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Getäuscht - Thriller

Titel: Getäuscht - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bastei Lübbe
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verschanzte sie sich wieder hinter dem schützenden Panzer ihrer Professionalität.
    Emma hatte die Codes nicht gestohlen, um den Betrieb in einem Kernkraftwerk zu sabotieren. Es war nahezu unmöglich, die umfassenden Systeme auszutricksen, mit denen der gefahrenlose Betrieb gesichert wurde. Sie hatte die Codes entwendet, um in das System der Internationalen Atomenergieorganisation einzudringen und einen Nuklearpass ausgestellt zu bekommen.
    Ihre Finger schlossen sich fest um den Ausweis in ihrer Tasche.
    Reinzukommen war die leichteste Übung.

55.
 
    Der Cinnamon Club in der Great Smith Street war berühmt für seine Currygerichte und die erlesene Kundschaft. Das Restaurant lag in einem abgelegenen Winkel der Old Westminster Library und war mit seinen frisch gestärkten Tischdecken und gedämpften Unterhaltungen eine Oase der Ruhe inmitten der hektischen Geschäftigkeit, die draußen herrschte. Weil er in unmittelbarer Nähe von Whitehall lag, war der Cinnamon Club seit Langem äußerst beliebt bei Abgeordneten, betuchten Regierungsbeamten und ausländischen Würdenträgern, die die Stadt besuchten.
    »Der Ort hätte kaum besser sein können«, sagte Connor und rückte mit seinem Stuhl ein wenig vom Tisch ab, um mehr Platz für seinen gewaltigen Bauch zu schaffen. Er war zur Feier des Tages in seinem besten Outfit erschienen, einem drei Jahre alten grauen Kammgarnanzug, an dem nur ein einziger Knopf fehlte. Sein Hemd war nagelneu, hellblau und aus einer edlen Baumwoll-Polyestermischung.
    »Der Geruch von Kordit liegt noch immer in der Luft, oder benutzen sie heutzutage etwas anderes?«, fragte Sir Anthony Allam. »One Victoria ist gleich um die Ecke. Die ganze Umgebung sieht immer noch ziemlich übel aus. Bei der Explosion sind alle Fenster aus den umliegenden drei Häuserblocks herausgesprengt worden. Zum Glück haben die Attentäter eine zielgerichtete Bombe verwendet, sonst wäre der Schaden noch viel größer gewesen. Wahrscheinlich sollten wir ihnen dankbar dafür sein.«
    »Ja. Vielleicht solltet ihr eine Parade für sie abhalten«, sagte Connor und starrte ihn über den Rand seiner Menükarte hinweg an.
    Der Kellner nahm ihre Bestellungen entgegen. Allam orderte einen Gin Tonic und ein Madras-Hähnchen, extrascharf. Connor bestellte lustlos dasselbe.
    »Danke, dass du dir Zeit für mich genommen hast, Tony, obwohl es ziemlich kurzfristig war.«
    Allam lächelte höflich. »Immer wieder gern, obwohl ich zugeben muss, dass ich lieber woanders hingegangen wäre. Hier gibt es zu viele neugierige Augen und Ohren.«
    »Haargenau.« Connor blickte sich im Restaurant um und schien irgendwie enttäuscht von dem, was er sah. »Ich sehe niemanden, der uns feindlich gesinnt sein könnte.«
    »Täusch dich nicht, sie sind hier.« Allam faltete seine Hände auf dem Tisch. Er war ein vielbeschäftigter Mann, und der stählerne Ausdruck auf seinem Gesicht verriet, dass es seiner Meinung nach höchste Zeit war, auf den Punkt zu kommen.
    Connor beugte sich näher zu ihm herüber. »Emma bereitet dir also Schwierigkeiten.«
    »Könnte man so sagen.«
    Connor lieferte ihm eine geschönte Fassung der Ereignisse, die vor einem knappen halben Jahr in den Schweizer Alpen stattgefunden hatten.
    »Und bis zum Londoner Attentat hattet ihr keine Ahnung, wo sie ist?«, fragte Allam.
    »Wir haben uns an ihren Mann gehängt in der Hoffnung, dass er uns zu ihr führt, aber bis vor vier Tagen war er in diesem Loch in Afrika damit beschäftigt, die Welt zu retten. Ein waschechter Albert Schweitzer.«
    »Willst du mir allen Ernstes weismachen, dass du nicht die leiseste Idee hattest, was Emma während all der Monate so getrieben hat?«, hakte Allam nach.
    »Nicht ganz«, gab Connor widerstrebend zu.
    Allam sprang sofort darauf an. »Also?«
    »Wie schon gesagt, wir haben ihren Mann nicht aus den Augen gelassen. Vor ein paar Monaten hat er eine ihrer alten Handynummern angerufen, weil er krank vor Sehnsucht war und sie unbedingt sehen wollte.« Connor zuckte gleichgültig die Schultern. »Er ist nun mal Amateur, was soll man von so einem schon erwarten? Wie auch immer, wir haben den Anruf bis nach Rom zurückverfolgt und ein paar unserer Leute in Rekordzeit dorthin geschickt. Sie hat uns wieder mal vorgeführt und den Typen, der sie erledigen sollte, ausgeschaltet. Seitdem haben wir jede Spur von ihr verloren.«
    »Bis zu ihrem Auftauchen hier in London.«
    Connor wand sich. »Genau.«
    »Wie ist es möglich, dass sie dermaßen außer

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