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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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hatte sich auf einen Kampf eingestellt und war zu allem bereit, falls Sable sie verfolgen ließ, doch der Kapitän, ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht, der den Namen Maverick trug, stellte keine Fragen. Sie bezahlte ihn für die Überfahrt mit einem ihrer Messer.
    »Hübsche Klinge, Marienkäferchen«, sagte Maverick und warf Roar einen Blick zu. »Wenn du mir auch noch das andere Messer gibst, könnt ihr die Kabine haben.«
    Aria war erschöpft, ihr Knie schmerzte, und sie hatte es eilig. »Nenn mich noch einmal Marienkäferchen, und du bekommst das andere Messer … und zwar zwischen die Rippen!«
    Maverick lachte und entblößte dabei eine ganze Reihe Silberzähne. »Willkommen an Bord.«
    Bevor sie ablegten, hörte sich Aria auf dem geschäftigen Kai um, worüber die Leute redeten. Anscheinend bereitete Sable sich darauf vor, mit einer Legion nach Süden zu ziehen. Dafür wurden verschiedene Gründe genannt: Er wolle ein neues Territorium erobern; er sei auf der Suche nach der Blauen Stille; er sinne auf Rache an einem Horcher, der seine Braut nur wenige Tage vor ihrer Hochzeit ermordet hatte.
    Aria vermutete, dass Sable das letzte Gerücht selbst gestreut hatte. Sie hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie ihn noch mehr hassen konnte als ohnehin schon – doch nach dieser Lüge gelang es ihr mühelos.
    An Bord suchten Roar und sie sich einen Platz zwischen Säcken mit Wolle, zusammengerolltem Leder und geborgenen Materialien wie Reifen und Plastikrohren, die noch aus der Zeit vor der Einheit stammten. Es überraschte Aria, dass der Handel offenbar ganz normal weiterlief. Das alles erschien ihr sinnlos, wo doch die Erde auf den nächsten Untergang zusteuerte.
    Sie hatte das Gefühl, ein schreckliches Geheimnis zu wahren. Die ganze Welt würde zusammenbrechen, und wenn Hess und Sable ihren Plan in die Tat umsetzten, würden nur achthundert Menschen überleben. Ein Teil von ihr wollte so laut wie möglich eine Warnung herausschreien. Aber was würde das nützen? Was konnten die Leute tun, wenn sie nicht wussten, wo sich die Blaue Stille befand? Ein anderer Teil von ihr wollte sich noch immer nicht damit abfinden, dass das, was sie gesehen und gehört hatte – die Pläne von Hess und Sable –, überhaupt wahr sein konnte.
    Als das Schiff auf das offene Wasser zusteuerte, schloss sie die Augen, lauschte auf das Knarren des Holzes und die Stimmen der Mannschaft. Mit jedem Geräusch, das sie hörte, wuchs ihr Mitgefühl für Roar.
    Als es ruhig wurde, zog Aria sich ihren Mantel über den Kopf und versuchte erneut, ihr Smarteye zu aktivieren – denn sie hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, entweder Hess oder Soren zu erreichen. Sie musste Talon zu Perry zurückbringen.
    Doch weder Hess noch Soren reagierten. Frustriert stopfte Aria das Eye wieder in ihren Beutel. Hatten sie das Interesse an ihr verloren, oder war mit der Biosphäre irgendetwas geschehen? Wieder und wieder musste Aria an die Störungen in den Welten denken. Was wäre, wenn sie den Kontakt zu Reverie verloren hatte, weil die Schäden in der Biosphäre zugenommen hatten? Was, wenn Reverie zusammenbrach? Sie konnte diese Möglichkeit nicht ausschließen. Schließlich hatte sie im Herbst, als sie ihre Mutter fand, selbst gesehen, was mit Bliss passiert war.
    Verunsichert lehnte Aria ihren Kopf an Roars Schulter und schaute hinauf zum wirbelnden Äther. Ein kalter Wind blies über den Snake River, ließ ihre Ohren und ihre Nase gefühllos werden. Roar legte den Arm um sie. Sie rückte näher an ihn heran, froh über diese kleine Geste, mit der er ihr sagte, dass er noch da war, irgendwo unter der Hülle aus Schweigen und Schmerz. Aria tastete nach seiner Hand, sprach durch ihre Gedanken zu ihm und hoffte, dass er sie zumindest auf diese Weise hören konnte.
    So ließ sie ihn wissen, dass sie alles tun würde, um seinen Schmerz zu lindern, und wartete dann darauf, dass er seine Hand wegzog. Doch Roar nahm seine Hand nicht fort. Stattdessen verschränkte er seine Finger mit ihren – ein vertrautes, angenehmes Gefühl, das Aria ermutigte, fortzufahren.
    Während sie den Snake River hinabsegelten, erzählte sie ihm so von der Vereinbarung zwischen Hess und Sable und von ihrer Sorge um Reveries Zustand. Sie redete über die Welten – ihre Lieblingswelten und diejenigen, die sie nicht besonders mochte –, beschrieb ihm alle, von denen sie glaubte, sie würden ihm gefallen. Dann berichtete sie Roar von ihrem schlimmsten Erlebnis. Eigentlich waren

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