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Getrieben: Thriller (German Edition)

Getrieben: Thriller (German Edition)

Titel: Getrieben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher REICH
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so sicher?«

11.
    Es war bereits nach Mitternacht, als Frank Connor in sein Stadthaus in der Prospect Street in Georgetown zurückkehrte. Nachdem er die Eingangsstufen hochgestiegen war, blieb er kurz vor der Haustür stehen und tippte den Code zum Ausschalten der Alarmanlage ein. Das kleine rote Lämpchen schaltete um auf Grün. Trotz des Alarms und der zwei Männer, die irgendwo auf der Straße parkten und das Haus überwachten, machte sich Connor im Hinblick auf seine Sicherheit nichts vor. Er war schon zu lange im Geschäft und hatte sich mehr Feinde gemacht, als er sich je hätte merken können. Wenn einer dieser Feinde es ernsthaft auf ihn abgesehen hatte, würde er wahrscheinlich sterben, ohne seinen Mörder überhaupt zu Gesicht zu bekommen.
    Allgemeine Sicherheitsvorkehrungen waren gut und schön. Zusätzliche eigene Vorsichtsmaßnahmen waren besser.
    Anstatt die Tür aufzuschließen und einzutreten, legte Connor die Fingerspitzen auf den Mauerziegel unter der Tastatur für den Alarm und schob ihn ein Stück zur Seite. Darunter kam eine zweite Zahlentastatur für Connors ganz spezielle Alarmanlage zum Vorschein, einen Bewegungsmelder, der jeden Luftzug im Haus registrierte. Zufrieden stellte Connor fest, dass das Lämpchen gelb leuchtete. Alles in Ordnung. Es war nicht in erster Linie sein Leben, um das er sich sorgte, ihm ging es vielmehr um all die Geheiminformationen, die sich in seinem Haus befanden.
    Er gab einen sechsstelligen Zahlencode ein – den Geburtstag seiner Mutter – und schob danach den Stein wieder an seinen alten Platz zurück. Mit leisem Klicken öffnete sich die vollautomatische Tür. Connor trat ein und stellte seine Aktentasche im Flur ab. Im Wohnzimmer brannte eine Lampe und tauchte das Chintz-Sofa und den alten Shaker-Stuhl in ein warmes Licht. Es war die klassische, stillose Einrichtung eines Junggesellen. Doch Connor hatte penibel darauf geachtet, dass die Möbel seinem Stand, Rang und Spitzenverdienst entsprachen. Er besaß einen Esstisch aus massiver Eiche mit passenden Stühlen und Geschirr aus edlem Meißener Porzellan. Sein Schreibtisch war aus Mahagoni, und an den Wänden hingen Drucke von alten Segelschiffen der Navy. Fotos von Freunden und Familienangehörigen gab es jedoch keine im Haus. Connor war alles andere als ein Familienmensch, und auch Freunde spielten in seinem Leben keine große Rolle. Das einzige Möbelstück, das ihm wirklich am Herzen lag, war der alte lederne Fernsehsessel aus seiner Studentenzeit an der Universität in Michigan.
    Connor war ein Mann mit festen Gewohnheiten. Wie jeden Tag ging er zuerst in die Küche, um ein Glas Milch zu trinken. In jedem Raum, den er betrat und kurz darauf wieder verließ, schaltete er gewissenhaft das Licht an und aus, sodass sein Rundgang durch das Haus von außen genau verfolgt werden konnte. Von der Küche aus ging er auf direktem Weg ins Arbeitszimmer im ersten Stock, wo er sich in den alten Sessel setzte und eine Late-Night-Show im Fernsehen einschaltete. Nachdem er dem Monolog des Moderators zehn endlose Minuten lang gelauscht hatte, stand er wieder auf und stieg den letzten Treppenabsatz bis zu seinem Schlafzimmer hinauf. Dort zog er die Vorhänge zu, schlüpfte in seinen Pyjama und legte sich ins Bett, wo er die neueste Ausgabe von Foreign Affairs durchblätterte, ohne auch nur ein einziges Wort davon zu lesen.
    In seinem Kopf spukte unentwegt ein einziger Satz herum: Man beobachtet dich.
    Um zwanzig vor eins knipste er die Nachttischlampe aus. Sein offizieller Tag endete in diesem Moment.
    Fünf Minuten später schlug er die Decke zurück, kletterte aus dem Bett und ging durch das Bad in ein muffiges Ankleidezimmer, in dem er abgelegte Kleidung aufbewahrte. Connor schob ein paar mottenzerfressene Blazer beiseite und lehnte sich mit der Schulter an die dahinterliegende Wand. Mit einem raffinierten Drehmechanismus schwang eine Geheimtür auf, die zu einem komfortabel eingerichteten Arbeitszimmer mit grünem Teppichboden, einem massiven Schreibtisch und einem imposanten antiken Chefsessel führte. Der Raum hatte schon existiert, als Connor das Haus kaufte. Die ersten Besitzer, Abolitionisten, hatten ihn eingerichtet, um hier schwarze Sklaven zu verstecken, die über die »Underground Railway« auf der Flucht waren. Von dem Zimmer aus führte noch eine Geheimtreppe bis zu einem Gartenhaus auf einem benachbarten Grundstück. Er war nicht der erste Bewohner der Hauses, der daran interessiert war, sich neugierigen

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