Getrieben - Durch ewige Nacht

erste Boot an der Mole vorbeikam. Perry sah den entsetzten Ausdruck auf den Gesichtern der Männer, die er zu beschützen geschworen hatte. Sie befanden sich zwar noch nicht in Sicherheit, aber im Hafenbereich war das Meer nicht ganz so aufgewühlt wie jenseits der Mole. Als das zweite und dann das dritte Boot den Hafen erreichten, atmete er allmählich wieder normal, wagte zu hoffen, dass er keinen Mann verloren hatte.
    Dann kam das vierte Boot in Sicht, sodass jetzt nur noch eines fehlte. Perry wartete und stieß einen Fluch aus, als er es deutlich sehen konnte. Willow und ihr Großvater klammerten sich an den Mast, die Gesichter kreidebleich. Zwischen ihnen, die Ohren eng an den Kopf gelegt, kauerte Flea.
    Perry sprang die Seeseite der Mole hinunter und näherte sich den hochschwappenden Wellen, als Blitze über den Horizont zuckten und alles in gleißendes Licht tauchten. Der Sturm hatte sie erreicht. Trichter gingen über dem offenen Meer nieder und brannten leuchtend blaue Linien in die schwarzen Wolken am Himmel. Sie waren noch weit weg, aber Perry verkrampfte sich instinktiv, rutschte aus und schrammte sich das Schienbein auf.
    »Perry, komm zurück!«, schrie Reef. Wellen krachten gegen die Felsen um sie herum – eine brutale Attacke aus allen Richtungen gleichzeitig.
    »Noch nicht!« Perry konnte kaum seine eigene Stimme in der tosenden Brandung hören.
    Willows Boot war vom Kurs abgekommen und trieb direkt auf die Mole zu. Sie rief etwas, die Hände vor dem Mund zu einem Trichter geformt.
    Gren erschien neben Perry auf den nassen Felsen. »Sie haben das Ruder verloren. Sie können nicht steuern.«
    Perry wusste genau, was das bedeutete, und die anderen wussten es ebenfalls.
    »Verlasst das Boot!«, brüllte Wylan. »Springt ins Wasser!«
    Old Will hatte Willow bereits hochgezogen. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und gab ihr eindringlich Anweisungen, die Perry nicht verstehen konnte. Dann umarmte er sie kurz und half ihr, vom Bug aus in die Wellen zu springen. Flea hechtete ihr direkt hinterher, und als Letzter sprang Old Will, mit überraschend gelassenem Gesichtsausdruck.
    Dann ging alles rasend schnell. Das Boot wurde von der Brandung erfasst und in eine Strömung gedrückt. Es geriet ins Schlingern und drehte sich im letzten Augenblick, sodass das Heck nur zehn Schritte von Perry entfernt gegen die Felsen krachte. Die Jolle wurde regelrecht zusammengefaltet, zerbarst und flog in tausend Teilen durch die Luft.
    Schützend riss Perry die Arme hoch, während Trümmer und Gischt auf seine Unterarme prasselten. Er blinzelte angestrengt und entdeckte dann Willow, die sich direkt auf das aufgewühlte, schäumende Wasser und die Trümmerteile zubewegte.
    »Wirf ihr eine Leine zu!
Jetzt!
«, brüllte Reef.
    Sofort brachte Wylan mit dem perfekten Wurf des geborenen Fischers sein Seil ins Wasser. Ohne dieses Seil wäre Willow immer wieder gegen die Felsen geschleudert und im Schaum herumgewirbelt worden. Aber so hatten sie eine Chance, sie an Land zu ziehen.
    »Willow, nimm die Leine!«, schrie Perry.
    Er sah, wie sie sich mit hektischen, wilden Bewegungen nach ihrem Großvater umschaute, sah das Entsetzen in ihren Augen, als sie Old Will weiter draußen entdeckte. Als sie von einer Welle überspült wurde, setzte Perrys Herzschlag einen Moment lang aus. Kurz darauf tauchte sie prustend und nach Luft ringend wieder auf. Panisch schwamm sie auf die Leine zu und bekam sie schließlich zu fassen.
    Perry hockte sich so weit wie möglich an den unteren Felsrand und spannte die Oberschenkelmuskeln an, während er sich darauf vorbereitete, Willow aus dem Wasser zu ziehen. Als die nächste Welle anbrandete, holten Wylan und Gren die Leine ein. Willow schnellte wie ein Pfeil auf Perry zu, krachte mit der Stirn gegen sein Kinn und warf ihn um, als er sie auffing. Ein jäher Schmerz schoss durch seinen Rücken, als er auf die Felsen auftraf. Doch er hielt sie noch einen kurzen Moment fest, bevor Reef sie ihm aus den Armen zog.
    »Nichts wie weg hier, Peregrine!«, rief er und trug Willow nach oben auf die Mole.
    Dieses Mal reagierte Perry nicht. Er konnte nicht eher fort, bis er Old Will aus dem Wasser gezogen hatte.
    Wylan warf ein weiteres Seil aus. Es landete neben Old Will, aber der alte Fischer strampelte auf der Stelle, den Kopf nach hinten gekippt, und hielt sich nur mit Mühe über Wasser.
    »Beweg dich, Will!«, brüllte Perry. »Schwimm!«
    Die niedergehenden Äthertrichter kamen näher, und Wogen, die wenige