Geteiltes Geheimnis
sie.
»Na ja, eigentlich … schon«, log ich. Aber auch wieder nicht. Ich würde Mark anrufen. Ich würde mich mit ihm treffen. Das war keine Lüge.
»Oooh, mit wem?«
»Ach nur so ein Typ, den ich zufällig kennengelernt habe.«
»Jemand Besonderes?«
Ich dachte einen Augenblick lang nach. »Ich glaube nicht. Aber weißt du was, ich vögele vielleicht trotzdem mit ihm.«
Und dann ließ ich sie im Waschraum zurück, damit sie ihr Kinn wieder vom Boden aufsammeln konnte.
Warum hatte ich das gesagt? Weil ich wusste, dass sie es Will erzählen würde. Zum Teufel, ich wollte, dass sie es tat . Und außerdem muss man manchmal Dinge aussprechen, um genug Entschlossenheit aufzubringen, sie durchzuziehen.
• • •
Die Tür des Kutschenhauses stand offen. Auf Zehenspitzen ging ich durch das Foyer zur Rezeption und fand dort Danica vor, die gerade telefonierte. Sie hielt den Hörer zu. »Du bist früh dran. Matilda ist noch in der Villa, aber kommt gleich. Geh schon rein«, flüsterte sie.
»Dauphine ist noch nicht da?«
»Ich warte auf sie. Ein neues Mädchen! Wie aufregend!«
Der Sitzungssaal stand halb offen, also schlüpfte ich hinein und sah zum ersten Mal die fantastische Fantasien-Tafel, die nur das Komitee zu Gesicht bekam. Normalerweise wurde sie hinter einer Schiebewand verborgen. Aber da stand sie nun in all ihrer Pracht. Einige der Männernamen waren durchgestrichen. Einige kannte ich. Mein Herz schlug schneller, als ich »Theo« auf einer purpurnen Karte entdeckte – mein sexy, französischer Skilehrer. Sein Name war ebenfalls gestrichen worden. Auch »Captain Archer« fand ich wieder, den Hubschrauber-Piloten, der mich zu »Jake« gebracht hatte, dem Kapitän des Schleppers. Daneben stand der Name »Captain Nathan« auf einer Karte, versehen mit einem Fragezeichen. Kannte ich nicht. Ich schob die Tafel etwas weiter und entdeckte noch mehr fremde Namen, dann wiederum zwei, die mich schmerzten: Pierre Castille, dessen Name mit einem dicken Kreuz durchgestrichen war. Meine Fantasie mit dem Millionär war einfach außergewöhnlich gewesen. Der Ball, diese erotische Fahrt in seiner Limousine … Er war ein unglaublich heißer Typ. Und so selbstsicher! Aber nach der Show, als er annahm, dass ich ihn Will für meine letzte Fantasie vorziehen würde, war er nur noch ausgesprochen aufdringlich und bedrohlich gewesen. Dass er von der Fantasien-Liste gestrichen worden war, konnte ich also nur begrüßen.
Der andere vertraute Name war Jesse, mein dritte Fantasie, und auf seiner Karte stand eine Nummer. Jesse! Mein supersexy, tätowierter Konditor. War es jetzt schon fast ein Jahr her, dass er mich in der Küche des Rose überrascht hatte? Jeder Mann, mit dem ich Sex gehabt hatte, war auf seine einzigartige Weise einfach fantastisch gewesen, aber mit Jesse hatte mich etwas Besonderes verbunden. Ich hatte erwogen, die Verwirklichung meiner Fantasien frühzeitig abzubrechen, um ihn besser kennenzulernen. Matilda aber hatte mich überzeugt, besser bei S.E.C.R.E.T. zu bleiben und die Sache durchzuziehen. Und obwohl ich am Ende, als Will und ich übereinander herfielen, dankbar dafür gewesen war, war ich jetzt nicht mehr ganz so sicher, ob ich das richtige Risiko mit dem richtigen Mann eingegangen war.
»Cassie!«
Beim Klang von Matildas Stimme fuhr ich gehörig zusammen. »Du hast mich erschreckt!«
Mit verschränkten Armen stand sie im Eingang. »Cassie, du weißt doch, dass du hier nicht ohne Aufsicht reindarfst. Du sollst diese Tafel nicht sehen, bevor du nicht ein vollwertiges Komitee-Mitglied bist.«
»Ich kann damit umgehen. Ich meine, ich wusste, dass einige dieser Männer nochmals eingesetzt werden. Wie lautet die Regel? Drei Durchgänge bei S.E.C.R.E.T. ?«, fragte ich und konnte gerade noch verhindern, dass meine Stimme brach. Warum regte ich mich plötzlich so auf?
»Exakt.«
»Und wie viele Fantasien sind für Jesse noch übrig?«
»Er hat zwei mitgemacht. Also … noch eine«, antwortete Matilda sanft.
»Pierres Name ist durchgestrichen, wie ich sehe.«
»Nach der Art und Weise, wie er dich auf der Revue behandelt hat? Das Komitee ist der Ansicht, dass er sich nicht länger für S.E.C.R.E.T. eignet.«
»Das finde ich auch, aber es ist ausgesprochen schade. Er ist sehr … gut, weißt du. Habt ihr es ihm schon mitgeteilt?«
»Nein.«
»Dem Telefonat würde ich liebend gern lauschen, wenn man dem Bayou-Millionär mitteilt, dass seine Dienste nicht mehr benötigt werden.«
»Mächtige
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