Gestrandet
Idee, diese langen Blätter als eine Art Tür zu verwenden, überlegte Kes, als sie eintraten.
Sie strich die farnwedelartigen Gebilde beiseite, die von einem großen Baum herabreichten, und achtete darauf, daß sie Neelix nicht ins Gesicht fielen. »Ist das nicht wundervoll?
Wenn ich so etwas doch nur in meinem Garten haben könnte!«
»Es erinnert mich an den Baum, den die Menschen
Trauerweide nennen«, erwiderte Neelix und sah sich um.
»Meine Güte, wie viele Pflanzen.«
»Wir geben uns Mühe«, sagte jemand hinter ihnen. »Ich bin die Gärtnerin. Mein Name lautet T’loori Hro. Suchen Sie etwas Spezielles?«
Kes drehte sich um, sah niemanden und senkte dann den Blick. T’loori Hro war nur etwa einen Meter groß, hatte helle, purpurne Haut und große schwarze Augen. Nase und Ohren ließen sich nirgends erkennen, und ein Schlitz schien die Funktion des Munds zu erfüllen. Der rundliche Körper wies Gliedmaßen auf, die ganz offensichtlich als Arme und Beine dienten. Da es dem Gesicht an Merkmalen mangelte, gab es kaum ein Mienenspiel, das sich interpretieren ließ. Doch Kes’
Insignienkommunikator hatte der Stimme einen weiblichen und freundlichen Klang gegeben.
»Wir kommen vom Raumschiff Voyager«, erwiderte Kes und sank auf ein Knie, um mit Hro auf einer Höhe zu sein. »Ich bin Kes, und dies ist ein guter Freund namens Neelix. Wir interessieren uns für alle früchtetragenden Pflanzen, die Sie anzubieten haben. Gemüse kommt ebenfalls in Frage.«
Hro winkte mit einem stummeiförmigen Arm. »Sie brauchen nicht zu knien, Kes. Mein Volk unterhält seit Jahrhunderten Kontakte zu den Großen. Bitte«, betonte sie und gab Kes zu verstehen, sie solle sich wieder aufrichten.
»Administrator Aren Yashar hat uns den Weg zu Ihnen
gewiesen«, sagte Neelix.
»Ah!« Der Gesichtsausdruck blieb unverändert, aber jetzt erklang Zufriedenheit in der Stimme. »Dann möchte er bestimmt, daß ich Ihnen die besonderen Pilze zeige, die ich weiter hinten züchte. Wer von Ihnen bereitet die Mahlzeiten zu?«
Neelix straffte seine Gestalt. »Das ist meine Aufgabe«, sagte er fast feierlich.
Hro wackelte kurz mit dem Kopf, eine Geste, die offenbar Zustimmung oder Bestätigung zum Ausdruck brachte.
»Bestimmt sind Sie sich auch der Verantwortung bewußt«, entgegnete die Gärtnerin würdevoll. »Aren hat gut gewählt. Ich glaube, Ihnen darf ich meine Pilze anvertrauen. Würden Sie mich bitte begleiten?«
Neelix warf Kes ein Lächeln zu, und sie erwiderte es. Der Talaxianer nahm seine Pflichten als Moraloffizier an Bord der Voyager sehr ernst, und die Zubereitung von Mahlzeiten gehörte in diesem Zusammenhang zu seinen bevorzugten Tätigkeiten. Er sah darin eine Aktivität, die Leben spendete, die Crew ernährte und ihr neue Kraft gab; es enttäuschte ihn immer, wenn die sorgfältig kreierten Mahlzeiten nicht auf die Begeisterung stießen, die er sich erhofft hatte.
Kes mochte alles, was Neelix kochte. Vielleicht lag es einfach nur daran, daß die Geschmäcker im Alpha-Quadranten anders beschaffen waren. Sie empfand es als ebenso aufregend wie der Talaxianer, neue Nahrungsmittel auszuprobieren und kulinarische Experimente durchzuführen.
Ein seltsam aussehender Baum in einer Ecke des Arboretums weckte ihre Aufmerksamkeit. Seine Rinde war dunkelblau, und ein goldgelber Glanz ging von den gezackten Blättern aus, entsprach fast dem Ton von Kes’ blonden Haaren. Während sie den Baum betrachtete, öffnete sich eine große, purpurne Blüte.
»Oh«, hauchte die Ocampa und trat vor, um zu schnuppern.
Eine Sekunde später runzelte sie die Stirn. Sie nahm keinen Duft wahr. Für sich genommen war das nicht unbedingt außergewöhnlich, denn von bestimmten Blumen ging ein Geruch aus, den das olfaktorische System der Ocampa nicht wahrnehmen konnte. Doch als Kes über das Fehlen eines Duftes bei der Blüte staunte, begriff sie plötzlich: In diesem Arboretum roch nichts.
»Stimmt was nicht, Kes?«
Die Ocampa zuckte erschrocken zusammen und rang sich ein Lächeln ab, als sie Aren Yashar erkannte. Der Mann war so leise wie eine mit weichen Pfoten ausgestattete Siaa- Katze .
»Hallo, Administrator. Nein, es ist alles in Ordnung. Es hat mich nur gewundert, daß hier…« Als sie versuchte, es in Worte zu fassen, kam sie sich plötzlich dumm vor.
Andererseits: Es sollte vollkommen ausgeschlossen sein, daß hier alle Pflanzen vollkommen geruchlos waren.
Verwundert streckte sie die Hand aus, um die Blüte zu berühren.
Ihre
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