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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Herzen, das noch immer macht, aber ohne Atem, ohne Gehirnströme, ohne nichts; dann schließen wir ihn an den guten alten Respirator an und sagen: , dann schleifen wir das gute rostige alte Messer und stechen hinein.» Liebevoll quetschte Dingo dem Patienten die Kehle zu, bis dieser nur noch gurgelte. «So einfach ist das.»
    «Sie sind in sehr guten Händen», erklärte der Vorstand geduldig dem Männchen, das noch immer an Sir Lionels Rockschößen zupfte. «Wie ich vom Ministerium für Entwicklungshilfe höre, genießt Professor Dingo in seinem Land einen ausgezeichneten Ruf.»
    «Als Medizinmann», sagte der Patient.
    Professor Dingo schlug mehrmals dröhnend auf den Rücken des Männchens, so daß dessen Kiefer zu wackeln begann. «Dieser Dummkopf kann einen Medizinarzt nicht von einem Medizinmann unterscheiden», sagte Dingo. «Spaß gemacht, he?» Er lachte, aber nicht so laut wie sonst. «Komm, Sonnyboy. Du und ich, wir werden noch viele nette Spielchen miteinander spielen, nicht wahr?» Mit einem Ruck riß er seinen Patienten von den Rockaufschlägen des Vorstands los. «Wir spielen jetzt, bis jener unbekannte Wohltäter der Menschheit mit seinem Vier-Liter-Wagen gegen eine Ziegelmauer knallt, verstanden?»
    Der Vorstand enteilte in Richtung Treppenhaus, während er über die Zärtlichkeit afrikanischer Chirurgen nachdachte, die zur Nerven-beruhigung ihrer präoperativen Patienten mit diesen Karten spielen. Sir Lancelot Spratt konnte er sich kaum am Bridgetisch mit einer Magenresektion, einem Gallenblasen- und einem Hämorrhoidenfall vorstellen.
    Drunten im Keller des St. Swithin herrschte das übliche Treiben. Niemand shien dem Krankenträger im braunen Mantel, der eine Tafel mit der Aufschrift OHA - WIR STREIKEN! vor sich hielt, viel Beachtung zu schenken. Durch die vordere Tür konnte der Vorstand eine Fernsehkamera mit Mannschaft erkennen, und Fofar McBridie, der im Kilt dudelsackspielend auf- und abmarschierte.
    Der Vorstand betrat die Stufen, die zum Keller hinabführten. Seine erste Schwierigkeit bestand darin, Faith aus Pips Umschlingung loszureißen. Wahrscheinlich würde er zu diesem Zweck zu einer Lüge Zuflucht nehmen müssen, etwa, daß ihre Mutter sich ein Bein gebrochen habe. Doch dies blieb ihm erspart, da Faith ihm allein und unumschlungen entgegeneilte. «Daddy», sagte sie ohne Umschweife, «ich muß sehr ernst mit dir reden.»
    Der Vorstand lud sie in die Werkskantine - sie lag hinter den Aufzügen- auf eine Tasse Kaffee ein.
    «Daddy», sagte Faith, als die beiden sich an einem Ecktisch niedergelassen hatten, «du warst sehr, sehr garstig.» Sie nippte an ihrem weißen Plastikbecher.
    «Ich?» gab ihr Vater empört zurück. «Obgleich ich doch vor der gesamten Schwesternschaft von meiner eigenen Tochter gedemütigt wurde, einer Tochter, die sich nicht entblödet, zusammen mit diesem Lenin im Taschenformat meine Patienten dem Hungerstod auszuliefern —»
    Sie legte ihm sacht ihren Finger auf die Lippen. «Daddy, du leidest schon wieder an galoppierender Hybris.»
    «In deinem Munde klingt das wie eine besonders unappetitliche Krankheit. Ich leide an nichts dergleichen.»
    «Doch», erwiderte sie gelassen. «Du und überhaupt alle Arzte im St. Swithin. Der Jammer ist nur, daß ihr es nicht wißt. Du selbst sagst doch immer, Daddy, daß der Patient sein Leiden zu einem tödlichen macht, indem er es übersieht. Ich mache mir Sorgen um dich, ehrlich. » Sie blickte ihn aus großen Augen an. «Du vergißt, daß die Pflege erkrankter Menschen im Spital Teamarbeit ist -»
    «Das vergesse ich natürlich nicht. Jahr für Jahr sage ich das den Studenten in meiner Inaugurations-Vorlesung. Die älteren Jahrgänge kennen das schon auswendig und beginnen bei dieser Stelle zu stöhnen.»
    «Ja, aber eine Teamarbeit sowohl der Niedrigsten, wie der Höchsten», hob sie sanft hervor. «Ein Krankenhaus kann ohne Fachärzte nicht funktionieren. Aber ebensowenig ohne Krankenträger oder Wäscher oder Putzfrauen.»
    «Stimmt. Der Unterschied besteht nur darin, meine Liebe», gab er beißend zurück, «daß meine Bedeutung augenscheinlich wird, wenn ich beginne, ihre jedoch nur, wenn sie aufhören.»
    Faith erwog diese Worte. «Ich glaube nicht, daß im Prinzip dadurch etwas geändert wird. Jedenfalls teilt Pip nicht diese Auffassung. Er möchte, daß du den Arbeitervertretern Sitz und Stimme im Aufsichtsrat des St. Swithin gibst. Dann ist Pip bereit, den Streik

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