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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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schlug seinen Skizzenblock zu und schob sich den Bleistift hinters Ohr. Ein Mann, der in der Nähe stand, räusperte sich, rückte seine Krawatte zurecht und setzte seinen Weg über den Pfad fort. Langsam kamen die Gespräche um sie herum wieder in Gang, aber sie wirkten gezwungen, ein wenig zu begeistert.
    Vor ihrer Verbannung aus Reverie hatte Aria nicht ein einziges Mal einen Traum erlebt. Doch jetzt sah sie, wie traumähnlich die Welten waren. Ein guter Traum war etwas, woran man sich bis zum letzten Augenblick vor dem Aufwachen festhielt. Und Caleb klammerte sich an diese Welt. Genau wie die anderen. Alles an diesem Ort war gut, und sie wollten die Anzeichen dafür, dass der Traum bald enden konnte, einfach nicht sehen.
    »Soren, können wir von hier verschwinden? Ich möchte mir das nicht länger ansehen …«
    Sie bilokalisierten sich wieder in die Oper, noch bevor Aria den Satz beendet hatte. Mit Erleichterung registrierte sie, dass sie ihre Hände und ihren Körper wieder sehen konnte.
    Soren stand neben ihr auf der Bühne. Er verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue. »Wie denkst du jetzt über dein altes Leben? Anders, oder?«
    »›Anders‹ trifft es nicht mal annähernd. Die Störung vorhin – wie oft passiert so etwas?«
    »Ein paar Mal am Tag. Ich hab mich mal schlaugemacht. Es handelt sich um Spannungsstöße. Eine der Kuppeln, in denen die Generatoren stehen, wurde in diesem Winter beschädigt, und seitdem sind die Welten … störanfällig.«
    Aria erstarrte. Das Gleiche war auch in Bliss passiert, der Biosphäre, in der ihre Mutter gestorben war. »Können sie das nicht reparieren?«
    »Sie versuchen es. Das haben sie bisher auch immer geschafft. Aber jetzt, wo die Ätherstürme heftiger werden, können sie die Schäden nicht schnell genug beheben.«
    »Deswegen drängt mich dein Vater, die Blaue Stille zu finden.«
    »Er ist verzweifelt – und das zu Recht. Wir müssen hier weg. Es ist nur noch eine Frage der Zeit.« Soren lächelte düster. »Und hier kommst du ins Spiel. Du wolltest deine Freunde sehen, und ich habe dir gesagt, was in Reverie los ist. Jetzt musst du
mir
helfen, sobald ich hier rauskomme.«
    Aria musterte ihn prüfend. »Bist du wirklich bereit, alles aufzugeben?«
    »Was heißt hier
alles
?« Er starrte auf die Sitzreihen. »Willst du wissen, was ich aufgebe? Einen Vater, der mich ignoriert. Der mir nicht einmal mehr
vertraut
. Freunde, die ich nicht treffen kann, und eine Biosphäre, die nur einen Äthersturm von der völligen Zerstörung entfernt ist. Glaubst du wirklich, ich würde irgendetwas davon vermissen? Ich bin doch schon in der Außenwelt.« Er holte tief Luft, schloss die Augen, atmete langsam wieder aus und beruhigte sich ein wenig. »Haben wir eine Abmachung oder nicht?«
    Er war längst nicht mehr der großspurige, herrische Soren, den sie in Erinnerung hatte. Jene Nacht in Ag 6 hatte sie beide verändert. »Hier draußen ist die Situation auch nicht einfacher.«
    »Heißt das Ja?«
    Aria nickte. »Aber nur, wenn du dich um jemanden kümmerst, zumindest bis du Reverie verlässt.«
    Soren hielt inne. »Caleb? Abgemacht. Auch wenn er ein nutzloses Stück …«
    »Ich meine nicht Caleb.«
    Fragend schaute Soren sie an. »Du meinst den Neffen des Barbaren? Dieses Außenseiters, der mir den
Kiefer gebrochen hat

    »Das hat er nur getan, weil du mich angegriffen hast!«, fauchte Aria. »Vergiss das nicht. Und falls du in die Außenwelt kommen willst, um dich zu rächen, solltest du es dir lieber noch mal überlegen. Perry würde kurzen Prozess mit dir machen.«
    Soren hob abwehrend die Hände. »Sachte, Lady. War ja nur ’ne Frage. Also, was soll ich tun – für den Bengel den Babysitter spielen?«
    Aria schüttelte den Kopf. »Sorg dafür, dass Talon nichts passiert – was auch immer. Und ich will ihn sehen.«
    »Wann?«
    »Sofort.«
    Sorens Kiefer mahlte angestrengt, während er zu ihr hinuntersah. »Okay«, sagte er schließlich. »Ich bin neugierig. Lass uns den kleinen Wilden besuchen.«
    Zehn Minuten später saß Aria auf dem Steg und schaute zu, wie Talon Soren beibrachte, die Angel auszuwerfen. Sportbegeistert und ehrgeizig, wie er nun mal war, wollte Soren es wirklich lernen, und das spürte Talon auch. Während sie über Köder fachsimpelten, war Aria plötzlich optimistisch. Zu ihrer Überraschung verstanden sich die beiden Verstoßenen.
    Soren hatte einen Fisch am Haken, als sie sich entfernte und die Befehle eingab, um das Eye

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