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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Wasser. Reef musste ihn herausfischen. Hätte ihn fast nicht rechtzeitig erwischt.«
    »Ich habe gehört, dass er Old Will gerettet hat«, warf jemand anders ein.
    Wieder Wylans Stimme: »Old Will wäre nicht ertrunken. Er kennt das Meer besser als jeder andere von uns. Ich hätte ihm die Leine mit dem nächsten Versuch zugeworfen. Im Moment würde ich mich besser fühlen, wenn Flea diese verfluchte Kette tragen würde.«
    Aria berührte Roars Arm.
Hörst du, was Wylan sagt? Er ist schrecklich
.
    Roar nickte. »Er bläst sich nur auf. Du bist die Einzige, die ihm zuhört, glaub mir.«
    Aber Aria war sich da nicht so sicher. Sie versuchte, die Hände ruhig im Schoß zu halten, während ihre Beine unter dem Tisch nervös zuckten. In beiden Kaminen brannte ein großes Feuer und wärmte die Halle. Es roch nach nasser Wolle, nach Schlamm und nach dem Schweiß zu vieler Menschen. Die Leute hatten lieb gewonnene Dinge aus ihren Häusern mitgebracht. Aria sah eine Puppe. Eine Steppdecke. Körbe, voll mit kleinen Gegenständen. Vor ihrem inneren Auge tauchte das Bild der geschnitzten Falken auf der Fensterbank in Perrys Haus auf. Dann Perry, der dort allein war. Sie sollte eigentlich jetzt bei ihm sein.
    Draußen gingen Äthertrichter nieder, deren entferntes Kreischen an ihre Ohren drang. Durch die Sohlen ihrer Stiefel spürte sie ein schwaches Zittern. Sie fragte sich, ob Cinder wohl da draußen im Sturm war, wusste aber, dass er wie kein anderer unter dem Äther sicher wäre.
    »Wollen wir einfach nur hier herumsitzen?«, fragte sie.
    Roar fuhr sich mit der Hand durch die nassen Haare, sodass sie wie Stacheln abstanden. Er nickte. »Bei diesem Sturm ist es hier am sichersten.«
    Bei Marron waren die Stürme nicht annähernd so furchterregend gewesen. Dort hatten sich alle in die alten Bergbauschächte von Delphi tief unter der Erde zurückgezogen, wo es genügend Vorräte und sogar Musik und Spiele gab, um sich die Zeit zu vertreiben.
    Wieder erschütterte ein tiefes Donnergrollen die Bodendielen. Aria schaute zur Decke, als sich Staub von den Balken löste und auf den Tisch herabrieselte. Die Töpfe im Kochbereich klapperten leise. Willow schlang die Arme um Flea und hielt die Augen fest geschlossen. So gut wie niemand sagte etwas.
    Erneut berührte Aria Roars Arm.
Du musst etwas unternehmen. Sie sind wie gelähmt
.
    Überrascht zog Roar eine Augenbraue hoch.
»Ich?«
    Ja, du. Perry ist nicht hier, und ich kann nichts machen. Ich bin ein Maulwurf, falls du das schon vergessen hast. Nein, warte mal. Ich bin ein Maulwurf
-Flittchen.
    Roar starrte sie an und schien seine Möglichkeiten abzuwägen. »Also gut. Aber du schuldest mir was.« Dann durchquerte er den gesamten Raum, ging zu einem jungen Mann, um dessen Hals sich eine tätowierte Kobra schlang, und deutete mit dem Kinn auf die Gitarre, die an der Wand lehnte. »Kann ich mir die mal ausleihen?«
    Der junge Mann war zuerst überrascht, reichte ihm dann aber das Instrument. Roar kam zurück, setzte sich auf den Tisch und stellte die Füße auf die Holzbank. Er schlug die Saiten an und kniff konzentriert die Augen zusammen, während er sie nachspannte. Dabei ging er genauso sorgfältig vor, wie Aria es getan hätte. Beide besaßen das absolute Gehör, und jeder falsche Ton hätte an ihren Nerven gezerrt.
    »Also«, sagte er zufrieden, »was sollen wir singen?«
    »Wieso
wir
, Roar? Du singst.«
    Er lächelte. »Aber es ist ein Duett.« Dann spielte er die ersten Akkorde eines Lieds ihrer Lieblingsband, der
Tilted Green Bottles
. Im letzten Winter hatte er von dem Song nicht genug kriegen können. »Arctic Kitten«, das arktische Kätzchen, war eine Ballade, die übertrieben romantisch gesungen werden sollte, damit der Text noch lächerlicher wirkte, als er es ohnehin schon war.
    Roar kannte den romantischen Teil auswendig. Er schrammelte die einleitenden Akkorde und hielt seine dunkelbraunen Augen fest auf sie gerichtet, während ein subtiles, verführerisches Lächeln seine Lippen umspielte. Das war zwar nur ein Scherz, aber es reichte, um Aria erröten zu lassen. Sie spürte, dass jetzt alle ihre Aufmerksamkeit auf sie richteten.
    Als er ansetzte, klang seine Stimme sanft und humorvoll: »Komm, bring mein kaltes Herz zum Schmelzen, Artic Kitten.«
    Aria konnte nicht widerstehen und sang die nächste Zeile. »Keine Chance, Mister Yeti Man, ich muss zu meinem Schlitten.«
    »Lass mich dein Schneemann sein, komm in meinen Iglu rein.«
    »Lieber will ich erfrieren, als

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