Gesucht wird Charity
die Bar. Dann beugte ich mich vor, stützte die Ellbogen auf und
legte das Kinn in die Hände. »Wissen Sie was? Sie sind im wirklichen Leben noch
aufregender als im Film.«
»Danke.« Sie ließ ihre Hand
flüchtig über die gerundete Hüfte gleiten.
»All das schöne, schwarze Haar,
das zu einer kunstlosen Kleinmädchenfrisur zusammengekämmt ist«, sagte ich.
»Diese prachtvollen violetten Augen, die so unschuldig dreinblicken, und dieser
Mund, der zum Küssen geschaffen ist. Ein hochgeschlossenes, langärmliges Kleid
über diese prachtvolle Figur zu ziehen, war auch ein genialer Einfall. Mit
Ihnen verglichen sah Sarah Manning heute abend aufs
vulgärste aufgeputzt aus.«
»Ich fange mit jeder Minute an,
Sie mehr zu schätzen, Rick Holman .« Sie zeigte ihre
Grübchen.
»Es ist vermutlich alles eine
Frage des Stils«, sagte ich. »Wie alt sind Sie, Claudia?«
Ihre Augen warfen mir einen
scharfen Blick zu, dann zuckten ihre Mundwinkel ein bißchen. »Vierunddreißig,
und Sie haben beinahe den Beginn einer schönen Freundschaft im Keim erstickt.«
»Sie sehen nicht einen Tag
älter als dreiunddreißig aus«, sagte ich. »Wahrhaft prächtige dreiunddreißig;
von der vollen Reife und Schönheit einer Weiblichkeit, die nur aus einem Überschuß natürlicher Vorzüge hervorgegangen sein kann,
gefördert durch eine lange, der Freude der Männer gewidmete Studienzeit.«
»Ich hoffe, Sie wenden diese
Technik nicht bei jedem weiblichen Wesen an«, sagte sie, während sie langsam
auf die Bar zukam. »Der Gedanke wäre mir sehr zuwider, wenn all das auch an
irgendein schwachsinniges Mädchen vergeudet würde, das seine Tage damit
zubringt, BHs an Damen mit Übergrößen zu verkaufen.«
»Sie sind die eine und einzige
Claudia Deane«, sagte ich. »Ich habe all Ihre Filme gesehen, und erinnere mich
nicht an den Inhalt. Ich weiß nur noch, wie Sie ausgesehen haben — mit und ohne
Kleidung — , Großaufnahme von vorn und vom Profil.«
Sie ließ sich mir gegenüber auf
einem Barhocker nieder und lächelte bedächtig. »Ich habe noch niemals einen Fan
getroffen, der sich klar ausdrücken kann. Das ist ein hinreißendes Erlebnis,
Rick.«
»Oder sagen wir so«, fuhr ich
fort. »Ich bin bereits verführt durch Ihre bezaubernde Schönheit, und das seit
Jahren — seit ich Sie in Ihrer ersten Starrolle gesehen habe. Sie brauchen sich
also nicht mehr zu bemühen, Claudia. Entspannen Sie sich und ziehen Sie Ihren
Hüftgürtel aus, wenn Sie sich danach bequemer fühlen sollten.«
Sie blinzelte, und das war
allein schon eine ganze Szene. Ein vorwurfsvoller Blick kam in ihre großen,
violetten Augen, und ihre Unterlippe zitterte leicht. »Aber, Rick«, murmelte
sie, »wie können Sie so etwas Schreckliches sagen.«
»Sie haben schon Besseres
geleistet«, sagte ich respektvoll. »Ich habe gesehen, wie Sie — sogar in
Großaufnahme — eine vereinzelte Träne aus einem Augenwinkel preßten.«
»Sie Mistvieh !«
Sie lachte leise. »Ich war ganz darauf vorbereitet, Sie auf die nächste Couch
zu fegen und alles innerhalb einer leidenschaftlichen halben Stunde zu regeln.«
»Ich bin sicher, Earl ist
überzeugt, daß genau das im Augenblick passiert«, sagte ich. »Stört ihn das nicht?«
»Es ist von seinem Standpunkt
aus das kleinere von zwei Übeln.« Sie hob das Glas. »Außerdem braucht er hie
und da ein Lektion in der sanften Kunst der Eheführung.«
»Ich bin verletzt —
buchstäblich«, sagte ich. »Aber es war nicht nur mein Körper, der gestern nacht malträtiert wurde, sondern auch mein
Selbstgefühl, und in gewisser Weise schmerzt das noch mehr. Ich hätte gern eine
Erklärung.«
»Das ist etwas, das ich nicht
erklären kann«, sagte sie bedächtig. »Niemand könnte das; haben Sie nicht
gesehen, wie völlig verwirrt der arme Earl war. Aber vielleicht kann ich alles
übrige erklären.« Sie zuckte leicht die Schultern. »Erklären! Mir kommt alles
einfach verrückt vor, und ich bin mit dem Burschen nun über ein Jahr lang
verheiratet.«
»Ich gebe die Hoffnung nicht
auf und bin voller Geduld«, sagte ich bescheiden. »Erinnern Sie sich an die
Szene in Ihren frühesten Tagen, in der >Sklavin des Sultans<, als Sie,
den Rücken der Kamera zugewandt, Ihr Gewand abnahmen? Ich habe mir den Film
dreimal in drei verschiedenen Theatern angesehen, immer in der Hoffnung, ich
würde einmal an die unzensierte Fassung geraten, in der Sie sich umdrehen und
die Kamera anschauen.«
Sie verschluckte sich beinahe
am Wodka. »Nie
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