Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
Jessica.« Sam schaute den Gang hinunter und war froh, dass niemand in der Nähe war. »Und ich werde Al ganz bestimmt nichts erzählen. Ich hoffe, das wirst du selbst tun, falls es irgendetwas gibt, was erzählt werden muss. Aber nicht, solange er krank ist, okay?«
»Niemals, Sam«, antwortete Jessica.
»Das ist eine Sache zwischen dir und Al«, sagte Sam. »Nur, wenn du ihm weitere Schmerzen zufügst, solange es ihm so schlecht gehst, wirst du es mit mir zu tun bekommen.«
»In Ordnung.« Ihre Stimme war auf einmal ganz leise und klang wie ein Flüstern.
»Dann können wir die Sache vergessen«, sagte Sam.
»Was ist mit Grace? Wirst du es ihr erzählen?«
»Ich erzähle Grace alles.«
»Aber sie wird ...«
»Sie wird es keinem Menschen gegenüber erwähnen«, schnitt Sam ihr das Wort im Munde ab.
»Vielen Dank.« Ihr Gesicht war jetzt kreidebleich; nur auf ihren Wangen waren zwei rote Flecken, die aussahen, als hätte sie dort Farbe verschmiert. »Ich kann dir gar nicht sagen, wie leid es mir tut.«
»Vergiss es«, sagte er.
Nur wusste er, dass er selbst es nicht würde vergessen können. Und er hasste, was da gerade passiert war. Hasste, was es bedeutete: dass Cathy mit ihren Befürchtungen richtiggelegen hatte. Hasste, dass er sich jetzt sehr lange Zeit in Jessicas Gesellschaft nicht mehr wohl fühlen würde. Und er hasste es, dass er seinen Freund würde anlügen müssen.
Vor allem aber hasste er die Auswirkungen, die das Ganze auf Martinez hatte und auf das Glück, das er gerade erst gefunden hatte.
Für den morgigen Tag hatten Sam und Beth Riley sich vorgenommen, Alibis zu überprüfen. Sie wollten Allison Moore bei Beatty Management einen Besuch abstatten und auf stur schalten, falls es erforderlich wurde, bis sie die Dame zu Gesicht bekamen. Aber sie hatten immer noch nicht genug in der Hand, um sie oder Beatty aufs Revier vorzuladen.
Und in der Zwischenzeit schwebten möglicherweise weitere unschuldige Menschen in größter Gefahr.
Bevor Sam nach Hause fuhr, schaute er noch einmal bei Mike Alvarez vorbei.
»Unter den gegebenen Umständen«, kam er ohne Vorrede auf den Punkt, »glaube ich wirklich, dass ich meinen Urlaub absagen muss.«
»Sprich gar nicht erst weiter, Sam«, sagte Alvarez, »und setz dich.«
Er wartete einen Moment.
»Ich dachte, wir hätten diese Unterhaltung bereits hinter uns. Ich habe dir doch gesagt, dass ich nichts davon hören will, dass du diesen Urlaub ...«
»Es sei denn, der Himmel würde über uns zusammenbrechen«, erinnerte Sam ihn.
»Weißt du etwas, was ich nicht weiß?«, hakte Alvarez nach.
»Nein, weiß ich nicht«, erwiderte Sam. »Aber genau darum geht es ja.«
Sein Gegenüber beugte sich vor. »Ich kann nachempfinden, wie elend du dich fühlst, Sam. Aber hier geht es um eine Kreuzfahrt, die gebucht und bezahlt ist, und außerdem kann ich mich nicht erinnern, wann du und Grace das letzte Mal Ferien gemacht habt.«
Sam war erstaunt. Welcher Vorgesetzte würde so viel Rücksicht nehmen, wenn ein Serienmörder in seinem Zuständigkeitsbereich sein Unwesen trieb? Vielleicht griff Michael Alvarez ja wirklich nicht mehr hart genug durch.
»Wir waren letztes Jahr ein paar Tage in Chicago«, sagte Sam.
»Ich weiß. Um den Haushalt ihres kranken Vaters aufzulösen. Das war wohl nicht gerade Urlaub für Grace.«
»Wir haben in einem hübschen Hotel gewohnt.«
»Na toll«, gab Alvarez trocken zurück und lehnte sich wieder zurück. »Zufällig halte ich deine Frau für eine ganz besondere Dame.«
»Damit stehst du nicht allein«, antwortete Sam und fragte sich, ob hier nicht etwas ganz anderes ablief. Vielleicht stellten Agent Duval, der Captain oder sogar der Chief seine Leistungen infrage, und vielleicht war das hier für Alvarez eine gute Möglichkeit, ihn für ein paar Tage von der Bildfläche verschwinden zu lassen ...
»Grace hat in den nächsten Tagen Geburtstag, nicht wahr?«, fragte Alvarez. »Und die Reise ist eine Überraschung.«
»Weshalb es nichts ausmachen würde, wenn ich sie absagen müsste.«
»Und dein Geld würdest du zurückbekommen?«
»Nein«, gab Sam zu.
»Dann könnte es enorm viel ausmachen, wenn Grace in ein paar Monaten Urlaub mit dir machen möchte, und du kannst es dir nicht leisten.«
»Aber da Martinez krank ist und der Fall immer noch ...«
»Wir haben jetzt eine Sonderkommission, die daran arbeitet«, erinnerte Alvarez ihn. »Es gefällt mir nicht, dir das sagen zu müssen, Sam, aber du bist entbehrlich.«
Für
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