächter es zumindest versuchte.
    Sie trieben die Schafe in die Pferche innerhalb der Scheune und betraten den Hofplatz, wo sich Orn der Starke gerade die Hände an einem Stofflumpen abwischte. »Ich kann das Ding nicht reparieren«, kam er Ragnars Frage zuvor.
    »Mist«, knurrte Ragnar gereizt. »Dann müssen wir im Frühjahr einen reisenden Mechaniker anfordern.« Ein weiterer Beleg dafür, dass die Kolonie nicht nur stagnierte, sondern weitere Rückschritte machte.
    »Das würde uns ein Vermögen in Form von Nahrungsmitteln oder Arbeitskraft kosten«, gab Orn zu bedenken. »Warum überlassen wir das Ding nicht einfach seinem Schicksal?« Er verstummte, als er Ragnars finsteren Blick bemerkte.
    »Weißt du, wo der Fehler liegt?«
    »Ich vermute, dass sich ein Zahn der Getriebewelle festgefressen hat«, sagte Orn. »Ich habe sie von der Antriebswelle getrennt, weil sie sich nur noch in eine Richtung bewegen lässt. Sollte der Wind zu stark aus der entgegengesetzten Richtung blasen, würde es das Getriebe völlig zerstören.« Er seufzte schwer. »Zu wissen, was kaputt ist, und den Schaden zu beheben, sind leider zweierlei Dinge.«
    »Komm schon«, meldete sich Karl zu Wort. »Sehen wir uns das Problem gemeinsam an.« Er warf Ragnar einen fragenden Blick zu, um die Genehmigung des Gothi einzuholen.
    Ragnar zuckte die Achseln. »Wenn du glaubst, dass du das Ding reparieren kannst, dann nur zu. Aber kümmere dich zuerst darum, dass die Schafe sicher eingesperrt sind.«
    Den Nachmittag verbrachte Ragnar damit, einige der noch offenen Fälle durchzugehen. Er und die anderen vierzig Gothis der näheren Umgebung trafen sich dreimal jähr lich während des Frühlings-, Winter- und Brautmarktes zu einer kurzen Konferenz. Zum Sommermarktfest besuchte er das Althing, auf

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