Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
ich meine Arbeit im Café sowieso brauchen, um mich an etwas festzuhalten.«
77
Am frühen Nachmittag waren Sam und Beth wieder in Larry Beattys Büro.
»Reine Routine«, hatte Sam ihm erklärt.
Beatty hatte sich ein Lächeln abgerungen. »Noch mehr Routine?«
»Ja, es hört nicht auf«, erwiderte Sam. »Wir müssen überprüfen, wo jeder, der mit den Morden auf irgendeine Weise in Verbindung steht, sich aufgehalten hat. Deshalb wären wir Ihnen sehr dankbar, wenn Sie uns sagen könnten, was Sie im Einzelnen an den fraglichen Tagen und Nächten getan haben.«
»Wieder zu Ausschlusszwecken?«, vergewisserte sich Beatty.
»So ist es, Sir«, gab Beth zur Antwort.
Er bot ihnen Plätze und Erfrischungsgetränke an und goss sich selbst eine Cola Light ein, die er aus einem kleinen Kühlschrank nahm, der neben seinem Schreibtisch stand. Dann machte er es sich auf seinem Stuhl bequem.
»Bei Ihrem letzten Besuch schienen Sie mehr an Allison Moore als an mir interessiert zu sein, aber jetzt, muss ich sagen, fange ich an, mich ein bisschen verfolgt zu fühlen.« Sein Tonfall und sein Gesichtsausdruck blieben locker. »Habe ich Grund, mich so zu fühlen?«
»Absolut nicht«, erklärte Beth ihm.
»Wenn Sie einen Kalender zur Hand hätten«, sagte Sam, »könnte das helfen.«
»Natürlich«, erwiderte er.
Sie machten sich an die Arbeit, gingen dabei systematisch vor und deckten zunächst die Zeiträume ab, in denen man wahrscheinlich die Eastermans entführt, gefangen gehalten, getötet und entsorgt hatte, verfuhren im Fall der beiden jungen Rechtsanwälte ebenso und arbeiteten sich schließlich zu den Resslers vor. Beatty hatte zahlreiche Verabredungen und Besprechungen gehabt, die erkennen ließen, wie er seine Arbeitstage verbracht hatte. Was seine Abende und Wochenenden betraf, lagen allerdings weitaus weniger Informationen vor.
»Haben Sie einen Kalender für Ihre Privatsachen, Sir?«, wollte Beth wissen, als sie schon fast eine Stunde zugange waren.
»So hektisch ist mein Privatleben nun auch nicht«, antwortete Beatty leutselig.
»Dann müssten Sie eigentlich in der Lage sein, sich an die Höhepunkte zu erinnern«, meinte Beth.
»Davon gibt es nicht viele, Detective«, erwiderte Beatty.
Jetzt ist er schon weniger leutselig, dachte Sam.
»Und wenn wir es chronologisch angehen, einen Tag nach dem anderen?«, regte er an.
»Gut«, seufzte Beatty. »Obwohl ich gestehen muss, dass ich schon wieder anfange, mich unwohl zu fühlen.«
»Wieso?«, fragte Sam.
»Das dürfte doch wohl auf der Hand liegen«, erwiderte Beatty. »Sie vermitteln mir hier das Gefühl, ein Tatverdächtiger zu sein.«
»Das Gefühl hat jeder, Sir«, entgegnete Beth. »Da sind Sie in bester Gesellschaft.«
Sie gingen zurück zum Anfang, zum Abend des ersten Donnerstags in diesem Monat - dem Tag, an dem Mayumi Santos ihre Arbeitgeber zum letzten Mal lebend gesehen hatte.
»Ich kann mich nicht erinnern«, sagte Beatty.
»Sie haben keine Vorstellung, was Sie an diesem Abend getan haben?«, fragte Sam.
Sein Gegenüber schüttelte den Kopf.
»Was machen Sie denn normalerweise donnerstags nach der Arbeit?«, bohrte Beth weiter.
»Ich habe da nicht regelmäßig was vor«, sagte Beatty. »Ich bin keiner von denen, die einmal in der Woche Karten spielen oder ihre Schwester besuchen.«
»Haben Sie Familie in Miami, Sir?«, fragte Sam.
»Meine ganze Familie lebt in South Carolina«, antwortete Beatty. »Aber ich nehme an, das wissen Sie bereits.«
Sie machten weiter mit Freitag, dem fünften. Beatty antwortete, das könne der Abend gewesen sein, an dem er sich bei Blockbuster einen Film ausgeliehen hatte.
»In welcher Filiale?«, fragte Beth.
»An der Ecke Collins und Fünfundsechzigste Straße«, erwiderte Beatty. »Es war ein französischer Film. Einer von diesen Riesenhits aus den Achtzigerjahren, Jean Florette‹. Den habe ich mir ausgeliehen. Ebenso die Fortsetzung.«
Sam fand, dass an seinem Filmgeschmack nichts auszusetzen war.
»Haben Sie sich beide Filme angeschaut?«
»Ja«, antwortete Beatty. »Obwohl ich sie schon mal gesehen hatte.«
»Sie haben uns erzählt«, sagte Sam, »dass ihre Beziehung zu Allison Moore rein kollegialer Natur ist.«
»Abgesehen davon, dass Sie gelegentlich auf einen Drink mit ihr ausgehen oder zum Mittagessen«, fügte Beth hinzu. »Und Sie sagten, das sei nur eine andere Form von Geschäftstreffen.«
»So ist es«, bestätigte Beatty.
»Sie haben gesagt, Ihnen gefalle die Vorstellung, ihre
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