Gesund durch Meditation
Perspektive zu stellen, lernen Sie etwas Wichtiges über Ihre innere Affektlandschaft und verwandeln einen Stressfaktor in eine positive Herausforderung, die Sie nutzen können, um daran zu wachsen.
Auch hier nehmen wir am besten wieder den Weg über den Atem. Wenn es gelingt, auch nur für kurze Zeit die Aufmerksamkeit auf die Atmung zu lenken, ist damit die Voraussetzung geschaffen, dem gegenwärtigen Moment und dem ihm folgenden mit mehr Klarheit zu begegnen. Der Atem an sich wirkt als Ruhepol, vor allem über die Einstimmung auf die Bauchatmung. Er ist wie ein alter Freund, wie ein Anker oder ein in das Flussbett eingesenkter Brückenpfeiler, den die Strömung des Flusses umspült. Er kann uns auch daran erinnern, dass wenige Meter unter der aufgewühlten Meeresoberfläche tiefe Stille herrscht. Und das Beste daran: Wo immer wir gehen und stehen, der Atem ist mit uns, er begleitet uns in jeder Situation und ist darum ein höchst zuverlässiger Partner und Verbündeter in unserem Bemühen um emotionale Balance. Über den Atem können wir mühelos zu Achtsamkeit und Stille zurückfinden, sollten wir sie vorübergehend verloren haben. Wer bereits ein bisschen Übung darin hat, wird sicher selbst schon erfahren haben, dass man in einer besonders angespannten Situation über den Atem zur Körperwahrnehmung zurückkommt. Die Atemempfindungen sind schließlich selbst ein wesentlicher Teil der Körperempfindung und dienen uns daher als Zugang zu unserem gesamten leiblichen Sensorium. Aber nicht nur zu ihm allein. Schon zwei, drei achtsame Atemzüge können uns auch auf unsere Gedanken und Gefühle aufmerksam werden und spüren lassen, wie sie sich ihrerseits in verschiedenen Bereichen des Körpers in Form von Verspannungen und Verhärtungen festsetzen. Vielleicht erkennen wir dabei zugleich, wie negativ oder abwegig sie sind.
Wenn es uns gelingt, uns in unserer Mitte zu stabilisieren, um aus ihr heraus auf die Auslöser von Stress zuzugehen, statt vor ihnen zu flüchten, werden wir wahrscheinlich in ebendiesem Moment auch eher in der Lage sein, die Situation im größeren Zusammenhang zu sehen. Den Impuls, zu kämpfen, zu fliehen oder uns zu verteidigen – oder auch die Panik, Erstarrung oder Ohnmachtsanwandlung, von der wir erfasst werden –, nehmen wir nun zusammen mit allen anderen wichtigen Begleitumständen in diesem größeren Kontext wahr. Mit einer Situation auf diese Weise umzugehen erlaubt uns, von Anbeginn gelassener zu sein oder schneller wieder zum inneren Gleichgewicht zurückzufinden, wenn wir durch unsere erste, impulsive Reaktion die Balance verloren haben.
Wer seine Wahrnehmung Augenblick um Augenblick auf Stille und Achtsamkeit gründet, schafft sich damit einen Raum der Kreativität, der Offenheit für neue Möglichkeiten und Lösungswege. Man nimmt seine Emotionen genauer wahr und wird weniger leicht von ihnen fortgerissen. So wird es in schwierigen Situationen einfacher, das innere Gleichgewicht und den Sinn für den größeren Zusammenhang zu bewahren und damit zu einer mentalen Verfassung zu finden, die wir gemeinhin
Ausgeglichenheit
nennen.
Liegt die eigentliche Ursache für eine Stressreaktion in der Vergangenheit, wird man in diesem Moment eher in der Lage sein, darin etwas
bereits Geschehenes
zu erkennen. Dieser Wechsel in der Wahrnehmung schafft den Freiraum dafür, die Energie auf die Beschäftigung mit der Gegenwart zu konzentrieren und sich den Aufgaben und Problemen zu widmen, die
im Jetzt
unsere unmittelbare Aufmerksamkeit verlangen.
Richtet man seine Aufmerksamkeit auf diese Weise neu aus, stellt sich selbst unter sehr schwierigen äußeren Umständen nicht nur das mentale Gleichgewicht schneller wieder her, sondern auch das physiologische Gleichgewicht (Allostase), während sich der Aufruhr im Körper legt. In der Abbildung 7 weist von hier aus kein Pfeil auf die Person zurück. Denn anders als bei der Stressreaktion
entsteht durch den achtsamen Umgang mit Stress kein zusätzlicher Stress.
Der gegenwärtige Moment ist weniger belastet von den Inhalten der vorangegangenen Augenblicke, weil wir uns mit einem jeden zu seiner Zeit auseinandergesetzt haben. Der achtsame Umgang mit Stress erlaubt uns also, den Aufbau innerer Spannung in Körper und Geist auf ein Minimum zu reduzieren. Er erspart uns somit auch weitgehend die Auseinandersetzung mit den unangenehmen körperlichen Zuständen, die eine Internalisierung der körperlichen Anspannung mit sich bringen würde.
Sobald
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