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Getrieben - Durch ewige Nacht

Getrieben - Durch ewige Nacht

Titel: Getrieben - Durch ewige Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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diesem Tisch gesessen hatte. Als er sie brutal am Handgelenk gepackt hatte. Er würde ihr, ohne zu zögern, wehtun.
    Liv saß schweigend und mit unbewegter Miene neben ihm. Am anderen Ende des Raums lehnte Roar an der Wand. Er wirkte gelassen, aber sein Blick wanderte von Sable zu den Männern an der Tür, konzentriert und wachsam.
    Aria schluckte; ihre Kehle war ganz trocken. »Ich werde jetzt mit Konsul Hess Kontakt aufnehmen.«
    Sie hatte sich noch nie so unsicher gefühlt, wenn sie das Eye anbrachte. Selbst die Wächter an der Tür starrten sie an. Wenigstens hatte Sable das zottelige Klatschmaul weggeschickt.
    Als sie sich bilokalisierte, fand sie sich erneut in Hess’ Büro wieder. Er stand an der gläsernen Wand hinter seinem Schreibtisch. Wie beim letzten Mal sah Aria die Biosphäre, und erneut überkam sie Heimweh.
    »Ja, was gibt’s?«, fragte er ungeduldig.
    »Ich bin hier bei Sable.«
    »Ich
weiß
, wo du bist«, erwiderte Hess, eindeutig ungehalten.
    »Ich meine damit, dass Sable
hier
ist«, erklärte Aria. »Er sitzt direkt vor mir.«
    Hess ging um seinen Schreibtisch herum, plötzlich interessiert und aufmerksam.
    Aria fuhr fort: »Er weiß, wo sich die Blaue Stille befindet, aber er braucht Transportmittel. Er sagt, er sei bereit, zu verhandeln.« Aria hörte sich selbst reden, und ihre Stimme klang wie aus großer Ferne. In der Realität spürte sie die Lehne des Holzstuhls, die sich in ihren Rücken drückte – eine gedämpfte, irgendwie schwammige Empfindung. Sie war gleichzeitig in Sables Esszimmer und in Hess’ Büro, aber
alles
fühlte sich unwirklich an. Sie konnte nicht glauben, dass das tatsächlich passierte.
    »Sable hat
angeboten
zu verhandeln?«
    Aria schüttelte den Kopf. »Nein. Es war meine Idee. Ich habe mir überlegt, was er brauchen würde, und ich weiß, was wir zur Verfügung haben.« Vor Monaten, am Tag ihrer Verbannung, hatte sie die Reihen mit Hovercrafts in Reveries Hangar gesehen. »Ich bin einfach einer Ahnung gefolgt«, fuhr sie fort. »Ich musste es tun – und ich hab richtiggelegen.«
    Hess musterte sie prüfend. »Transport, sagst du … Wohin und für wie viele?«
    »Das weiß ich nicht«, erwiderte sie. »Sable will direkt mit Ihnen sprechen.«
    »Wann?«
    »Sofort.«
    Hess nickte. »Gib ihm das Smarteye. Den Rest übernehme ich.«
    Aria verließ die Welt von Hess’ Büro, nahm das Smarteye aber noch nicht ab. In der Realität ließ Sable sie keine Sekunde aus den Augen. Sie atmete ruhig weiter und wählte das Icon mit der Maske des Phantoms.
    Soren meldete sich in dem Moment zu Wort, als Aria sich zu ihm in die Oper bilokalisiert hatte. »Ich weiß Bescheid.«
    »Kannst du das Treffen aufzeichnen? Ich will
alles
wissen, was sie sagen, Soren. Ich will es mit eigenen Augen sehen.«
    »Das habe ich doch schon gesagt.« Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Nicht schlecht, Aria. Nicht schlecht.«
    Aria verließ die Opern-Welt und nahm das Smarteye ab. Ihre Finger zitterten noch immer, sie bekam sie nicht unter Kontrolle. »Es ist alles arrangiert«, wandte sie sich an Sable. »Hess erwartet dich.«
    Sable streckte die Hand aus, aber Aria zögerte. Es war
ihr
Smarteye. Sie hatte Perry im letzten Herbst bereitwillig geholfen, die Welten zu betreten, aber das hier war etwas anderes. Es schien, als würde sie einen Fremden an etwas sehr Privatem teilhaben lassen. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Sable würde Hess verraten, wo die Blaue Stille lag, und im Gegenzug dafür Transportmittel bekommen. Sie hatte ihren Teil zu dem Handel beigetragen, würde Talon auslösen können und dann nichts mehr mit Hess zu tun haben.
    Sie reichte Sable das Eye. »Leg es an dein linkes Auge, wie ich es gemacht habe. Es wird sich an deiner Haut festsaugen. Bleib ruhig, atme langsam, dann wirst du dich schnell daran gewöhnen. Hess wird dich in eine Welt bringen, sobald das Gerät aktiviert ist.«
    Kerzenlicht spiegelte sich auf dem Smarteye, als Sable es von allen Seiten betrachtete. Schließlich führte er es an sein linkes Auge und legte es an. Aria sah, wie sich seine Schultern beim Aktivieren der Biotech versteiften und er sich danach wieder entspannte und dem sanften Druck anpasste. Kurz darauf grunzte er leise, schaute entrückt, und sie wusste, dass er sich in die Welten bilokalisiert hatte. Sable traf sich mit Hess. Sie konnte nur warten.
    Aria lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und stellte sich vor, wie Sable und Hess gerade miteinander verhandelten. Wer würde die

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