Getrieben: Thriller (German Edition)
interessieren, hatte er einen gültigen Fremdenführerausweis mit einer speziellen Genehmigung für diese Art Touren und eine Datei seiner Kunden aus den letzten zwei Jahren griffbereit im Handschuhfach. Bei einer oberflächlichen Inspektion würde die Tarnung ausreichen, nur bei einer genaueren Überprüfung der Papiere musste er mit Problemen rechnen. Mehr war in der kurzen Zeit einfach nicht drin gewesen.
Der Mann setzte sich wieder ans Steuer seines Jeeps, drehte den Zündschlüssel und legte den ersten Gang ein. Mit einem Ruck rollte der Wagen an. Die nunmehr weichen Reifen griffen problemlos auf dem sandigen Untergrund. Der Mann blickte ins endlose Blau des Himmels, als der Wagen eine Sanddüne erklomm. Im nächsten Moment ging es wieder abwärts, und bräunlicher Sand trat an die Stelle des strahlend blauen Himmels. Ziel der Fahrt war ein gottverlassener Ort mitten in der Wüste, rund dreißig Kilometer westlich gelegen. Dort verlor sich die Spur von Emma Ransom. Nachdem der Lifestream abgerissen war, hatten sie mithilfe einer Satelliten-Wärmebildkamera einen Autokonvoi aus sechs Fahrzeugen ausfindig gemacht, die sich vom Flugplatz aus in Richtung Wüste bewegten. Nach einer Vergrößerung der Bilder waren fünf der Wagen als Polizeifahrzeuge identifiziert worden. Der sechste war ein Mercedes-SUV und gehörte Prinz Raschid.
»Eine meiner Agentinnen ist verschleppt worden«, hatte Connor ihm am Telefon gesagt. »Der Fall hat oberste Priorität. Sie muss um jeden Preis gefunden werden.«
Nach einer Stunde Fahrt spürte der Mann, wie seine Nackenmuskeln sich vom ewigen Bergauf und Bergab schmerzhaft verspannten. Einen Kilometer vor dem Ziel brachte er den Land Rover auf dem höchsten Punkt einer Düne zum Stehen. Vorsichtig stieg er aus. Das endlose Meer aus Sand endete vor ihm abrupt, und eine mondähnliche Kraterlandschaft aus harter, rissiger Erde, Felsen und kargem Gestrüpp tat sich vor seinen Augen auf. Fast auf den ersten Blick erspähte er durch das Fernglas einen Farbtupfer, der da nicht hingehörte. Genau an der Stelle, wo über Satellit Prinz Raschid und sein Gefolge zuletzt gesichtet worden waren. Ein schwarzes Kleidungsstück in einem Dornbusch.
Der Mann ließ das Fernglas sinken und lauschte angestrengt. Die Wüste war wie ein Vakuum, das alle Geräusche schluckt. Nicht ein Laut drang an seine Ohren. Von Kopf bis Fuß in Alarmbereitschaft, lenkte der Mann den Land Rover die Düne hinunter und blieb dann erneut stehen. Mit laufendem Motor legte er die letzten paar Meter bis zum Dornbusch zu Fuß zurück und nahm das Kleidungsstück an sich. Es war ein Baumwoll-T-Shirt, und er sah gleich, dass alle Etiketten sorgfältig entfernt worden waren. Ohne Zweifel das Kleidungsstück einer Agentin und somit der Beweis, dass Raschid Emma Ransom tatsächlich hierher gebracht hatte. An einer Stelle war das T-Shirt auffällig verkrustet. Der Mann strich mit dem Daumen darüber und sah, dass die Verkrustung rotbraun wie Rost war.
Ein paar Meter weiter waren Reifenspuren zu sehen. Der Mann ging darauf zu und fand auch jede Menge Fußabdrücke, die einen Halbkreis um eine Stelle bildeten, an der offensichtlich etwas im Sand gelegen hatte. Außer den Fußspuren fanden sich noch etliche Zigarettenstummel im Sand. Der Mann kniete sich hin und durchsuchte den Sand mit den Fingern. Er stieß auf zahlreiche kleine Felsbrocken, Steine und Stöckchen. Und auf noch etwas. Einen Zahn. Einen Backenzahn mit einer silbrigen Füllung.
Der Mann kehrte zu seinem Wagen zurück und fuhr mit ihm auf eine nahe gelegene Düne, von der aus er die Stelle, wo Emma Ransom gefoltert und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit auch umgebracht worden war, überblicken konnte. Mit seinem Fernglas suchte er die Umgebung ab. Nach einer Weile entdeckte er eine Reifenspur, die noch tiefer in die Wüste hineinführte, und direkt dahinter eine Art Furche. Der Mann kannte die Gerüchte, die sich um den Prinzen rankten, nur zu gut. Er hatte schon öfter gehört, dass Raschid al-Zayid Menschen an seinen Wagen gebunden und hinter sich hergeschleift hatte.
Mit dem Land Rover folgte der Mann den Schleifspuren, bis sie nach etwa einem Kilometer abrupt abbrachen. Er kletterte aus dem Wagen und suchte die Gegend nach weiteren Spuren ab, fand aber nur noch die Fußabdrücke eines einzelnen Mannes. Einer war so deutlich, dass man sogar teilweise die dazugehörige Schuhmarke lesen konnte. Mit dem Handy schoss der Mann ein paar Fotos für Connor in der
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