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Gesundheit, Herr Doktor!

Gesundheit, Herr Doktor!

Titel: Gesundheit, Herr Doktor! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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schon fast entschlossen, den Streik abzubrechen, jetzt, auf der Stelle. Streiken heißt, für Prinzipien einstehen, nicht für Erpressung. »
    «Ich seh da keinen großen Unterschied. Sie müssen dich auf alle Fälle kaufen. Es kommt nur drauf an, den richtigen Preis festzusetzen. Aber reg dich nicht auf. Ich hab ohnedies auf meinen Vetter nie großen Wert gelegt. Und seine Alte freut sich, ihn los zu sein. Diese Briefe hab ich von oben für dich mitgebracht», fugte er hinzu, indem er pip zwei Umschläge zu warf.
    Pip suchte die entgegengesetzte Ecke des Kellerraums auf, ließ sich dort nieder und öffnete den ersten Brief. Dieser lautete:

    Lieber Chipps,
    Ich höre von Ihrer Tante, daß Sie die Arbeit eines Krankenträgers im Spital angenommen haben und sich für gewerkschaftliche Probleme interessieren. Meine herzlichsten Glückwünsche. Mit solchen Themen befassen sich traurigerweise nur die wenigsten erstrangigen akademischen Geister, zu denen ich Sie zähle. Vielleicht finden Sie dieses Kompliment nach den Auseinandersetzungen bei unserer letzten Begegnung weder aufrichtig noch annehmbar, aber ich versichere Ihnen, daß ich Sie stets für einen leistungsfähigen Theoretiker, wenn auch für einen verheerenden Praktiker gehalten habe. Seien Sie so freundlich, sich morgen um zehn Uhr vormittag in meinem Saal auf der Station Virtus einzufinden. Vielleicht werden Sie dort etwas erfahren, was sich für Sie als vorteilhaft erweisen könnte.
    Ihr
    Lancelot Spratt

    «Wissen möchte ich, was diese alte verschlagene Hyäne jetzt wieder im Schilde führt», murmelte Pip. «Aber ich werde hingehen. Zumindest wird er es nicht mehr wagen, mich vor allen Leuten, einschließlich der Patienten, lächerlich zu machen.»
    Der zweite Umschlag enthielt eine telefonische Verständigung. Er las sie, stieß einen Schrei aus und sprang zu Faith und Harold Sapworth hinüber, die immer noch mit den beiden Eindringlingen in der Tür argumentierten. «Alles in Ordnung», rief Pip. «Wir können mit absoluter Zuversicht unseren Weg fortsetzen. Wir sind ernstgenommen worden. Schaut euch das an - es kommt von der BBC! Mein Auftreten im Fernsehen wird gewünscht!» Er glättete die Aufschläge seines braunen Mantels. «Heute abend», fuhr er atemlos fort, «spreche ich zur Nation!»

16

    «Guten Abend. Heute, Dienstag, haben wir bei uns im Studio den Mann, der über Nacht zu einer nationalen Gallionsfigur emporgewachsen ist - zu einer Größe, die sonst nur von Fußballstars und Popsängern erreicht wird. Und selbstverständlich auch von gekidnappten Kindern. Gestern konzentrierte die OHA - die Gewerkschaft der Arbeiter des Volksgesundheitsdienstes - ihren Streik auf die Privatpatienten des St. Swithin-Spitals in London. Heute nachmittag wurde nun das ganze weltberühmte Spital mit mehr als eintausend Betten zum Stillstand gebracht. Was, Mister Chipps, veranlaßte Sie zu dieser drastischen Maßnahme, und was sagen Sie dazu?»
    «Nun, Robin, es geschah einfach deshalb, um die Regierung zu zwingen, unserem Verbot der Ärzteauswanderung zu entsprechen.»
    «Aber das hat doch nichts mit dem laufenden Betrieb eines Krankenhauses zu tun? Mit den täglichen Leistungen der Krankenträger, Putzfrauen und Wäscherinnen, und welcher Personen immer, die Mitglieder der OHA sind?»
    «Nein, tatsächlich nicht das geringste. Der Streik ist für uns Gewerkschafter jedoch die einzige Waffe, die wir zur Durchsetzung unserer Forderungen besitzen. Der Streik ist unsere einzige Waffe, mit der wir prompt und restlos soziale Gerechtigkeit durchsetzen können. Was natürlich ein und dasselbe ist.»
    «Sie wollen damit sagen, Mr. Chipps, daß Ihr Streik ein politischer Streik ist?»
    «In diesen Tagen, mein lieber Robin, in denen die Regierung so tief in absolut jedes nationale Unternehmen verstrickt ist, sei dieses nun verstaatlicht, kommerzieller Natur oder angeblich unabhängig - sind alle Streiks politisch.»
    «Aber trifft Ihr Streik die Patienten nicht sehr hart, Mr. Chipps? Ist er für sie nicht sogar gefährlich? Ich für meine Person möchte nicht gern im Falle einer akuten und schmerzhaften Erkrankung zum St. Swithin gebracht und an dessen Eingangstür zurückgewiesen werden.»
    «Das würden Sie nicht, lieber Robin. Alle dringenden Fälle werden prompt behandelt.»
    Der Interviewer rückte an seiner Schleife und nahm jenen Ausdruck höflicher Zudringlichkeit an, angesichts derer Minister erbleichen und sich fragen, was dieser Bohrwurm nun wieder aus einer

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