Gestrandet
Kaffee.«
Janeway konnte wie üblich sehr stolz auf ihre Crew sein. Kim und Torres hatten sie früh geweckt – um fünf Uhr zwölf Bordzeit –, doch angesichts der guten Nachrichten machte ihr das überhaupt nichts aus.
»Die Fremden benutzen einen speziellen Reflektor«,
erläuterte Kims Stimme aus dem Kom-Lautsprecher. Janeway saß auf dem Bett und spitzte die Ohren. »Dadurch können sie den Eindruck erwecken, sich an einem ganz anderen Ort aufzuhalten. Aber Lieutenant Torres und mir ist es gelungen, die Sensoren zu rekonfigurieren, um den Täuschungseffekt aufzuheben. Selbst wenn es die Unbekannten noch ein
dutzendmal versuchen – wir fallen nicht wieder darauf herein.«
»Mr. Kim, Sie und Lieutenant Torres sind ein echtes Wunder.
Wie sind Sie nur darauf gekommen, nach gespiegelten
Warpspuren Ausschau zu halten?«
Janeway stand auf, strich ihr Haar zurück und sah durchs Fenster ins All. Sterne glitten vorbei.
»Mr. Kim?« fragte die Kommandantin, als mehrere Sekunden lang Stille herrschte.
»Wir… wir nahmen einige spezielle Berechnungen auf der Grundlage der uns bekannten Informationen vor, Captain.«
Janeway hörte Verlegenheit in der Stimme und lächelte, als sie zur Ultraschalldusche schritt.
»Oh, natürlich«, erwiderte sie mit übertriebener Herzlichkeit.
»Genau das erwarte ich von meiner Crew. Benachrichtigen Sie Commander Chakotay und die übrigen Führungsoffiziere. Für uns gibt es jetzt keinen Schlaf mehr. Kes’ Entführer haben einen beträchtlichen Vorsprung, den ich verkürzen möchte.
Wir sehen uns in fünfzehn Minuten auf der Brücke.«
»Aye, Captain.«
Janeway traf schon nach zehn Minuten im Kontrollraum ein und stellte zufrieden fest, daß die Offiziere entweder bereits zugegen oder aber unterwegs waren. »Wo stecken die
Entführer, Mr. Kim?« fragte die Kommandantin.
»Mit den rekonfigurierten Sensoren fällt es uns relativ leicht, die Warpspur der Fremden zu orten«, sagte Kim. Janeway bemerkte Ringe unter seinen Augen, aber Haltung und Stimme deuteten auf wache Aufmerksamkeit hin. »Ihr Kurs ist null vier sechs Komma fünf.«
»Mr. Paris…«
»Kurs wird programmiert, Captain«, erwiderte der Pilot und kam damit einer Anweisung zuvor. Er betätigte die Kontrollen des Navigationspults.
»Ich möchte, daß wir der Fährte wie Bluthunde folgen, Mr.
Paris. Warp acht.« Janeway sah zu Chakotay und teilte ein kurzes Lächeln mit ihm. In seinen dunklen Augen glitzerte es, als er schmunzelte. Sie hatte von Bluthunden gesprochen, aber eigentlich verglich sie sich und die Crew der Voyager eher mit Wölfen. Chakotay dachte sicher ähnlich. Die Ja’in – es konnte kaum mehr ein Zweifel daran bestehen, daß es sich um sie handelte – hatten ein Wolfsjunges verschleppt, und jetzt nahm das Rudel die Verfolgung auf.
Janeway reckte den Hals und sah zu Fähnrich Harry Kim.
»Mr. Kim, Sie sehen müde aus. Haben Sie und Torres die ganze Nacht an dieser Sache gearbeitet?«
»J-ja, Captain«, antwortete der Fähnrich, und Enttäuschung machte sich in seiner Miene breit. »Aber ich fühle mich gut.«
»Das haben Sie dem Adrenalin zu verdanken«, sagte
Janeway. »Aber Schlaf ist besser.«
»Captain, ich würde gern auf meinem Posten bleiben.
Angenommen, die Fremden versuchen einen neuen Trick?«
Janeway lachte leise. »Sie haben außergewöhnlich gute Arbeit geleistet, Harry. Genehmigen Sie sich eine Tasse echten Kaffee. Das gilt auch für B’Elanna. Ich komme mit meinen Rationen dafür auf.«
»Ja, Captain. Danke!«
Als die Stunden verstrichen, begann Janeway, ihre
Entscheidung zu bereuen. Einige Stunden Schlaf hätten ihnen allen gutgetan. Sie war davon überzeugt gewesen, mit Warp acht schnell zu den Entführern aufschließen zu können, doch das schien nicht der Fall zu sein.
»Captain«, erklang Tuvoks ruhige Stimme, »die Sensoren registrieren voraus eine recht große Materieansammlung.«
»Auf den Schirm.«
Das zentrale Projektionsfeld zeigte nur die bunten
Streifenmuster vorbeiziehender Sterne, sonst nichts.
»Fernerfassung«, sagte Janeway.
Daraufhin erschien etwas auf dem Bildschirm.
»Lieber Himmel…«, hauchte Paris.
Der von den Ortungsgeräten sondierte Bereich des Alls kam einem Raumschifffriedhof gleich. Die Reste zahlloser Raumer schwebten in der kalten Dunkelheit des Alls. Von manchen Schiffen waren nur noch kleine Wrackteile übrig, andere erweckten den Eindruck, fast unbeschädigt zu sein. Klaffende Löcher zeigten sich wie Wunden in
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