Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
gefunden und von jedem gelesen worden, der mit dem Fall zu tun gehabt hatte. Es war davon auszugehen, dass das Werk auf lange Sicht Unterrichtsmaterial für Studenten wurde, die Profiler werden wollten.
»Sam und Grace hat er auch gehasst«, gab Mary Cutter zu bedenken.
»Und?«, meinte Beth skeptisch. »Ein glückliches Ehepaar hat aus ihm den Pärchen-Killer gemacht?«
»Ich habe schon wildere Theorien gehört«, meinte Alvarez.
Und in diesem Moment war es die einzige Theorie, die überhaupt einen Sinn ergab.
So wurde wieder einmal nach Jerome Cooper gefahndet, dieses Mal, weil er als der Hauptverdächtige in sechs Mordfällen galt.
Und im mutmaßlichen Entführungsfall von Sam und Grace Becket.
105
David hatte das Gefühl, den Verstand zu verlieren.
Dieses Mal verlor er ihn vielleicht wirklich.
Den ersten Anruf hatte er hinbekommen, den ausschlaggebenden Anruf bei Sergeant Alvarez, weil Sam ihm erzählt hatte, dass der Sergeant während seiner Abwesenheit mit Riley an dem Fall weiterarbeitete, und weil er wusste, dass Sam Alvarez für einen anständigen Menschen und tüchtigen Cop hielt.
Und Alvarez hatte die Information ernst genommen, dass Sam und Grace vermisst wurden und ihren geliebten, anderthalbjährigen Sohn allein im Haus zurückgelassen hatten, was sie normalerweise niemals getan hätten, unter gar keinen Umständen.
Es sei denn, es war etwas Schlimmes passiert. Es sei denn, jemand hatte sie dazu gezwungen.
Und die Beckets waren ein glückliches Paar.
Für die Begriffe dieses Killers vielleicht sogar das Paar schlechthin.
Alvarez hatte David also ernst genommen, hatte gefragt, ob er oder sonst jemand von der Familie Sam oder Grace seit ihrer Rückkehr gesehen hätten. David berichtete, dass er und Mildred die beiden zuletzt gesehen hatten, als sie am Tag zuvor gekommen waren, um Joshua und Woody abzuholen; er wusste überdies, dass Sam danach losgefahren war, um Martinez zu besuchen. Aber dann waren sie alle übereingekommen, sie in Frieden zu lassen, damit sie sich von den traumatischen letzten Stunden ihrer Kreuzfahrt ausruhen konnten.
»Wissen Sie, wie sie das gestern Abend mit dem Essen gestaltet haben?«, hatte Alvarez gefragt.
Er stellte die Frage ganz beiläufig, dachte dabei aber an die anderen Paare.
»Ich habe keine Ahnung«, hatte David ihm geantwortet. »Vermutlich ganz schlicht. Wir hatten ein paar Sachen eingekauft und sie ihnen in den Kühlschrank gelegt.«
Alvarez hatte sich erboten, jemanden herüberzuschicken, damit David nicht allein war.
»Nein, vielen Dank, Sergeant«, hatte David ihm erklärt. »Ich bin nicht allein, und es wäre mir lieber, wenn Sie keine Männer darauf verschwenden würden, um bei mir den Babysitter zu spielen.«
Alvarez hatte ihm erklärt, er solle mit Joshua und Mildred in Golden Beach bleiben, wo er war, denn Sams und Grace' Haus war mit sofortiger Wirkung ein Tatort, sodass es keinen Sinn ergab, dass sich irgendjemand von der Familie dorthin begab.
»Sie müssen die Arbeit uns überlassen«, hatte Alvarez gesagt. »Ich weiß, dass das unglaublich hart für Sie sein wird, Dr. Becket, aber wir werden sie zurückbekommen, glauben Sie mir.«
»Sie meinen also tatsächlich, dass Cooper wieder dahintersteckt?«, hatte David gefragt.
»Ich meine, dass es ein allzu großer Zufall wäre, wenn er nicht darin verwickelt wäre«, hatte der Sergeant geantwortet. »Natürlich werden wir jede Möglichkeit im Auge behalten, aber Cooper ist unser Hauptverdächtiger.«
David wusste nicht, wie es ihm gelungen war, vor Schmerz nicht laut aufzuschreien, bevor er das Telefon in die Hand genommen und nachdem er wieder aufgelegt hatte, aber sein kleiner Enkel, der bereits in der Vergangenheit unter Jerome Cooper hatte leiden müssen, war im Haus. Schlimm genug, dass er Gott weiß wie viele Stunden ganz allein und verängstigt gewesen war, bis Mildred ihn heute Morgen gefunden hatte. David würde nicht zulassen, dass Joshua noch mehr Kummer erleiden musste, und so hielt er seine Seelenqualen unter Verschluss.
Aber falls Sam und Grace etwas zustieß ...
Es war Mildred, die dafür sorgte, dass er Saul anrief.
Er hatte es vor sich hergeschoben, weil er hoffte, sowohl seinem jüngeren Sohn als auch Cathy weiteres Leid ersparen zu können, und hatte gebetet, die ganze Geschichte möge sich als Irrtum entpuppen und dass sie jede Minute zurückkommen würden - von Schuldgefühlen geplagt, weil sie Joshua zurückgelassen hatten, aber unversehrt.
Unmöglich war
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