Getrieben: Thriller (German Edition)
FSB sich gezwungen sah, fast all seine Agenten auf die Straße zu setzen, war er es gewesen, der Emma angeworben hatte. Division steckte noch in den Kinderschuhen und war kaum mehr als ein hinter verschlossenen Türen entwickelter, vielversprechender Einfall aus der Ideenschmiede des Pentagons. Die Agenten von Division sollten sich um all jene Dinge kümmern, die das Weiße Haus nur allzu gern aus der Welt geschafft hätte, aber aus Angst vor den Konsequenzen nicht angehen konnte oder wollte.
Die ersten Jobs waren Rein-raus-Aktionen: Mordanschläge, Entführungen und Diebstahl von streng geheimen Informationen. Jobs, bei denen es mehr um die Ausführung selbst und weniger um Strategie ging. Die Agenten wurden bei der Delta Force, den Green Berets, den SEALs und bei Spezialeinheiten der CIA angeworben. Doch mit dem Erfolg wuchs auch Divisions Ehrgeiz. »Proaktiv handeln« lautete die neue Devise. Die Planungen wurden komplexer. Selbst die höchsten Sicherheitsvorkehrungen stellten für Division keinen Hinderungsgrund mehr dar. Die Agenten erhielten falsche Identitäten und lebten oft jahrelang an ihren Einsatzorten im Ausland. Selbst für die entlegensten Winkel der Welt benötigte Division nun Sprachtalente und öffnete deshalb seine Türen für ausländische Agenten. Freiberufler aus Großbritannien, Frankreich, Italien und nicht zuletzt Russland wurden angeworben.
Division war die Geheimwaffe des Präsidenten und nur ihm verantwortlich. Mit anderen Worten, er machte mit Division verdeckte Außenpolitik mit vorgehaltener Waffe ohne Wissen und Mitspracherecht des Kongresses.
Doch diese Zeiten waren lange vorbei. Der kollektive Aufschrei nach den schrecklichen Ereignissen des 11. September war verstummt. Weitere Anschläge auf amerikanischem Boden waren ausgeblieben, obwohl Connor wusste, dass es etliche Pläne gegeben hatte, die aber rechtzeitig durchkreuzt worden waren. Die Amerikaner hatten vielleicht ein kurzes Gedächtnis, doch das war Connor ganz recht. Im Grunde hieß das, dass sein Land sicher war.
Connor betrachtete Erskine stirnrunzelnd und fasste schließlich einen Entschluss.
»Sie haben recht«, sagte er. »Das war vorschnell. Wir können nicht herumrennen wie kopflose Hühner.«
»Ich bin froh, dass Sie es so sehen«, erwiderte Erskine. »Das Letzte, was Division jetzt gebrauchen kann, ist diese Art von Aufmerksamkeit. Schließlich gehen außer uns alle davon aus, dass Emma Ransom unter dem Namen Lara Antonowa für die Russen arbeitet.«
»Ganz recht, Pete. Das hier ist wohl kaum der richtige Augenblick für Sentimentalitäten.«
Erskine setzte ein ernstes Gesicht auf, um Connor zu zeigen, dass auch er sich Sorgen um Emmas Wohlergehen machte. »Sehen Sie es mal so: Wenn jemand sich aus so einem Schlamassel selbst herausziehen kann, dann Emma Ransom. Sie ist eine echt harte Nuss.«
»Wohl wahr.«
»Über diese Operation darf kein Wort nach draußen gelangen. Eine andere Wahl haben wir nicht. Nehmen Sie es sich nicht so zu Herzen, Frank. Emma wusste genau, auf was sie sich da eingelassen hat.«
»Wirklich, Pete? Glauben Sie das im Ernst?« Connor schüttelte reumütig den Kopf. »Und was ist mit Ihrer Frau? Wusste sie vor der Hochzeit, dass sie vielleicht irgendwann die Witwe eines Geheimdienstlers sein würde, oder haben Sie mit der guten Nachricht bis nach der Hochzeitsnacht gewartet?«
Erskine war seit gerade mal sechs Monaten mit einer Anwältin verheiratet, die einem Job mit geregelten Arbeitszeiten im Justizministerium nachging. Er befand sich zurzeit in dem Stadium, wo er jeden Abend daheim anrief und seiner Frau mitteilte, dass er es leider nicht schaffen würde, um sieben zu Hause zu sein.
»Manchmal, mein Junge«, fuhr Connor fort, »frage ich mich ernsthaft, ob überhaupt einer von uns weiß, auf was er sich da eingelassen hat.«
Mit seinen neunundfünfzig Jahren, einer Körpergröße von eins dreiundsiebzig und einem Gewicht von knapp hundertzwanzig Kilo stand Frank Connor ganz oben auf der Liste der besonders gefährdeten Patienten für Herzinfarkt, Diabetes, Schlaganfall und andere Leiden, die ein ausschweifender Lebenswandel mit ungesunder Ernährung, Alkoholmissbrauch und zu viel Arbeit und Stress zwangsläufig mit sich brachte. Sein Doppelkinn hing ihm schlaff bis auf die Brust, von seinen rötlichen Haaren waren nur noch ein paar dünne Strähnen übrig geblieben, und auf seinen Wangen zeigten sich fast so viele Äderchen wie auf einer Straßenkarte der USA. Nur seine blauen
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