Getäuscht - Thriller
bestand aus PET-Folie, wie sie zur Herstellung von Rettungstüchern verwendet wird; das Material verhinderte, dass die hyperempfindlichen Sensoren der Alarmanlage Alphas Körperwärme registrieren konnten. Als der PET-Anzug richtig saß, setzte Alpha sich eine Nachtsichtbrille auf und streifte sich Handschuhe über.
Dann öffnete er die Schranktür einen Spalt und blickte zum Schlafzimmer, in dem es stockdunkel war. An der Decke, unmittelbar vor der Tür, entdeckte Alpha einen Bewegungsmelder von der Größe einer Zigarettenschachtel. Das Gerät sendet Infrarotstrahlen aus, die auf kleinste Temperaturschwankungen reagieren, wie sie beispielsweise durch einen menschlichen Körper verursacht werden. Doch trotz des Thermoanzugs konnte Alpha nicht das Risiko eingehen, das Zimmer zu betreten, denn Sir Robert hatte sein Apartment mit einem Mehrfach-Alarmsystem ausgestattet: Außer den Thermosensoren und Bewegungsmeldern gab es einen sogenannten Schallwellen-Transmitter, der auf der Basis des Dopplereffekts funktionierte.
Eine Stimme drang aus dem Mini-Kopfhörer in Alphas Ohr: »Er verlässt jetzt den Zielort. Dir bleiben noch acht Minuten.«
»Verstanden.«
Alpha glitt vorsichtig aus dem begehbaren Schrank und bewegte sich geschmeidig wie eine Katze zur Schlafzimmertür. Der Alarm blieb still. Kein ohrenbetäubendes Heulen, kein grelles, blitzendes Licht. Alpha stellte die Nachtsichtbrille auf vierfache Verstärkung ein und ließ den Blick über den Flur schweifen. Sofort entdeckte er die rote Leuchtdiode am oberen Ende der Flurwand, den Sensor des Schallwellen-Transmitters.
Alpha zog eine Minipistole aus dem Anzug, zielte auf die Diode und drückte ab. Das Geschoss war ein Ultraschallprojektil aus Epoxid. Es traf voll ins Ziel. Die Leuchtdiode erlosch.
Der Weg war frei.
Alpha warf einen prüfenden Blick auf die Uhr. Noch sechseinhalb Minuten.
Im Wohnzimmer zog Alpha behutsam den Teppich von den Wänden. Vor den beiden Fenstern, die einen traumhaften Blick über den Hyde Park boten, befand sich jeweils ein Sensor. Der dritte Sensor war unmittelbar vor der Balkontür angebracht. Alpha brauchte jeweils eine Minute, um die Sensoren zu deaktivieren.
Noch drei Minuten.
Alpha huschte in Russells Arbeitszimmer. Er kannte sich im Apartment aus und wusste genau, wo das Büro zu finden war. Ein blitzender Chromschreibtisch mit drei großen LCD-Monitoren bildete das Zentrum. An der Rückwand hing ein überdimensionaler Flatscreen-Bildschirm.
Alpha richtete den Strahl einer Halogenlampe unter den Schreibtisch. Am hinteren Ende stand der Computerprozessor. Alpha blieb keine Zeit, den Inhalt des Prozessors zu kopieren; er musste zerstört werden. Alpha nahm ein handgroßes Gerät aus dem Rucksack und zog es mehrere Male über den Prozessor. Das Gerät sandte einen starken elektromagnetischen Impuls aus, der sämtliche Computerdaten unwiederbringlich vernichtete.
Leider waren die Informationen noch an einer zweiten, schwer zugänglichen Stelle gespeichert: in Sir Robert Russells bemerkenswertem Gehirn.
»Er fährt jetzt in die Garage«, sagte die Stimme aus dem Kopfhörer. Es war genau 2.18 Uhr.
»Okay«, antwortete Alpha. »Sieh zu, dass du verschwindest.«
»Wir treffen uns in der Zentrale.«
In der Schreibtischplatte befand sich ein Multifunktions-Touchscreen, mit dem sich die Elektronik des Apartments steuern ließ. Von hier aus konnte Russell mit einem Finger den Fernseher einschalten, die Vorhänge öffnen und schließen und die Zimmertemperatur regulieren. Aber es gab noch eine weitere interessante Funktion: Ein Klick auf das Wort »Security«, und auf dem Bildschirm erschienen vier gleich große Felder, auf denen die Bilder von vier Überwachungskameras zu sehen waren. Links oben im Bild stieg Russell gerade aus seinem Bentley. Kurz darauf erschien er im rechten oberen Viertel, auf dem die Bilder der Überwachungskamera aus dem Eingangsbereich zu sehen waren. Nach ein paar Sekunden erschien Russell links unten auf dem Bildschirm, als er den Fahrstuhl betrat. Er trug Jeans, ein am Kragen offenes Hemd und einen Blazer. Er trat aus dem Fahrstuhl und erschien kurz darauf im letzten unteren Viertel. Nun stand er vor dem Eingang zum Apartment, wo er sein Passwort und seinen Daumenabdruck in den biometrischen Scanner einloggte.
Alpha huschte in die Küche und öffnete den Gefrierschrank. Im oberen Regal lagen zwei eisgekühlte Flaschen polnischer Büffelgraswodka, der teuerste Wodka der Welt. Einen Augenblick später
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