Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Oberfläche.
    Suchte und suchte.
    Plötzlich wusste er nicht mehr, wo oben war. Angst drohte ihn zu überwältigen, aber er zwang sich, ruhig weiterzuschwimmen. Wenn er jetzt in Panik geriet, war alles aus. Eine gefühlte Ewigkeit später, als seine Lungen nach Sauerstoff schrien, überwältigte ihn die Panik schließlich doch noch. Unwillkürlich begann er, wild um sich zu schlagen, hatte keine Kontrolle mehr über seinen Körper.
    Er wusste, er durfte nicht atmen, weil er dabei keine Luft aufnehmen würde. Aber sosehr er auch dagegen ankämpfte, er konnte nicht anders. Seine Lungen und sein Kopf schmerzten mehr als seine Schulter. Mehr als alles andere.
    Er öffnete den Mund und atmete ein. Explodierende Kälte schoss seine Kehle hinab. Sofort stieß er das Wasser wieder aus. Die hellroten, zerberstenden Punkte kehrten zurück, und seine Brust verkrampfte sich, zog und drückte, verlangte und verweigerte.
    Als er in kälteres Wasser hinabglitt, wurde es dunkler und stiller, bis schließlich alles schwarz war. Er spürte, wie sich seine Gliedmaßen entspannten und eine unendliche Trauer von ihm Besitz ergriff, die alle Schmerzen verdrängte.
    Aria
. Er hatte sie gerade erst zurückbekommen. Er wollte nicht gehen, wollte ihr nicht wehtun. Wollte nicht …
    Etwas zerrte an seinem Hals. Die Kriegsherrenkette … schnitt ihm die Luft ab. Er griff danach und erkannte dann, dass da oben jemand war, der ihn in Richtung Wasseroberfläche zog. Die Kette lockerte sich, aber jetzt spürte er einen Arm um seine Brust. Perry bewegte sich, wurde hochgezogen.
    Er durchbrach die Wasseroberfläche und spuckte Salzwasser. Alles in ihm bäumte sich auf. Ein Seil wurde um seine Rippen festgezurrt, und dann hievten ihn Gren und Wylan auf die Felsen, während ihn jemand von hinten schob. Das konnte nur Reef sein.
    Bear griff nach seinem Arm und fluchte, als er fast ins Wasser rutschte.
    »Meine Schulter!«, brachte Perry zwischen zusammengebissenen Zähne hervor.
    Bear verstand, legte den Arm um Perrys Taille und trug ihn von den gewaltigen, sich brechenden Wellen fort.
    Nachdem Bear ihn abgesetzt hatte, rappelte Perry sich auf und kletterte über die Felsen der Mole auf den Sand. Dort sackte er zusammen und krümmte sich, faltete sich um den Schmerz in seinem Bauch, seiner Schulter, seiner Kehle. Seine Lungen fühlten sich an, als wären sie grün und blau geschlagen worden.
    Um ihn herum bildete sich ein Kreis, aber er hörte nicht auf zu husten, rang noch immer nach Luft. Schließlich wischte er sich das Salzwasser aus den Augen.
    Schlagartig überkam ihn ein Gefühl unerträglicher Scham. Er lag hilflos und schwach auf dem Boden – vor seinen Leuten.
    Gren schüttelte den Kopf, als könne er nicht begreifen, was gerade passiert war. Old Will stand da, neben ihm Willow, die sich eng an ihn schmiegte. Reefs Brust hob und senkte sich, die Narbe auf seiner Wange leuchtete rot. Über ihnen wirbelte der Äther in gewaltigen, bedrohlichen Strudeln.
    »Seine Schulter ist ausgekugelt«, erklärte Bear.
    »Zieh sie hoch und dann quer über die Brust«, wies Reef ihn an. »Langsam und fest, und halt auf keinen Fall zwischendurch inne, egal was passiert. Mach schnell. Wir müssen ins Dorf.«
    Perry schloss die Augen. Große Hände umfassten seine Handgelenke, und dann hörte er Bears tiefe Stimme über sich: »Das wird dir jetzt nicht gefallen, Perry.«
    Und er sollte recht behalten.

    Zitternd vor Aufregung und Kälte, kletterte Perry mühsam auf seinen Dachboden hinauf, den Arm an die Seite gepresst. Unbeholfen zog er sich unter Schmerzen das tropfnasse Hemd aus und warf es hinunter. Es landete platschend auf dem Kaminsims und blieb dort hängen. Perry legte sich auf den Rücken und sog langsam, Atemzug für Atemzug, Luft in seine angeschlagenen Lungen, während er den Äther durch den Spalt im Dach beobachtete. Regen tropfte auf seine Brust und perlte dann auf die Matratze unter ihm.
    Nur ein paar Minuten. Er brauchte ein wenig Zeit für sich selbst, bevor er dem Stamm gegenübertrat.
    Er kam zur Ruhe, und vor seinem inneren Auge erschien Vale. Wie er eine Ansprache hielt, wie er am Kopfende seines Tisches im Kochhaus saß und ruhig und gelassen alles überblickte. Sein Bruder war in Anwesenheit des Stammes niemals ins Straucheln geraten. Er dagegen musste sich fragen, was er sich gerade geleistet hatte.
    Es war richtig gewesen, Old Will zu helfen.
Aber warum konnte er dann nicht ruhig und langsam durchatmen? Warum hätte er am liebsten auf

Weitere Kostenlose Bücher