Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Wunde am Arm, aber er würde durchkommen. Rowan musste am Kopf genäht werden. Es gab noch mehr Verletzungen – ein gebrochenes Bein, gequetschte Finger, Beulen und Verbrennungen, jedoch nichts Lebensbedrohliches.
    Jetzt, da er wusste, dass sie alle überlebt hatten, trat er durch das zerborstene Haupttor und entfernte sich vom Dorf, bis ihn eine Woge der Erleichterung erfasste und auf die Knie zwang. Er grub die Hände in den Boden und spürte, wie der Puls der Erde durch seinen Körper strömte, ihn beruhigte.
    Als er sich wieder aufrichtete, bemerkte er im Osten einen Lichtknoten und dann einen weiteren direkt nördlich. Leuchtende Äthertrichter, die vom Himmel herabgingen. Einen Augenblick lang betrachtete er die Stürme in der Ferne und wurde sich der Tatsache bewusst, dass sein Land brannte. Er hatte das Dorf vor menschlichen Angreifern beschützt, aber der Äther war ein zu mächtiger Gegner. Doch davon würde er sich jetzt nicht entmutigen lassen. Heute hatte er gewonnen, und das konnte ihm niemand nehmen.
    Er kehrte zur Lichtung zurück und ordnete an, was mit den getöteten Gegnern geschehen sollte. Zuerst nahmen die Tiden ihnen alles ab, was noch verwendet werden konnte – Waffen, Gürtel und Schuhe. Dann luden sie die Leichen auf Pferdewagen und fuhren ein paarmal über den sandigen Weg zum Strand, wo sie Holz zu einem Scheiterhaufen aufschichteten. Als der Stapel fertig war, warf Perry die Fackel hinein, die das Feuer entzündete, und sprach die Worte, mit denen die Seelen der Toten dem Äther übergeben wurden. Dabei wunderte er sich ein wenig über sich selbst, denn weder im Verlauf der Schlacht noch danach hatten ihm seine Hände oder seine Stimme den Dienst versagt.
    Der Nachmittag war schon weit fortgeschritten, als Perry langsam durch die Dünen zum Dorf zurückging, die Beine zittrig vor Müdigkeit. Reef schloss zu ihm auf, und die beiden ließen die anderen vorbei.
    Perrys Hemd war blutbeschmiert, seine Fingerknöchel pochten, und er war sich ziemlich sicher, dass seine Nase schon wieder gebrochen sein musste, aber Reef hatte den Überfall ohne einen Kratzer überstanden. Es war Perry ein Rätsel, wie er das geschafft hatte. Denn er hatte gesehen, dass Reef genauso hart gekämpft hatte wie er selbst, wenn nicht sogar härter.
    »Was hast du heute Morgen gemacht?«, fragte Perry lächelnd.
    Reef grinste. »Lange geschlafen. Und du?«
    »Ein Buch gelesen.«
    Reef schüttelte den Kopf. »Das glaub ich dir nicht. Du siehst schlimmer aus, wenn du versucht hast, was zu lesen.« Er schwieg einen Moment, und der humorvolle Ausdruck verschwand aus seinem Gesicht. »Wir hatten heute wirklich Glück. Die meisten dieser Leute hatten keine Ahnung, wie man kämpft.«
    Er hatte recht. Die Angreifer waren verzweifelt und unorganisiert gewesen. Aber die Tiden würden kein zweites Mal so viel Glück haben. »Hast du eine Ahnung, woher sie kamen?«, fragte Perry.
    »Aus dem Süden. Sie haben ihr eigenes Dorf vor ein paar Wochen verloren. Strag hat es aus einem der Verletzten herausbekommen, bevor er ihn aus unserem Territorium verjagt hat. Sie suchten Unterschlupf. Ich vermute, sie haben davon gehört, dass wir so wenige sind, und wollten das ausnutzen. Und es waren bestimmt nicht die Letzten.« Reef wandte sich Perry zu. »Ist dir eigentlich klar, dass du wahrscheinlich nicht mehr hier stehen würdest, wenn du die Kette getragen hättest? Sie hätten dich ins Visier genommen. Bring den Anführer zu Fall, und der Rest ist ein Kinderspiel.«
    Abrupt hielt Perry inne. Er griff sich an den Hals, vermisste plötzlich das schwere Gewicht der Kette und sah dann, dass Reef seinen Beutel trug.
    »Sie ist hier drin«, sagte er und reichte ihm den Beutel. »Es ist seltsam, Peregrine. Manchmal hat es den Anschein, als wüsstest du im Vorhinein, was passieren wird.«
    »Nein«, widersprach Perry. »Wenn ich die Zukunft voraussagen könnte, hätte ich vieles anders gemacht.« Er ließ die Kette aus dem Lederetui gleiten, hielt sie einen Augenblick in der Hand und spürte die Verbindung zu Vale und seinem Vater.
    »Für deine Umsicht bei diesem Angriff bist du für das Dorf ein Held«, teilte Reef ihm mit. »Ich habe es schon etliche Leute sagen hören.«
    Wirklich? Perry zog sich die Kette über den Kopf. »Es gibt wohl für alles ein erstes Mal«, scherzte er, aber das Ganze ergab für ihn keinen Sinn. Worin bestand der Unterschied zwischen seiner heutigen Vorgehensweise und dem Versuch, Old Will während des Sturms zu

Weitere Kostenlose Bücher