Gesucht wird Charity
entfernt, die Pistole in seiner Hand war noch
immer auf mich gerichtet. Sein Adamsapfel bewegte sich heftig, bevor er sprach.
»Bringen Sie mich nicht in
Versuchung, Holman «, sagte er mit leiser Stimme. »Ich
bin nahe daran, diese bewußten drei Aufträge zu vergessen und Sie rein
spaßeshalber umzubringen.«
»Beim erstenmal behaupteten Sie, es sei Eddie gewesen, der von Legarto in der Hütte niedergeschlagen worden sei«, sagte ich liebenswürdig. »Dann, beim zweitenmal , waren Sie es angeblich selbst. Kurz zuvor
hatten Sie mir erzählt, Eddie sei gestorben, weil er zum zweitenmal innerhalb von zwei Tagen eines auf den Schädel bekommen habe. Aber wenn Sie
derjenige waren, der in der Hütte war, als Legarto seine Rettungsaktion vornahm, kann Eddie nur einmal niedergeschlagen worden
sein — und zwar gestern nachmittag von Ihnen.«
»Sie versuchen bloß, mich zu
verwirren, Holman .«
»Sie haben mich bereits
verwirrt, George.« Ich grinste ihn niederträchtig an. »Sind Sie sicher, daß Sie
sich, was Eddie betrifft, nicht bereits selbst verwirrt haben?«
»Was, zum Teufel, soll das
heißen?«
»Ich habe darüber nachgedacht«,
sagte ich. »Als Sie beide in meinem Wagen außerhalb des Sanatoriums warteten,
war es Eddie, der uns zurück zur Hütte folgte. Es war Eddie, der draußen vor
der Hütte den Wächter spielte, während Sie mit mir zu Malone hineingingen.
Diese beiden Jobs mußte man dem Partner überlassen, der ein guter Schütze ist.«
»Eddie hatte einen
Intelligenzquotienten um sechzig herum«, sagte George mit dünner Stimme.
»Das brauchte seine Schießkunst
nicht zu beeinträchtigen. Dann war da die Art und Weise, in der Malone Sie
behandelt hat. Er ist ein großer, fetter Tropf und der Typ des devoten
Feiglings. Der Typ, der einen professionellen Killer mit großem Respekt
behandeln würde. Er benahm sich Ihnen gegenüber, als seien Sie der örtliche
Lumpensammler. »Sagen Sie ihm das, George, sagen Sie ihm jenes, George!« Ich
imitierte übertrieben Malones betrunkene Stimme.
»Zum letztenmal , Holman , halten Sie den Mund!«
»Sie waren bereit, Ihren
Partner für versprochene zehntausend Dollar reinzulegen«, knurrte ich. »Und
ganz vergnügt bei dem Gedanken, ihn gemeinsam mit mir umzubringen — für
zehntausend! Wieviel wollten Sie für seinen Auftrag
zahlen, Claudia?«
»Zwanzigtausend.« Ihre Stimme
war so scharf, daß sie wie eine kleine Explosion klang.
»Der Mann, der tatsächlich den
Auftrag erledigte — derjenige, der abdrückte — , mußte der Seniorpartner sein«,
sagte ich langsam. »Natürlich mußte er den Löwenanteil des Honorars bekommen.
Der Auftrag war genau mit der doppelten Summe des Betrags dotiert, den George
akzeptiert hatte, um seinen Partner hereinzulegen. Und nicht nur das — auch
noch dabei behilflich zu sein, ihn zu ermorden.«
»Vielleicht hat Rick recht«,
sagte Sarah langsam. »Sind Sie ganz sicher, daß Sie sich nicht irgendwie mit
Eddie verwechselt haben, George?«
Meine Hand tastete hastig auf
dem Regal unter der Bar herum, bis sie die Pistole unter der gebrauchten
Serviette fand. Der betäubte Ausdruck in den verblaßten ,
blauen Augen verriet, daß ich mit meinen Vermutungen wahrscheinlich ins
Schwarze getroffen hatte, und auch, daß ich die Dinge zu weit getrieben hatte.
Was nützte es mir also, recht gehabt zu haben und anschließend tot zu sein?
»Sie tun gut daran, mir zu
glauben, George«, sagte ich schnell. »Ich habe hier gleich unter der Bar eine
Pistole in der Hand. Nichts kann Sie hindern, den ersten Schuß abzugeben, aber
beim zweiten bin ich an der Reihe. Wenn Sie überzeugt sind, Sie können mich mit
diesem ersten Schuß erledigen, brauchen Sie nur abzudrücken.«
Ein dünnes Schweißrinnsal
rieselte an der einen Seite seines Gesichts herab, und er zog eine Grimasse.
Der Pistolenlauf hob sich um ein paar Zentimeter und schwankte dann flüchtig.
»Sie tun gut daran, die Waffe
ein bißchen zu senken, George«, sagte ich. »Wenn Sie sie so wie jetzt halten,
werden Sie nur den Verputz von der Decke schießen.«
Der Pistolenlauf senkte sich im
nächsten Augenblick mit einem Ruck. George hob ein wenig den Kopf, und ich
konnte all den Haß, die Enttäuschung und die nackte Furcht in den verblaßten , blauen Augen erkennen.
»Sie haben nicht die geringste
Chance, George«, sagte ich ruhig. »Es wird nie mehr eine geben! Genau wie es
die guten, alten Tage in Chikago und Havanna nie
gegeben hat, was?«
Es war sein letzter
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