Geteilter Tod - Norman, H: Geteilter Tod - Caged
mir die Zeit davonrennt.« Sam stockte einen Moment. »Oder weil ich noch eine andere verdammte Vorahnung habe.«
»Und welche?«
»Dass sie mich ganz von dem Fall abziehen, wenn ich wieder zurückkomme. Vielleicht fühlt sich da nur mein Ego verletzt.«
»Glaubst du das wirklich?«, fragte Martinez.
»Nein«, erwiderte Sam. »Nur ist nichts daran zu deuteln, dass Beatty und Moore nach wie vor alles sind, was wir haben.«
Cathy hatte kurz nach halb elf angerufen und Sam von ihrer Begegnung mit Jessica erzählt.
»Ich weiß nicht, ob ich nicht gemeiner war, als ich hätte sein sollen«, hatte sie gesagt. »Kann ich dir nicht zum Vorwurf machen«, antwortete Sam. »Ich mache mir nur große Sorgen um Martinez«, sagte Cathy. »Ich weiß«, entgegnete Sam. »Geht mir nicht anders.«
»Kannst du Grace anrufen?«, fragte Cathy. »Sie vorwarnen für den Fall, dass Jessica versucht, ihr auf die Nerven zu gehen? Oder möchtest du, dass ich es ihr erzähle?«
»Du musst doch jetzt gleich ins Café«, sagte Sam. »Ich werde Grace anrufen.«
»Es tut mir sehr leid«, sagte Cathy. »Ich dachte nur, ich müsste es dir sagen.«
»Das war richtig. Und es braucht dir nicht leidzutun.«
»Zu einem ungünstigeren Zeitpunkt hätte dir das gar nicht passieren können.« Cathy seufzte.
Die so genannte Verlobte seines besten Freundes kam da nur noch dazu.
Aus Zeitgründen war sein Anruf bei Grace kurz und alles andere als innig.
»So langsam kommt einem das surreal vor«, sagte er, nachdem er die geschmacklose Warnung weitergeleitet hatte, die Cathy ausgesprochen hatte.
»Das tut mir leid«, antwortete Grace. »Für dich, aber ganz besonders für Al.«
»Ich liebe dich«, sagte Sam.
»Ich liebe dich auch«, erwiderte Grace. »Mehr denn je.«
Erst hinterher fiel ihm auf, dass es keiner von ihnen beiden auch nur ansatzweise für erforderlich gehalten hatte, sich rückzuversichern, ob Jessica log. Inniger ging es gar nicht mehr.
Er hatte an diesem Morgen noch einen weiteren Anruf getätigt, bei Elliot Sanders, der aber wegen eines Falles unterwegs war.
Sam hatte versucht, Sanders auf seinem Mobiltelefon zu erreichen, war aber zur Mailbox durchgestellt worden.
»Wir müssen uns kurz unterhalten, Doc«, sagte Sam. »Es ist ziemlich dringend.«
Alles Bestandteil der gleichen Ahnung.
Aber wer nichts wagt ...
87
Allison Moore war ohne Rechtsbeistand zum Revier gekommen, und ihre Einstellung war offen feindselig.
»Ich muss sagen, dass ich die Nase allmählich voll habe von dieser Sache«, hatte sie erklärt.
Sie waren in einem der Verhörräume, in denen alles schlicht und nüchtern und ganz darauf ausgerichtet war, dass die Unterhaltung sich auf die Dinge konzentrierte, auf die es ankam. Sam und Beth saßen an der einen Seite des Tisches, Allison Moore an der anderen. Nachdem Moore sich ein paar Minuten gereizt zur Wehr gesetzt hatte, hatte sie den Detectives schließlich doch die Erlaubnis erteilt, das Gespräch auf Band mitzuschneiden.
»Das geschieht zu Ihrem persönlichen Schutz«, hatte Sam ihr erklärt. »Und es wird Sie davor bewahren, Dinge wiederholen zu müssen.«
»Vorausgesetzt, ich habe Ihnen überhaupt noch etwas zu erzählen.«
»Natürlich«, hatte Sam gesagt.
Moore hatte den Kopf geschüttelt und geseufzt. »Ach, was soll's.«
»Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Kooperation«, hatte Sam ihr erklärt.
»Wir brauchen nur noch ein kleines bisschen mehr davon«, hatte Beth hinzugefügt.
Moore hatte mit den Achseln gezuckt, aber nichts gesagt.
Sam hatte das Aufnahmegerät eingeschaltet, hatte das Datum, die Uhrzeit und die Namen der Anwesenden daraufgesprochen und dann bis zwei gezählt.
»In der Nacht vom Freitag, den sechsten Februar, auf Samstag, den siebten«, begann er, »waren Sie da in der ehemaligen Oates Gallery?«
Ally Moore starrte Sam an. »Natürlich nicht.«
Sie hatte nur den Bruchteil einer Sekunde gezögert, aber ihr Zögern war unverkennbar gewesen.
»Wir haben Grund zu der Annahme«, sagte Beth, »dass Sie im Haus waren, entweder allein oder gemeinsam mit anderen. Stimmt das?«
Moore atmete tief durch, schien sich zu sammeln.
»Nein«, sagte sie.
Sam lächelte. »Möchten Sie jetzt vielleicht einen Kaffee, Miss Moore?«
Das erste diesbezügliche Angebot der Detectives hatte sie ausgeschlagen und erklärt, sie würde lieber alles so schnell wie möglich hinter sich bringen.
»Nein«, sagte sie auch jetzt wieder. »Keinen Kaffee.«
»Nur müssen wir Sie leider bitten,
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