Gesucht wird Charity
draußen
getrennt — in der Dunkelheit — , und ich beschrieb einen vollkommenen Kreis,
der mich, ohne es zu wissen, in die Nähe der Hütte zurückbrachte. Und dort —
nur ein paar Meter vor mir — stand, die Hütte beobachtend, das Mädchen.« George
zuckte die schmalen Schultern. »Zumindest dachte ich, es sei das Mädchen. Das
Kleid täuschte mich im Dunkeln. Also schlich ich es von hinten an und tippte
ihm auf die Schulter. Ich erwartete einen mädchenhaften Aufschrei; statt dessen
hatte ich es mit einem jungen Berglöwen zu tun! Er knallte mir einen Ellbogen
gegen die Kehle, so daß ich auf den Rücken fiel, und warf sich dann mit einem
Messer auf mich.« Er räusperte sich sachte. »Ich bin kein junger Mann mehr,
Danny, und auch nicht besonders kräftig. Ich glaubte im Ernst, er würde mich
umbringen, und das löste einen Reflex in meinem Zeigefinger aus.«
»Das hat gerade noch gefehlt«,
sagte Malone verbittert. »Jetzt haben wir auch noch einen Mord am Hals.«
»Notwehr, genaugenommen«,
murmelte George. »Nicht, daß jemand das glauben würde.«
Malone leerte das, was noch in
der Flasche war, in sein Glas und schleuderte diese wütend durchs Zimmer. »Das
ist wirklich die Höhe«, sagte er dumpf. »Zum Teufel mit Earl Raymond und seinen
Problemen, ich will nichts mehr damit zu tun haben. Ich wünsche Ihnen Glück, Holman , bei der Suche nach dem Mädchen. Und stolpern Sie
nicht über die verdammte Leiche neben dem Klo, wenn Sie weggehen.«
»Werden Sie Earl mitteilen, daß
Sie abhauen?« erkundigte ich mich interessiert.
»Klar«, brummte er. »Per
Ferngespräch von New York oder vielleicht auch von London aus.«
»Da sind noch zwei Dinge, die
zuerst geregelt werden müssen, Danny«, sagte George in entschuldigendem Ton.
»Was denn?« brüllte Malone.
»Ich möchte nicht wegen Mordes
angeklagt werden«, sagte George. »Nicht in meinem Alter und auch nicht bei
meinen Vorstrafen.«
»Glauben Sie vielleicht, ich
werde zur Polizei rennen und dort erzählen, Sie hätten einen verrückten Hippie
umgebracht?« brummte Malone.
»Ich mache mir keine Sorgen
wegen Ihnen oder Eddie«, sagte George freundlich, »denn wenn die Polizei mich
erwischt und wegen Mordes anklagt, dann wißt ihr
beide, daß ich erzählen werde, wie wir drei in eine Entführungsaffäre
verwickelt waren.« Er lächelte schwach. »Ich weiß, daß ich Ihnen trauen kann,
Danny. Es ist Holman , um den ich mir Sorgen mache.«
» Holman ?«
Malones blutunterlaufene Augen zuckten plötzlich. »Was ist mit Holman ?«
»Er hatte mit der Entführung
nichts zu tun. Was sollte ihn also davon abhalten, den Bullen zu erzählen, ich
sei es gewesen, der den kleinen Legarto umgelegt
hat?«
»Hören Sie, George«, sagte
Malone in scharfem Ton, » Holman ist eine Art
Privatdetektiv, der auf Aufträge für große Filmstars wie Earl Raymond
spezialisiert ist. Er wird nicht den Rest seiner Zukunft aufs Spiel setzen,
indem er bei der Polizei über Sie auspackt.«
»Quatsch«, sagte George mild.
»Und das wissen Sie auch, Danny. Er würde nicht seine Lizenz und die
Beziehungen, die er bereits mit der Polizei hat, riskieren, um dem kleinen
alten George Wohltaten zu erweisen.«
Malone trank den letzten Rest
seines Glases aus und vermied sorgfältig, einen von uns beiden anzusehen. »Ich
bin fertig, erledigt!« verkündete er. »Ich schere mich jetzt zum Teufel.«
»Eddie wird Sie ins Motel
zurückfahren«, sagte George. »Und sagen Sie ihm, er solle auf dem Rückweg einen
Kanister Benzin mitbringen.«
»Okay«, murmelte Malone. »Ich
werde es ihm ausrichten.«
»Wenn Sie jetzt weggehen,
Malone«, sagte ich mit gepreßter Stimme, dann ist das
dasselbe, als ob George abdrücken würde.«
»Keine Bange, Holman .« Er lachte unsicher. »Ich bin ganz sicher, daß ihr
beide euch noch irgendwie einig werdet.« Ich ließ ihn einen Schritt weit an mir
vorübergehen, dann drehte ich mich auf dem Absatz um und knallte ihm den
Handrücken mit voller Wucht gegen die Wange. Malone schrie vor Schmerz auf,
stolperte über seine eigenen Füße und stürzte, das Gesicht nach unten, durch
die offene Tür. Ein paar Sekunden lang blieb er da wimmernd liegen, dann raffte
er sich mühsam auf und strebte in schlurfendem Trott dem Wagen zu.
»Ich gratuliere Ihnen, Mr. Holman «, sagte George. »Ich wünschte nur, die Situation
wäre umgekehrt, und Sie wären derjenige, der zum Wagen geht, und Malone bliebe
hier.«
»Das ist nett von Ihnen,
George«, sagte ich. »Wie
Weitere Kostenlose Bücher