Getrieben: Thriller (German Edition)
verlassen hat. Vielleicht hatte er doch recht.«
»Ich habe Haq gesehen«, wiederholte Jonathan.
»Das war eine Extremsituation. Sie sind nur knapp mit dem Leben davongekommen, Sie waren verletzt und bluteten … Vielleicht war es gar nicht Haq, den Sie gesehen haben. Es wäre schließlich nicht das erste Mal, dass jemand in so einer Situation sich getäuscht hat.«
»Verflucht noch mal«, schimpfte Jonathan. »Können oder wollen Sie mich nicht verstehen?«
»Ich verstehe Sie sehr wohl«, entgegnete Nichols. »Einen Flughafen zu durchsuchen ist alles andere als ein Kinderspiel. Hier gibt es unendlich viele Orte, an denen er mit der Bombe untergetaucht sein könnte. Bislang haben wir keine Spur von Haq oder dem Jeep finden können. Das ist natürlich kein optimales Ergebnis, aber mehr können wir heute nun einmal nicht tun.«
»Haq lebt und hat eine Atombombe bei sich, die er um jeden Preis auch einsetzen wird. Wir können jetzt nicht einfach so aufgeben. Irgendetwas müssen wir doch tun können.«
Nichols kletterte aus dem Humvee. »Um ehrlich zu sein, Ransom, ich weiß nicht, ob ich Ihnen glauben soll oder nicht. Doch für den Augenblick haben wir alles Menschenmögliche getan. Wenn Sie damit nicht zufrieden sind, wenden Sie sich an Ihre Vorgesetzten in Langley oder wer auch immer Sie hierher geschickt hat. Aber vorher werden Sie mich erst einmal begleiten. Ich habe den Befehl, Sie den zuständigen Behörden zu übergeben.«
Jonathan folgte Major Nichols auf dem Fuß. »Sie sind der Einzige hier, an den ich mich wenden kann …«
»Genug jetzt«, unterbrach ihn Nichols und fuhr herum, um Jonathan direkt ins Gesicht zu blicken. »Also, hat einer von Ihnen beiden vor, mir das Leben schwerzumachen?«
»Nein, Major Nichols, wir werden Ihnen keine Schwierigkeiten machen«, sagte Danni und schob sich zwischen die beiden Männer. »Wir sind Ihnen sehr dankbar für alles, was Sie für uns getan haben. Sie haben getan, was in Ihrer Macht stand, um Haq zu finden. Nicht jeder hätte uns so bereitwillig geglaubt wie Sie. Es war für uns alle ein harter Tag.«
»Ganz recht, Mrs. Pine, es war ein harter Tag.«
Danni lächelte ihm verständnisvoll zu. »Haben Sie eine Ahnung, wo man uns hinbringen wird?«
»Zur Botschaft. Das hier ist eine Geheimdienstangelegenheit, die Ihr Agenten unter Euch ausmachen müsst.«
69.
Eine Stunde später saßen Jonathan und Danni im hinteren Teil eines Humvees der pakistanischen Armee. Zwei Mann der Delta Force steuerten den Wagen durch die von der Sonne ausgebleichten Straßen Islamabads. Am Ohr trug Jonathan einen Verband, und auch der vom Opiummesser verursachte Schnitt unter dem Auge war fachmännisch genäht und verarztet worden.
»Was geht hier eigentlich vor?«, erkundigte sich Jonathan. »Connor wurde ›des Amtes enthoben‹. Was hat das zu bedeuten?«
»Es bedeutet, dass Connors Kollegen ihm auf die Schliche gekommen sind und alles andere als begeistert waren«, erwiderte Danni. »Frank gehört nicht zu der Sorte Menschen, die sich immer streng an die Regeln halten. Vielleicht hat ihm das jetzt das Genick gebrochen.«
»Der Zeitpunkt hätte kaum schlechter gewählt sein können.«
»Zerbrich dir über Connor nicht den Kopf. Haq ist unsere oberste Priorität. Wir müssen davon ausgehen, dass er noch lebt und entkommen konnte und dass er die Bombe bei sich hat. Alles andere spielt keine Rolle.«
Jonathan und Danni saßen auf zwei gegenüberliegenden Sitzbänken und steckten flüsternd die Köpfe zusammen. Auf Handschellen und dergleichen hatte Major Nichols verzichtet, weil Danni ihm glaubhaft versichert hatte, dass sie ihm keinen Ärger machen würden.
»Haq trägt die Haare jetzt kurz«, sagte Jonathan. »Den Bart hat er sich abrasiert und alle Nägel bis auf einen abgeschnitten. Er hat vor, an irgendeinen Ort in Europa oder Amerika zu reisen, wo er so aussehen muss wie wir, wenn er nicht sofort auffallen will.«
»Du meinst, wie jemand aus dem Westen«, entgegnete Danni. »Ja, vermutlich hast du recht. Weißt du sonst noch irgendetwas von ihm? Etwas, das uns helfen kann herauszufinden, was genau er vorhat?«
»Er hat längere Zeit in Gitmo eingesessen. Von Ärzten und Amerikanern hält er, glaube ich, nicht allzu viel. Ach ja, er mag Kinofilme. Das hilft uns nicht wirklich weiter, fürchte ich.«
»Aber es ist ein Anfang. Wie du gesagt hast, er hat sich die Haare bestimmt nicht ohne Grund abgeschnitten. Haq will die Bombe unbemerkt an sein Ziel bringen, und zwar
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