Getrieben: Thriller (German Edition)
ständig Geldbeträge ab, ohne jemals etwas einzuzahlen.«
»Das hört sich vielversprechend an«, warf Connor ein.
»Jetzt kommen wir zum interessanten Teil der Geschichte. Außer diesem Kapitalkonto existiert noch ein anderes Konto – das von seiner Frau. Und der Clou ist: Erskines Frau ist diejenige, die mit Einzahlungen die Fehlbeträge auf Erskines Kapitalkonto immer wieder ausgleicht.«
»Ich kenne Erskines Frau. Sie haben erst vor sechs Monaten geheiratet. Nettes Mädchen. Sie heißt Lina.«
»Lina Zayid Erskine.«
Connor hatte das Gefühl, dass der Boden unter seinen Füßen ins Wanken geriet. Ein stechender Schmerz durchbohrte seine Brust. »Ich bin ganz Ohr.«
»Die Summen, die sie für gewöhnlich auf Erskines Konto überweist, belaufen sich auf zwanzig-, dreißig- oder vierzigtausend Dollar.«
»Ziemlich viel Geld für eine Anwältin im Justizministerium.«
»Mit einem GS-12-Gehalt und einem Bruttojahreseinkommen von 74 872 Dollar. Weil ich mir das nicht so ganz erklären konnte, habe ich ein wenig nachgeforscht, aus welcher Quelle diese beachtlichen Summen wohl stammen könnten.«
»Und?«
»Wie es aussieht, werden die Beträge von einer bestimmten Bank mit Sitz auf den Kaiman-Inseln, die dem FinCEN nur zu gut bekannt ist, auf das Konto von Erskines Frau überwiesen. Die besagte Bank taucht immer wieder im Zusammenhang mit unseren üblichen Verdächtigen auf: Drogendealern, Waffenhändlern oder gelegentlich sogar in Verbindung mit unseren speziellen Freunden im Islam, wenn du verstehst, was ich meine. Natürlich handelt es sich um ein Nummernkonto. Keine Namen oder dergleichen. Weil ich wusste, dass diese Information entscheidend sein kann, habe ich den Direktor der Bank höchstpersönlich angerufen. Er war nicht gerade erfreut über meinen Anruf. Als ich mich bei ihm nach dem besagten Nummernkonto erkundigte, bekam er fast einen Herzinfarkt. Einer meiner besten Kunden, ein Mann von untadeligem Ruf, ein Wohltäter der Menschheit. Man hätte fast glauben können, er spräche vom lieben Gott höchstselbst. Am Ende gab mir der Wichser den klugen Rat, von diesem Nummernkonto besser die Finger zu lassen, wenn ich mir keine Schwierigkeiten einhandeln wolle. Mehr war nicht aus ihm herauszukriegen.«
»Bei diesem Kunden dürfte es sich wohl eher um Pablo Escobar als um den Allmächtigen handeln.«
»Bingo. Gleich nachdem ich aufgelegt hatte, habe ich das Nummernkonto durch unser Tracking-System im Computer gejagt.«
»Was ist dabei herausgekommen?«
»Eine ganze Menge. Im Handumdrehen hatte ich ein Dutzend Treffer, und alle hingen mit ein paar äußerst unangenehmen Zeitgenossen zusammen.«
»Hör mal, wenn du mich so richtig scharf machen wolltest, dann ist dir das mehr als gelungen. Spann mich nicht länger auf die Folter, spuck endlich den Namen des verdammten Wichsers aus.«
»Den kann ich leider nur vermuten, aber es gibt einen Namen, der mit schöner Regelmäßigkeit zusammen mit diesem Konto auftaucht.«
»Raus damit.« Als Connor den Namen hörte, wurde ihm der Brustkorb eng. Plötzlich konnte er fast nicht mehr atmen.
»Frank … bist du noch da?«
»Ja«, stieß Connor keuchend hervor und japste nach Luft. »Sei so nett und schick alles, was du hast, auf mein Blackberry. Ich gebe dir noch schnell meine neue Nummer.«
In diesem Moment klopfte jemand an die Schlafzimmertür. Connor beendete eilig das Gespräch und hastete zurück in sein Schlafzimmer. Das Handy stopfte er in die Hosentasche. Als er die Schlafzimmertür aufgeschlossen und einen Spalt geöffnet hatte, lugte einer der Marshals ins Zimmer. »Brauchen Sie noch etwas aus der Küche, bevor Sie ins Bett gehen, Sir?«, erkundigte er sich. »Der Fraß im J. Edgar Hoover Building ist nicht gerade empfehlenswert.«
»Vielleicht ein Tunfisch-Sandwich und einen Kaffee«, sagte Connor.
»Wird erledigt, Sir.«
Der Beamte verschwand, und Connor verriegelte hinter ihm die Tür. Dann eilte er zurück zum Safe und holte fünfzigtausend Dollar in gebündelten Hundert-Dollar-Päckchen und zwei saubere amerikanische Pässe, ausgestellt auf die Namen Donald Maynard und John Riggins, heraus. Seit seiner Kindheit war Connor eingefleischter Jets-Fan, aber beim Namen Emerson Boozer zog selbst er die Grenze. Aus einem hinteren Winkel des Safes zog Connor noch eine polierte Kiste aus Eichenholz. Darin lag eine gepflegte, kompakte Halbautomatik, eine Ruger.380. Waffen machten ihn immer ein wenig nervös, und Connor hatte Mühe, das Magazin in
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