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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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Hintergrundes. Bertels hatte lediglich versucht, seine Stellung zu untermauern. Sie las die Seiten bis zum Ende durch, bevor sie sie ordentlich zurück in die Mappe und anschließend auf den Schreibtisch legte. »Können wir dann weitermachen? Wie bereits erwähnt, habe ich einen straffen Zeitplan.«
    »Sie müssten nur noch unterschreiben.«
    »Natürlich.« Emma unterschrieb den Antrag, stand auf und sah sich ungeduldig im Büro um.
    Bertels veranlasste, dass zuerst ein Foto von ihr gemacht und danach ihr Handabdruck und ihre Fingerabdrücke genommen wurden. Emma erkundigte sich nach der Stimmerkennung und erfuhr, dass das System erst vor Kurzem im IGNS-Büro installiert worden war und in den Kernkraftwerken noch das alte System vorherrschte, das sich allein auf den Handflächenabdruck verließ.
    Anschließend kehrten sie in Bertels Büro zurück. »Es dauert einen Moment, bis Ihr Ausweis fertig ist. Möchten Sie in der Zwischenzeit einen Kaffee trinken? Oder eine kleine Stärkung vor Ihrem nächsten Termin am Flughafen?«
    »Nein, danke.«
    Emma drehte Bertels den Rücken zu und betrachtete die Fotos in seinem Büro. Auf etlichen Bildern war Bertels in Militäruniform zu sehen, mit Maschinenpistole bewaffnet und an unterschiedlichen Einsatzorten in den Tropen. Plötzlich sog Emma lautstark die Luft ein. »Sie waren in Katanga?«
    »Ja, weshalb fragen Sie?«
    »Mein Bruder Jan war ebenfalls dort. Mit der Fremdenlegion. Feldwebel Jan Scholl. Er war in der Kompanie von Oberleutnant Dupré.« Bertels kam hinter dem Schreibtisch hervor, stellte sich neben sie und betrachtete das Foto. »Tatsächlich? Ich war Anfang der neunziger Jahre dort. Jan Scholl? Tut mir leid, den habe ich nicht kennen gelernt. Aber Oberleutnant Dupré ist mir natürlich ein Begriff. Ihr Bruder muss sehr stolz darauf sein, unter seinem Kommando gedient zu haben.«
    »Jan ist tot.«
    »Im Kongo gefallen?«
    Emma nickte und ließ ihren Kopf ein wenig sinken.
    »Das tut mir leid.« Bertels legte die Hand auf ihre Schulter, und sie ließ ihn gewähren.
    »Ich würde doch gerne einen Kaffee trinken«, sagte Emma. »Und einen frisch gepressten Saft.«
    Bertels beauftragte seine Sekretärin, sich um die Getränke zu kümmern. Kurz darauf brachte sie ihnen den Kaffee und den Saft. Dann berichtete Bertels über seine Aufgaben bei der IGNS. Er war dafür zuständig, zusammen mit einer Truppe Soldaten simulierte militärische Angriffe auf Kernkraftwerke in Frankreich, Deutschland und Spanien abzuwehren. Eine weitere wichtige Aufgabe bestand darin, die paramilitärischen Truppen, die in der Nähe der Kernkraftwerke stationiert waren, auf alle erdenklichen Anschlagsszenarien vorzubereiten. Bertels versorgte die Truppen mit Waffen, führte Trainingseinheiten durch und entwickelte die Verteidigungsstrategien.
    Emma lauschte seinen Ausführungen mit Interesse, verhielt sich aber weiterhin professionell unterkühlt. Wenn Bertels zufällig ihren Arm berührte, zog sie ihn weg und gab ihm so zu verstehen, dass er Annäherungsversuche wie diesen doch bitte unterlassen sollte. Doch sie wusste aus Erfahrung, dass ihre Distanziertheit bei einem Mann wie Bertels den Ehrgeiz nur noch mehr anstachelte. »Ich nehme an, Ihre Arbeit wird durch die jüngsten Vorfälle nicht gerade leichter«, sagte sie.
    »Was meinen Sie damit?«
    »Kann ich mich auf Ihre Diskretion verlassen?«
    »Ich werde schweigen wie ein Grab.«
    Emma schien darüber nachzudenken. »Also schön«, fuhr sie fort. »Nach dem Bombenanschlag in London wurden alle britischen Regierungsgebäude in der näheren Umgebung evakuiert. Ein paar unserer Leute befanden sich zum Zeitpunkt der Explosion bei einem inoffiziellen Meeting mit britischen Regierungsbeamten. Sie mussten das Meeting unterbrechen und überstürzt das Gebäude verlassen. Während ihrer Abwesenheit wurden etliche ihrer Laptops entwendet. Wir sind nicht sicher, ob der oder die Diebe an brisante Informationen auf diesen Laptops herangekommen sind, aber wir müssen natürlich auf Nummer sicher gehen. Auf den Laptops waren zum Beispiel Übersteuerungscodes für Notfälle.«
    »Übersteuerungscodes? Ist das Ihr Ernst?«
    Emma nickte. »Ich habe Sie eingeweiht, weil ich Ihre Arbeit für unverzichtbar halte.« Zum ersten Mal blickte sie ihm direkt in die Augen. »Und weil ich glaube, dass Sie ein Mann sind, auf den man sich verlassen kann.«
    Bertels schwieg eine ganze Weile, doch Emma fiel auf, dass er den Kopf ein wenig in die Höhe reckte und die

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