Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
Vom Netzwerk:
Oberhand gewinnen? Dank Soren würde sie später alles sehen. Sie hätte nie gedacht, dass sie ihn einmal als Verbündeten haben würde.
    Etliche Minuten vergingen in vollkommener Stille, bis Sable sich plötzlich ruckartig aufrichtete. Er sah sich im Zimmer um und nahm dann das Smarteye ab. »Unglaublich«, sagte er und starrte auf das Ding in seiner Hand.
    »Was hat Hess gesagt?«, fragte Aria.
    Sable atmete ein paarmal langsam ein und aus, ehe er antwortete. »Ich habe ihm mitgeteilt, was ich brauche. Er kümmert sich darum.«
    »Dann warten wir also? Wie lange?«
    »Ein paar Stunden.«
    Aria schnappte hörbar nach Luft. Das war verdammt schnell. Sie konnte nicht glauben, dass der Plan tatsächlich funktioniert hatte. Es kam ihr vor, als habe sie damit den ersten Schritt zurück zu den Tiden gemacht … und zu Perry.
    Sable erhob sich. »Komm, Olivia«, forderte er Liv auf und ging zur Tür.
    Aria schnellte hoch.
»Warte«
, sagte sie. »Das Smarteye. Ich bring es dir, wenn es so weit ist.«
    Er drehte sich zu ihr um. »Nicht nötig. Ich behalte es.«
    Liv kam Aria zu Hilfe. »Sable, es gehört ihr.«
    »Jetzt nicht mehr«, erwiderte er und sprach dann mit den Wachen an der Tür. »Behaltet die beiden über Nacht hier. Vielleicht brauche ich die Siedlerin noch. Bei Tagesanbruch bringt ihr sie dann aus der Stadt.« Sables stahlblaue Augen wanderten zu Liv. »Du verstehst ja wohl, warum deine Freunde nicht bleiben können.«
    Liv warf Roar einen Blick zu, der wie erstarrt ein paar Meter entfernt stand. »Ich verstehe«, sagte sie. Dann folgte sie Sable aus dem Zimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.

    Stunden später saßen Aria und Roar noch immer am Tisch und schauten zu, wie sich die rostroten Vorhänge im Wind bauschten. Das Esszimmer war in Dunkelheit gehüllt, und das einzige Licht drang durch die geöffnete Balkontür herein. Hin und wieder hörte Aria die gedämpften Stimmen der Wachen, die auf dem Korridor postiert waren.
    Benommen rieb sie sich die Arme. Inzwischen hatte Sable sich bestimmt noch einmal mit Hess getroffen. Er hatte sie benutzt und dann einfach weggeworfen. Aria schüttelte den Kopf. Er war Hess ähnlicher als gedacht.
    Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen, aber die Steine auf dem Balkon waren glitschig, und der leuchtende Himmel spiegelte sich darin. Von ihrem Sitzplatz aus konnte Aria den Äther sehen, breite Ströme, die sich durch die Dunkelheit schlängelten. Ein weiterer Sturm zog auf, aber das schreckte sie nicht mehr. Irgendwann würden die Stürme jeden Tag hereinbrechen, genau wie während der Einheit. Jahrzehntelang würden Äthertrichter unablässig auf die Erde niedergehen und eine breite Spur der Verwüstung hinterlassen. Aber sie würden nicht alles vernichten.
    Vor ihrem inneren Auge sah Aria eine Oase, einen goldenen Ort, der im Sonnenlicht glänzte. Sie stellte sich einen langen Steg vor und Möwen, die am blauen Himmel ihre Kreise zogen. Am Ende des Stegs saßen Perry und Talon und angelten zufrieden und entspannt. Cinder war auch dort und sah den beiden zu; er hielt seine Mütze fest, damit der Wind sie nicht davontrug. Liv und Roar flüsterten miteinander und heckten irgendwelche Streiche aus, die unweigerlich dazu führen würden, dass jemand im Wasser landete. Und sie selbst war ebenfalls da. Sie würde ein sanftes, schönes Lied im Rhythmus der Wellen singen, das erfüllt war von der Wärme der Sonne und ausdrückte, was sie für alle empfand.
    Das war es, was sie sich wünschte. Ihre Blaue Stille, und mit jedem Atemzug und jeder Sekunde, die verstrich, konnte sie wählen, ob sie dafür kämpfen wollte oder nicht.
    Ihr wurde bewusst, dass sie gar keine andere Wahl hatte. Sie würde immer kämpfen.
    Aria stand auf und bedeutete Roar, ihr auf den Balkon zu folgen. Sie bekam eine Gänsehaut, als sie ins Freie trat und das gespenstische Heulen des Windes hörte. Auf dem schwarzen Wasser des Snake River in der Tiefe spiegelte sich das Ätherlicht. Rauch stieg aus den Kaminen der Häuser am Ufer auf, und Aria sah die Brücke, die Roar und sie erst einen Tag zuvor überquert hatten. In der Dunkelheit, nur erleuchtet vom Licht der Fackeln, wirkte sie wie ein mit leuchtenden Punkten besetzter Bogen.
    Roar stand neben ihr, den Kiefer angespannt, die braunen Augen vor Zorn zusammengekniffen.
    Sie griff nach seiner Hand.
    Wir holen uns das Eye zurück. Wir klettern über das Sims zum nächsten Balkon und schlüpfen hinein. Ich kann uns zu Sables Zimmer bringen. Ich muss

Weitere Kostenlose Bücher