Gesunde Muskeln - Gesunder Körper
konservativer Ansatz sinnvoll, da die manuelle Therapie nicht nur die Schmerzen lindern, sondern zugleich einen ernsthaften Bandscheibenschaden ausschließen konnte. Und selbst wenn Hollys Bandscheibenvorfall direkt auf ihr aktuelles Tun zurückging, würde die Entspannung der Muskeln im Bandscheibenbereich den Druck vielleicht weit genug lindern, um den Schmerz zu nehmen.
Holly hatte die übliche Diagnose einer »Zerrung« erhalten, also einer Überdehnung der Bänder beziehungsweise einer Zerrung
der Muskeln im Rücken. Schwere Bänderdehnungen am Rücken sind schwierig zu behandeln. Bei Holly lag das Problem zum Glück in den Muskeln. Dr. DeStefano stellte fest, dass sie sich beim Heben der Klimaanlage in einer schiefen, vornübergebeugten Position den Lendenmuskel gezerrt hatte. Es ging also um eine traumatische Version jener Rückenschmerzen, zu denen auch alle neigen, die am Schreibtisch arbeiten: Die Rückenstreckmuskeln schmerzten, weil sie ständig gegen den Vorwärtszug des Lendenmuskels arbeiten mussten. Zusätzlich hatte sich auch ein kleiner, birnenförmiger Hüftmuskel, der Musculus piriformis , verkrampft und quetschte nun ihren Ischiasnerv zusammen. Das erzeugte die schießenden Schmerzen im Bein. Falls die Bandscheibe an diesem ganzen Unheil beteiligt war, so spielte sie zumindest keine Hauptrolle. Nach einigen manuellen Behandlungen war Holly ihre Schmerzen los.
Chronische Bandscheibenschmerzen im unteren Rückenbereich
Robert ist Mitte 50 und lebt in Manhattan. Der Musikproduzent hatte chronische Schmerzen im unteren Rücken, die in ein Bein ausstrahlten. Dr. DeStefano begann mit einer chiropraktischen Behandlung und manueller Muskelbehandlung, erzielte jedoch keine ausreichenden Fortschritte. Die Muskeln entspannten sich zwar unter der Behandlung, verkrampften danach jedoch bald wieder. Das war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Muskeln auf die Signale einer geschädigten Bandscheibe reagierten, die vermutlich der wahre Urheber der Problematik war. Dr. DeStefano überwies Robert an Dr. Jennifer Solomon im Hospital for Special Surgery, die
sich als Ärztin für Rehabilitationsmedizin auf Wirbelsäulen- und Sportmedizin spezialisiert hat. Mit einer gezielten Injektion eines entzündungshemmenden Kortikosteroids konnte sie die entzündeten Nerven beruhigen und den Schmerz um 90 Prozent eindämmen. Anschließend nahm Robert die manuelle Behandlung bei Dr. DeStefano wieder auf. Sobald die Muskeln im unteren Rücken und im vorderen Rumpfbereich wieder normal reagierten und das Gewebe sich weich und entspannt anfühlte, ging Robert zu Krankengymnastik über. Dort sollte er verschiedene Dehn- und Kraftübungen lernen, die er täglich oder mehrmals in der Woche durchführen muss, um die Muskeln im Rumpfbereich in Bewegung zu halten. Auf diese Weise kann er neuen Beschwerden durch die geschädigte Bandscheibe weitgehend vorbeugen.
Inzwischen ist wohl jedem Leser klar geworden, welch ein Minenfeld der untere Rückenbereich darstellt, wo alle wichtigen Komponenten – die Nerven, die sich aus dem Rückenmark verzweigen, die Bandscheiben, welche die Wirbelsäule schützen, und die stützende Muskulatur – in engster Nachbarschaft zusammenwirken. Wenn sie einander in den Weg geraten, kommt es zu Entzündungen, Reizungen und Schmerzen. Doch an Roberts Fall wird erkennbar, dass die Bandscheibe zwar das Hauptproblem darstellen kann, eine Operation aber nicht unbedingt die optimale Behandlung ist. Erfahrungsgemäß operieren selbst Spezialisten nur ungern an den Bandscheiben herum. Dennoch berichtet unsere Kollegin, Dr. Solomon: »Ich habe Patienten in meiner Praxis, denen es nie besser gehen wird, weil sie davon überzeugt sind, dass eine Operation alle ihre Rückenprobleme lösen würde.« Wir selbst sind Verfechter von dem, was Dr. Solomon als den »umfassenden Blick« auf die Wirbelsäule beschreibt: Chiropraktik, Muskeltherapie zur Lockerung von verhärteter Muskeln, Krankengymnastik für Haltungsschulung und Bewegungstraining sowie notfalls Medikamente oder ein operativer Eingriff. Bei Robert und anderen Patienten war eine einmalige Kortikosteroidspritze ein sehr erfolgreiches Mittel, um den Teufelskreis chronischer Schmerzen zu durchbrechen und den Körper heilen zu lassen.
Info
Kortikosteroide
Eine Kortikosteroidinjektion im Bereich eines Nervs oder eines Gelenks hemmt die lokale Entzündung, so dass sich der gereizte Bereich beruhigen und die Heilung einsetzen kann. Arzneimittel wie
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