Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Horchermütze und holte sie aus ihrem Beutel. »Möchtest du die aufsetzen?«
    Rivers Hände ballten sich zu pummeligen Fäustchen. Langsam nahm er sie von seinen Ohren weg und nickte.
    Aria setzte ihm die Mütze auf den Kopf, zog die Ohrenklappen herunter und band sie unter seinem Kinn zusammen. Die Mütze war zwar viel zu groß, würde aber den Lärm des Sturms ein wenig dämpfen.
    »Wir müssen zurück ins Dorf, okay? Ich bringe dich nach Hause.« Sie streckte die Hand aus, um ihm aus dem Busch zu helfen.
    River ergriff ihre Hand und sprang dann in ihre Arme, wobei er sich so eng wie eine Weste an ihre Rippen presste. Seinen zitternden, kleinen Körper fest an sich gedrückt, lief Aria los und hielt nach Molly und den anderen Ausschau.
    In einem Pulk kamen sie schließlich angerannt – vollkommen durchnässt und aufgeregt.
    »Fass ihn nicht an!«, zischte Brooke und entriss ihr River. Kälte wehte über Arias Brust, und sie verlor das Gleichgewicht. Brooke rupfte dem Kleinen die Mütze vom Kopf und warf sie in den Schlamm. »Halt dich von ihm fern!«, rief sie. »Fass ihn nie wieder an!«
    »Ich habe ihn
zurückgebracht
!«, protestierte Aria, aber Brooke rannte bereits mit River, der wieder zu wimmern begonnen hatte, auf das Dorf zu. Die anderen folgten Brooke, und einige warfen Aria vorwurfsvolle Blicke zu, als sei es ihre Schuld gewesen, dass er fortgelaufen war.
    »Wie hast du ihn gefunden, Siedlerin?«, fragte ein untersetzter Mann, der zurückgeblieben war und sie nun misstrauisch musterte. Zwei Jungen, die Aria für seine Söhne hielt, standen mit hochgezogenen Schultern und klappernden Zähnen hinter ihm.
    »Sie ist eine Horcherin, Gray«, erklärte Molly, die plötzlich neben Aria trat. »Und jetzt sieh zu, dass du deine Jungen nach Hause bringst.«
    Der Mann warf einen letzten Blick auf Aria und eilte dann mit seinen Söhnen Richtung Dorf.
    Aria hob ihre Horchermütze auf und wischte den Schlamm davon ab. »Brooke ist doch nicht mit dir verwandt, oder?«
    Molly schüttelte den Kopf, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Nein.«
    Erleichtert stopfte Aria die Mütze wieder in ihren Beutel. »Gut.«
    Als sie gemeinsam zurück zum Dorf liefen, bemerkte Aria, dass Molly humpelte.
    »Meine Gelenke«, erklärte Molly und hob dann die Stimme, denn das schrille Kreischen der Äthertrichter wurde immer lauter. »Bei kaltem, regnerischem Wetter tun sie besonders weh.«
    »Hier, nimm meinen Arm.« Aria stützte die ältere Frau, und zusammen näherten sie sich dem Dorf.
    Einige Minuten vergingen, ehe Molly sich erneut an sie wandte: »Wie gut, dass du River gefunden hast. Danke.«
    »Nichts zu danken.« Auch wenn ihr ganzer Körper von der Kälte wie betäubt war und ihre Ohren sirrten, erfüllte es Aria mit einer seltsamen Zufriedenheit, ihre erste Freundin bei den Tiden gefunden zu haben … abgesehen von Flea.

[zurück]
Peregrine
| Kapitel Sieben
    Nachdem Perry und Roar sich getrennt hatten, war Perry schneller als je zuvor zum Hafen gelaufen und bis zum Steg gesprintet. Dort traf er auf Wylan und Gren, die sich durch Rufe verständigten; ihre Kleider flatterten im Wind, während sie ein Fischerboot festzurrten. Die Jolle schlug in dem aufgewühlten Wasser gegen den Steg und erschütterte die Planken unter Perrys Füßen. Ihm blieb fast das Herz stehen, als er nur zwei Boote sah. Die meisten seiner Fischer waren noch draußen auf dem Meer.
    »Wie weit sind die anderen fort?«, schrie Perry.
    Wylan warf ihm einen finsteren Blick zu. »
Du
bist doch der Seher, oder etwa nicht?«
    Perry lief am Ufer entlang zur Steinmole, die sich wie ein großer Arm ins Meer streckte und den Hafen schützte. Er kletterte hinunter und sprang von einem Granitbrocken zum nächsten. Zwischen den Lücken schoss Meerwasser wie aus Geysiren in die Höhe und durchnässte seine Hosenbeine. Am Ende der Mole blieb er stehen und sondierte das offene Meer. Riesige Wellen rollten heran und brachen sich gischtweiß. Ein erschreckender Anblick, aber er entdeckte auch, wonach er gesucht hatte: Fünf Fischerboote näherten sich dem Hafen und tanzten wie Korken auf dem aufgepeitschten Wasser.
    »Perry, warte!« Reef bahnte sich einen Weg über die Felsen, dicht gefolgt von Gren und Wylan, die jeder ein Seil über der Schulter trugen.
    »Sie kommen in den Hafen!«, schrie Perry.
    Wer war eigentlich noch da draußen in den Booten? Die Gischt verschleierte jede Sicht. Trotz seines geschärften Sinnes konnte er die Fischer erst erkennen, als das

Weitere Kostenlose Bücher