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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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hat es nicht annähernd geschafft, dem System ernsthaften Schaden zuzufügen. Wir haben zu viele Absicherungen für mögliche Ausfälle installiert. Wenn es hart auf hart kommt, können wir das Kernkraftwerk auch auf manuelle Steuerung umstellen und so allen Cybersaboteuren einen Strich durch die Rechnung machen.«
    »Konnten Sie herausfinden, von wo aus die Hacker ihre Sabotageversuche unternommen haben?«, fragte Graves.
    »Nein.«
    »Sind Sie nach England gekommen, weil eines der betroffenen Atomkraftwerke in Großbritannien liegt, oder gibt es einen anderen Grund?«, wollte Graves wissen.
    »Eines der betroffenen Atomkraftwerke ist Sellafield, aber ich möchte Sie bitten, diese Information streng vertraulich zu behandeln.«
    »Ihre Gespräche mit Robert Russell hatten also nichts mit Ihrem Besuch in London zu tun?«, fragte Kate.
    Als Russells Name fiel, veränderte sich Mischa Dibners Miene. »Wer hat Ihnen von meinen Gesprächen mit Russell erzählt?«
    »Wussten Sie, dass er ermordet wurde?«, fragte Kate.
    »Ich habe es in der Zeitung gelesen. Es hat mich ziemlich mitgenommen.«
    Kate fuhr fort: »Im Zuge unserer Ermittlungen im Mordfall Russell sind wir auf die Information gestoßen, dass er mit Ihnen Kontakt aufgenommen hat. Stimmt das?«
    »Russell hatte mich alarmiert, dass es einen Anschlag auf unser Kontrollsystem geben könnte.«
    »Können Sie das ein wenig präzisieren?«, fragte Graves.
    »Er sagte, dass er von einem staatlich finanzierten Plan Wind bekommen habe, in ein Atomkraftwerk einzudringen und es zu sabotieren. Er vermutete, dass das fragliche Atomkraftwerk sich irgendwo auf dem europäischen Kontinent befindet, und betonte, dass der Anschlag schon sehr bald verübt werden soll.«
    »Warum haben Sie seine Behauptungen ernst genommen?«
    »Weil wir in den vergangenen drei Monaten mehr als hundert Cyberattacken gegen unsere Atomkraftwerke registriert haben, und er wusste fast über jede einzelne Bescheid. Damit war er in meinen Augen mehr als glaubwürdig. Wir hatten für gestern Morgen ein Treffen vereinbart, um Strategien zu entwickeln, wie wir unsere Sicherheitssysteme verbessern können.«
    »Sollte das Treffen in Victoria Street stattfinden?«, fragte Graves.
    Dibner nickte. »Ich habe erst nach dem Bombenanschlag auf Iwanow von seinem Tod erfahren.«
    »Der Anschlag auf Iwanow war nur Mittel zum Zweck«, sagte Graves. »Damit sollten Sie und Ihre Leute gezwungen werden, überstürzt das Gebäude zu verlassen. Dem Attentäter ging es nur darum, während Ihrer Abwesenheit die im Gebäude zurückgelassenen Laptops zu stehlen.«
    »Das ist unmöglich. Niemand außer den sechs Mitgliedern unseres Teams wusste von dem Treffen.«
    »Was ist mit Ihren Vorgesetzten?«, hakte Kate nach. »Ich könnte mir denken, dass Sie Ihre Reise nach London vom Direktor genehmigen lassen mussten.«
    »So etwas würden wir ohne seine Zustimmung niemals tun.«
    Kate lächelte verständnisvoll. »Wie lange hat es gedauert, bis das Treffen stand?«
    »Eine Woche.« Dibner stieß einen Seufzer aus und schien in sich zusammenzusinken. »Ich verstehe, worauf Sie hinaus wollen. Sie haben natürlich recht. Eine Menge Leute wussten von dem Treffen. Ich kann Ihnen versichern, dass ich Russells Befürchtungen weitergegeben habe und dass es nirgendwo auch nur die geringsten Anzeichen für einen unmittelbar bevorstehenden Anschlag gab.«
    »Bis zu dem Moment, als die Laptops gestohlen wurden.«
    Die Worte und ihre mögliche Bedeutung schienen Dibner ziemlich zu beunruhigen.
    Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren Gedanken. Ein Assistent erschien mit einem Kaffeetablett und reichte jedem einen Becher Kaffee. Graves trank ein paar Schluck und nickte anerkennend. »Also, was befand sich denn nun auf den Laptops, das eine solch aufwendige und sorgsam geplante Operation rechtfertigen würde?«
    Dibner lächelte bitter. »Korrespondenzen, Berichte über Kraftwerksbesichtigungen, vertrauliche Bewertungen der Sicherheitslage an den einzelnen Standorten, Personalinformationen. Ich kann nicht einmal annähernd vermuten, was noch alles darauf zu finden war.«
    »Irgendwas Heikles?«
    »Du liebe Güte, ja.« Dibner blickte auf. Ihre dunklen Augen wirkten müde und eingefallen. »Auf etlichen Laptops waren Notfallcodes, mit denen die IAEO sämtliche Cybersicherheitsmaßnahmen umgehen kann, die ich Ihnen vorhin aufgezählt habe.«
    »Was könnte jemand mit diesen Codes anfangen?«
    »Theoretisch kann jeder, der im Besitz dieser Codes

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